Travemünder Woche: 750 Boote auf der Jagd nach 27 Titeln
TRAVEMÜNDE. Rund 1.500 Seglerinnen und Segler aus 20 Nationen werden ab kommenden Sonnabend (24. Juli) in 35 Bootsklassen und 42 Disziplinen ihre Travemünder Woche-Sieger 2010 suchen. In ihrer 121. Auflage hat die schönste Regatta der Welt zugleich 27 Titelkämpfe ausgeschrieben, von der Internationalen Deutschen Meisterschaft auf dem olympischen Surfbrett RS:X bis zur manroland Tornado-Weltmeisterschaft der Zweirumpfboote. Überhaupt bilden die Katamarane mit 200 Teilnehmern allein bei den Hobie Multi Europeans den Schwerpunkt der insgesamt 750 Meldungen. Die eine Million erwarteten Besucher dürfen sich nach der Eröffnung am Freitag (23. Juli) jedoch nicht nur auf das Regattaprogramm freuen, zu dem erstmals Showrennen am späten Nachmittag auf der Trave gehören, sondern auch auf ein fröhliches und abwechslungsreiches Festival an Land, das erst zehn Tage später am Sonntag, dem 1. August, mit einem spektakulären Höhenfeuerwerk zu Ende geht.
Mit 99 Booten in der offenen EM-Wertung der Hobie 16 bildet die weltweit am meisten verbreitete Katamaranklasse mit Abstand das stärkste TW-Feld. Wettfahrtleiter Peter Ramcke wird es ab Mittwoch (28.Juli) auf Bahn Foxtrott vor dem Brodtner Ufer starten. Aber auch die Tornados mit 47 Meldungen sowie die Laser Radial (45) zur offenen Distriktmeisterschaft Nord und die 41 Formula 18-Kats bei ihrer deutschen Bestenermittlung bringen stattliche Felder an die Startlinien. „37 olympische Finn Dinghis und 33 Folkeboote können sich genauso sehen lassen“, freut sich der oberste Wettfahrtleiter Walter Mielke vom Hauptveranstalter Lübecker Yacht-Club (LYC) über das Meldeergebnis in den größten Klassen ohne Meisterschaften.
Abgesehen von dem Gros der Einheimischen haben sich Aktive aus Australien, Österreich, Weißrussland, Tschechien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Griechenland, Ungarn, Italien, den Niederlanden, Polen, Russland, der Schweiz, Schweden, Belgien, Spanien, Singapur und sogar aus dem Oman angesagt. „Acht arabischen Segler aus dem Sultanat Oman, die im Hobie 16 starten, sind seltene, aber umso lieber gesehene Gäste der Travemünder Woche und sorgen für ein besonderes, internationales Flair“; sagt der LYC-Vorsitzende Andreas Stülcken von der Organisationsleitung.
Und was wäre eine charmante Segelveranstaltung ohne „blaues Blut“? Seine königliche Hoheit Prinz Luitpold von Bayern gibt sich die Ehre und kommt mit seiner Asso 99 nach Travemünde. Während es für eine der schnellsten Kielbootklassen der Welt die TW-Premiere ist, war der Prinz in seinen Jugendjahren schon als Segler an der Travemündung. Der deutsche Klassenboss gilt mit seiner „König Ludwig Dunkel“ nicht nur als Favorit bei der German Open, sondern auch als Aspirant auf den Sieg im anschließenden Euro Cup. Die Seesegler zieht es mit ihren Yachten dieses Jahr bei der Mittelstrecke (Start: Freitag, 10 Uhr) Richtung Osten in die Marina Boltenhagen.
Einem Experiment fiebert die gesamte TW-Mannschaft von rund 300 größtenteils Ehrenamtlichen entgegen: Es sind die lange vorbereiteten und nun erstmals in die Tat umzusetzenden Wettfahrten auf der Segel-Arena Trave direkt vor den Augen des Publikums. Nachdem die Tagesrennen auf der Lübecker Bucht abgeschlossen sind und sich auf der Wasserstraße ein Zeitfenster ohne Durchfahrt der Großschifffahrt öffnet, werden von Sonnabend bis Sonnabend verschiedene Klassen vor der Regattastation an den Start gehen. Geplant sind ab 17 Uhr zwei kurze Ausscheidungen von zirka 20 Minuten mit je acht Booten, ehe die besten vier aus jedem Lauf das Finale bestreiten. Den Anfang machen am ersten Wochenende die Tornados, bevor die Hobie Tiger und Wildcat sowie die Asso 99, Hobie 16, F-18 und A-Cats zum Zug kommen.
„Das ist Segeln zum Anfassen par excellence“, lobt Uwe Bergmann von der Hamburger Eventagentur uba, die wieder das Festivalprogramm zusammengestellt hat. Und auch das wartet mit einigen Neuheiten auf. So wird am Dienstag (27. Juli) ab 19 Uhr in den neu aufgeteilten, drei thematisch unterschiedlichen Strandclubs der Lübzer Beach Area erstmals eine klassische Nacht gefeiert. Die für eine Großveranstaltung im Freien ungewohnten Klänge werden gegen 22.45 Uhr in einer bengalischen Feuershow gebündelt, die den Strand neben der Nordermole in ein farbiges Flammenmeer tauchen soll. Und am Tag drauf gibt es nach dreijähriger Pause wieder ein Halbzeitfeuerwerk, das ebenso wie der Schlussakkord am 1. August auf Musik abgebrannt wird, und das zudem nicht nur von der Nordermole, sondern auch vom Priwallstrand aus.
Musik, Musik, Musik heißt das Motto auch an anderen Stellen des 80.000 Quadratmeter großen Eventgeländes. Neu sind eine irische Bühne auf dem Platz vor der Lotsenstation und ein Schlagerschwerpunkt vor der Bäckerei Junge an der Travepromenade. Die Festivalbühne im Brügmanngarten gehört am Sonntagabend (25. Juli) ab 20 Uhr dem „König von Mallorca“, Jürgen Drews, und gleich zweimal, nämlich Montag (ab 18 Uhr) und Mittwoch (ab 19 Uhr) der Kultband United Four im Kuhoutfit. Die Rock’n Soul Show von Julia Neigel und Edo Zanki am Donnerstag (ab 21 Uhr) sowie die Neue Deutsche Welle der SternenReiter am Freitag (ab 20.30 Uhr) mit Gaststar Fräulein Menke sind weitere Höhepunkte des Abendprogramms.
Die Travemünder Woche geht auch durch den Magen, neu mit der indischen „Shikara“-Küche an der Strandallee und einem Seemannstreff mit Flammlachs und Kutterscholle am Strandabgang neben der Nordermole. Eine Bank bleibt das Seglervillage neben den LYC-Clubhaus mit der Präsentation von neuen, besonders umweltfreundlichen Fahrzeugmodellen, aber auch dem Siegerauto der Rally Dakar vom TW-Hauptpartner Volkswagen.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen darf sich also auf eine aufregende Woche freuen, wenn er als Schirmherr am Freitag um 18 Uhr mit Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe die 121. Travemünder Woche eröffnet. Mit der Jazzband von der boot Düsseldorf, der N’Awlins Brassband, geht es sodann mit Volldampf in neun aufregende Regattatage, zu denen auch der Rotspon Cup am Mittwoch um 12 Uhr gehört. Ungeachtet der Rettung der Lübecker Universität wird Saxe seine Solidarität zeigen und im Zweikampf Boot gegen Boot auf deren Präsident Prof. Peter Dominiak treffen.