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Umwelt & Sport

Travemünder Woche: Für die Seesegler brachte der Tag Champagner-Bedingungen in den drei Wettfahrten

Fotos: segel-bilder.de/Travemünder Woche · Perfekter Segelauftakt für die Travemünder Woche · Was für ein Start in die 135. Travemünder Woche! Bei Sonne und schönem Ostwind konnte bei pünktlichen Starts die maximale Anzahl von insgesamt 16 geplanten Wettfahrten in den sechs Klassen über den Kurs gebracht werden. Am Abend gipfelte der Champagner-Segeltag in einem farbenfrohen und hochspannenden Showrennen der Hobie-Katamarane auf der Trave.Das Ambiente vom Sommer an der Trave vor der Kulisse der Passat und dem Festival im hellen Sonnenlicht begeisterte auch die welterfahrenen Gäste. „Kaum zu glauben, dass ich vorher noch nie hier war. Das ist einfach wunderschön“, sagte Peter Gilmour. Der Australier ist mit seinem Sohn Sam direkt aus Perth angereist, um sich hier mit seinem japanischen Segelpartner Yasuhiro Yaji in den Drachen zu setzen und am Grand Prix teilzunehmen.

, Travemünder Woche 19. – 28.07.2024, Finn, an der Tonne

Gilmour gehört zu den Segellegenden, viermal wurde er in seiner Karriere, die er in seiner Heimat auf einem kleinen Selbstbau-Dinghy vom Typ Pelican begann, Match-Race-Weltmeister. 2007 durfte er als Coach des Schweizer Teams Alinghi den America’s Cup in die Höhe stemmen, die berühmteste Segeltrophäe der Welt. Inzwischen gehört seine Segelleidenschaft dem Drachen. Und dort an der Spitze zu segeln, ist auch für einen Profi wie Gilmour keine leichte Aufgabe. „Ein Platz in den Top zehn ist hier beim Grand Prix das Ziel. Die Konkurrenz ist härter als im America‘s Cup. Im Drachen sind alle Boote gleich, der Mensch macht da den Unterschied. Wir müssen sehr konzentriert agieren.“

In der Vorbereitung ließ der 64-Jährige nichts dem Zufall. Vor dem Start auf die Bahn schickte er seinen 29-jährigen Sohn ins Wasser. Der tauchte noch einmal den Rumpf ab und befreite ihn vom Schmutzfilm. Trotzdem reichte es am ersten Tag des Grand Prix zur Travemünder Woche nicht zur erhofften Platzierung. Doch ganz entscheidend ist der Segelerfolg für Gilmour nicht mehr. In seiner Heimat betreibt er inzwischen einen Farmbetrieb, züchtet dort die japanischen Luxus-Rinder Wagy. Er freut sich vor allem daran, wie der Segelsport in Travemünde präsentiert wird: „Großartig, wie sich Segeln und Festival vermischen. Das ist eine tolle Plattform, um unseren Sport zu promoten. Und hier ist alles, von kleinen Booten bis zu den Yachten, vom Nachwuchs bis zu Weltmeistern.“ Vor allem die jungen Opti-Kids haben es ihm angetan. „Man konnte den Glanz in ihren Augen sehen. Einfach wunderbar.“

, Travemünder Woche 19. – 28.07.2024, ORC, Spinnaker

Im ersten Rennen des Grand Prix landete Gilmour auf dem 16. Platz unter den 35 Teams aus acht Nationen, arbeitete sich schließlich auf Platz zwölf vor. Die Spitze übernahm zunächst die gemischte Crew aus Hamburg und München mit Nicola Friesen an der Pinne durch den Sieg im ersten Rennen. Nach zwei Wettfahrten steht indes der in London lebende Deutsche Christoph Toepfer an der Spitze.

Während die Drachen an diesem Tag mit zwei Rennen zufrieden waren, nutzten die Seesegler mit einem frühen Start die Bedingungen gleich zu drei Wettfahrten. Die Favoriten legten dabei gleich mächtig vor. In den beiden ORC-Klassen stehen die Führenden jeweils mit makelloser Weste da. Jürgen Klinghardt (Lübeck), Eigner der „Patent 4“, hat in der Klasse C ebenso drei Siege stehen wie die „Adamas“ von Jan Peters (Heiligenhafen) in der Klasse A/B. Und auch bei den Yardstick-Yachten gibt eine Crew das Maß vor. Christian Masilge (Berlin) brachte seine „Krabauter“ in allen drei Wettfahrten als Sieger ins Ziel.

Ebenfalls auf der weit in der Lübecker Bucht liegenden Seebahn segelten auch die J/22 die ersten Wettfahrten ihrer German Open, der inoffiziellen Deutschen Meisterschaft. Wie erwartet hat sich die deutsch-französische Mannschaft um Reiner Brockerhoff (Duisburg), die in Travemünde schon viele Erfolge gefeiert hat, an die Spitze gesetzt. In der Berliner Mannschaft von Skipper Wolf Jeschonnek hat sie allerdings einen harten Widersacher, die der Brockerhoff-Crew einen Sieg in den drei Rennen entreißen konnte und ansonsten direkt hinter den Favoriten ins Ziel kam.

, Travemünder Woche 19. – 28.07.2024, ORC, an der Tonne

Im beeindruckenden Feld von 47 Finn-Dinghys bewies der Schweriner André Budzien, dass er nicht nur die etwas kleiner OK-Jolle, sondern auch den ehemals olympischen Finn herausragend beherrscht. Dreimal wurde Budzien schon Weltmeister im OK, im Finn gehört er unter den Master-Seglern ebenfalls zur Weltspitze. Und bei der Travemünder Woche grüßt er nach Tag eins von der Finn-Spitze – mit dem Niederländer Bas de Waal und dem ehemaligen Deutschen Finn-Meister Fabian Lemmel (Berlin) im Schlepptau.

Die 26 RS Aero aus sechs Nationen teilen mit den Finns eine Bahn. Für sie geht es zur TW um den German-Open-Titel. Und auf den erhebt die Ukrainerin Sofiia Naumenko Anspruch. Seit in ihrer Heimat Krieg herrscht tourt die 25-Jährige im Van durch Europa. Eigentlich hatte sie das Ziel, sich im Ilca 6 für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Das gelang zwar nicht, nun zeigt sie aber auch in anderen Klassen – eben im RS Aero – ihre Segelklasse. Drei Siege hat sie nach Tag eins in der Liste stehen, führt damit vor dem Darmstädter Marcus Walther und Juliane Barthel (Osnabrück).

Für die Hobie 16 war der Starttag der Travemünder Woche gleich von einer Doppelschicht geprägt. Erst absolvierten sie im regulären Regattabetrieb drei Rennen, dann ging es nach kurzem Land-Aufenthalt wieder zurück aufs Wasser zu den Showrennen. Während im Ranking der Ranglisten-Regatta Stephan Schubert/Anke Delius den Bug vorn haben, setzte sich bei den Trave-Races das Team Jelle Paulsen/Paula Deppenbrock durch.

Spannender hätte der erste Trave-Race-Tag wohl kaum sein können. Die Finalplätze sicherten sich im ersten Halbfinale Charlotte und Wiebke Finkemeyer sowie Jelle Henning Paulsen und Paula Deppenbrock. Im zweiten Halbfinale standen die Finalteilnehmenden schon am Start fest, da die weiteren zwei Teams wegen eines Frühstarts nicht gewertet wurden. Die Teams Niklas Jansen/Thilo Jablonsky und Ben Jochims/Matteo Perret profitierten von der Situation konnten im Halbfinale ganz entspannt segeln.

, Travemünder Woche 19. – 28.07.2024, Trave Race

Bis zur Finalentscheidung musste sich das Publikum etwas gedulden, da der erste Finallauf wegen durchfahrender Berufsschifffahrt abgebrochen werden musste. Spannung pur bot letztlich das Finale. Nach einem engen Start änderte sich die Reihenfolge der Boote an jeder Tonne erneut, selbst die zunächst weit hinten liegenden Niklas Jansen und Thilo Jablonsky arbeiteten sich überraschend wieder nach vorne. Die Entscheidung fiel in allerletzter Sekunde an der Ziellinie bei einem wahren Fotofinish. Der Sieg ging an Jelle Henning Paulsen und Paula Deppenbrock (WSV Kolmar). Platz zwei belegten Ben Jochims und Matteo Perett vom Verein Nordwind Wassersport.

Bildunterschriften von oben:
Peter Gilmour, der unter japanischer Kennung antritt, hofft in Travemünde auf eine Top-Ten-Platzierung, muss sich aber erst einmal mit Rang zwölf begnügen. Foto: segel-bilder.de/Travemünder Woche

Die Seesegler nutzten den Tag zu drei Wettfahrten. Foto: segel-bilder.de/Travemünder Woche

Im Finn muss der ehemalige Deutsche Meister Fabian Lemmel nach Tag eins die Überlegenheit von André Budzien anerkennen. Foto: segel-bilder.de/Travemünder Woche

Jelle Henning Paulsen und Paula Deppenbrock steuerten ihren Hobie zum Sieg im Trave Race.