Kultur & Wissenschaft

Treeshaping: Designer lässt Gartenstuhl wachsen – Produktplantagen als Kontrast zur Massenfertigung

Chair Farming: Sessel aus dem GartenhausChair Farming: Sessel aus dem Gartenhaus[ Fotos ]

Berlin (pte001/02.06.2012/06:00) – Das deutsche Designstudio Aisslinger http://aisslinger.de hat auf der vergangenen Milan Furniture Fair einen gewachsenen Gartenstuhl präsentiert. Dieser wurde über einen Zeitraum mehrerer Monate in einem Stahlkorsett hochgezogen. Er soll einen Einblick in eine mögliche Zukunft der Produktion und gleichzeitig einen provokativen Kontrast zur Massenanfertigung bieten, erklärt Produktdesigner Julian Lechner im Gespräch.Stühle, die aus Sträuchern wachsen

Die Idee des Studiogründers Werner Aisslinger hat dabei durchaus historische Vorbilder. So hat der Bankier und Naturfreund John Krubsack Anfang des 20. Jahrhunderts sich ebenfalls einen Sessel wachsen lassen, was allerdings bedeutend länger dauerte. 1903 setzte er dafür 32 Holundersträucher ein, elf Jahre später „erntete“ er das Möbelstück, berichtet TreeHugger.com. Auch andere Personen haben sich zwischenzeitlich mit der Formung wachsender Pflanzen beschäftigt.

Für den Outdoorsessel aus dem Hause Aisslinger setzte man auf Weidenholz, schildert Lechner gegenüber pressetext. Die Pflanzen wurden auf eine Größe von rund 20 Zentimeter vorgezogen, bis sie in das mit Löchern durchzogene, eiserne Korsett gesteckt wurden. Innerhalb eines halben Jahres füllten sie dieses aus und das Stahlgerüst wurde entfernt. „Das Korsett lässt sich wiederverwenden, was in ökologischer Hinsicht natürlich auch der Sinn der Sache ist“, so Lechner, der als Assistent von Aisslinger tätig ist.

Treeshaping meets Urban Farming

„Als Designer arbeiten wir an ikonischen Gegenständen“, erklärt der Fachmann. „Dafür ist speziell der Sessel geeignet, da er ein sehr alltäglicher und überall gegenwärtiger Gegenstand ist.“ Bei Aisslinger verfolgt man die Vision von Produktplantagen als gewollte Provokation im Kontrast zu IKEA und Co. Dies möchte man auch mit anderen, alternativen Konzepten wie „Urban Farming“ verbinden. Nun sucht man nach Unterstützung, um auf städtischen Grünflächen den Anbau von Gemüse und Möbeln zu demonstrieren und die Wirkung auf die Öffentlichkeit auszuloten sowie Aufmerksamkeit zu schaffen.

Das Konzept lässt sich mit weiteren Formen und Materialien erweitern. „Es gibt zum Beispiel schnellwachsende Pilzarten, die nach dem Aushärten eine hohe Festigkeit aufweisen“, erklärt Lechner. Neben der Herstellung von Einrichtungsgegenständen ist es auch denkbar, ganze Strukturen für leichte Konstruktionen wie Gartenhäuser wachsen zu lassen.