Usbekistan: Wissenschaft und Bildung
Die Boerse in Taschkent
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Das im Herzen Zentralasiens gelegene Usbekistan war über die Jahrhunderte hinweg Schnittpunkt der Wege der großen Seidenstraße, die eine spezifische Brücke zwischen Ost und West bildete und die unterschiedlichen Völker und Länder, sich nicht ähnelnde Kulturen und Traditionen miteinander verbunden hat. Hier kreuzten sich Handelswege, gab es Berührungspunkte und eine Synthese der großartigen Zivilisationen Chinas, Indiens, des Nahen Ostens und Europas.
Das Territorium des heutigen Usbekistans war eines der wichtigsten Zentren wissenschaftlichen Denkens. Im altertümlichen Choresm wurde eine der ersten Akademien der Menschheitsgeschichte gegründet – die Akademie Mamun.Usbekistan schenkte der Welt großartige Denker und Gelehrte wie Al Choresmi, dessen Name in die Mathematik für das Rechnen mit Dezimalzahlen steht und sich in „Algorithmus“ wieder findet. Im 12. Jahrhundert waren seine Arbeiten der wichtigste Leitfaden der Algebra in den Ländern Europas.
Al Farghani, in Europa als Alfraganus bekannt, schieb seinen „Ursprung der Astronomie“.
Ibn Sina, der im Westen als Avicenna bekannt wurde, schrieb den „Kanon der ärztlichen Wissenschaft“. Seine Arbeiten waren in West und Ost außerordentlich populär.
Abu Reichan Beruni war es, der erstmals im Osten der Idee Ausdruck verlieh, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Berühmt wurde er durch seine Grundlagenforschung auf den Gebieten der Geologie, der Geodäsie, der Astronomie, der Mathematik, der Mineralogie und Pharmakognosie.
Mirso Ulugbek war Staatsmann, Gelehrter und Aufklärer. Auf seine Initiative wurde in Samarkand ein astronomisches Observatorium geschaffen, das auf einmalige und kühne Weise wissenschaftliches Denken im Mittelalter umsetzte.
Die Erlangung der staatlichen Souveränität der Republik Usbekistan und die Wahl eines eigenständigen Weges der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung machten Reformen des Ausbildungswesens erforderlich, die in dem auf Initiative des Präsidenten der Republik Usbekistan Islam Karimov beschlossenen Gesetz „Über das Bildungswesen“ und im Nationalen Bildungsprogramm ihre Umsetzung fanden.
In Usbekistan erfolgt die Finanzierung des Bildungswesens aus dem Staatshaushalt. Rund 90 % aller Bildungsausgaben des Staates erfolgen aus Budgetmitteln des Staates, die übrigen 10 % unmittelbar aus lokalen Haushaltsmitteln.
In Usbekistan wird gleiches Recht auf Bildung unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Sprache, ethnischer oder nationaler Zugehörigkeit, Religion, sozialer Lage, Tätigkeit, Wohnort oder Aufenthaltsdauer im Lande garantiert.
Dabei ist anzumerken, dass nahezu 60 % der Bevölkerung der Republik jünger als 30 Jahre sind. Usbekistan ist also nicht nur ein junger Staat, sondern auch ein Staat der Jugend. Fast 10 Millionen Bürger Usbekistans sind Kinder und Jugendliche in der Ausbildung. Das Durchschnittsalter der Bewohner Usbekistans liegt bei 23,9 Jahren.
Gemäß dem Gesetz „Über das Bildungswesen“ umfasst das System der kontinuierlichen Ausbildung folgende Stufen: Die Grundschulbildung der Republik Usbekistan umfasst die Klassenstufen 1 – 4 und beginnt im Alter von 6 – 7 Jahren.
Die Allgemeine Mittelschulbildung ist für alle obligatorisch. Sie beginnt im Alter von 10 -11 Jahren. Gegenwärtig lernen an den usbekischen Schulen über 5,7 Millionen Schüler, die von mehr als 450.000 Lehrern unterrichtet werden. Großes Augenmerk gilt dabei an den allgemeinbildenden Schulen dem Fremdsprachenunterricht. Neben Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch werden auch östliche Sprachen gelehrt.
Derzeit lernen mehr als 750.000 Schüler Deutsch. Gegenwärtig gibt es in der Re-publik 8 Spezialschulen mit erweitertem Deutschunterricht.
Bis 2010 wird es jährlich 550.000 – 600.000 Abgänger der 9-klassigen allgemeinbilden-den Schule geben. Es wird davon ausgegangen, dass 90 % dieser Absolventen der 9. Klasse die Berufsausbildung an einem Berufscollege aufnehmen werden. Das ist der dominierende Bereich der Ausbildung und zugleich das Herzstück der Reformen.
Beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen wurde das Zentrum für Fach-schul- und Berufsausbildung gegründet, in dessen Zuständigkeit die Bildungseinrichtungen des neuen Typs – die Lyzeen und Colleges – als spezifisches nationales Modell dreijähriger Ausbildungsformen gehören.
Die Schaffung der Fachschul- und Berufsbildungseinrichtungen erfolgte etappenweise entsprechend dem Nationalen Bildungsprogramm. Die erste Etappe (1997-2001) sah die Schaffung der rechtlichen, personalseitigen, wissenschaftlich-methodischen, finanziellen und materiellen Voraussetzungen für die Reformierung und Entwicklung des Systems der kontinuierlichen Bildung vor. Nach Abschluss dieser Etappe wurde mit der Schaffung der Bildungseinrichtungen des neuen Typs begonnen – von 47 akademi-schen Lyzeen und 303 Berufscolleges.
Die zweite Etappe der Entwicklung und Finanzierung der materiell-technischen Basis der akademischen Lyzeen und Berufscolleges wird 2010 abgeschlossen werden und sieht die Schaffung von 178 akademischen Lyzeen und 1689 Berufscolleges für ca. 1,5 Millionen Auszubildende vor
Die Hochschulausbildung Ubeskistans ist zweistufig aufgebaut. Das Bachelorstudium als Basis vermittelt Grundlagen und angewandtes Wissen in einem Fachgebiet mit einer Studiendauer von mindestens 4 Jahren. Das Masterstudium vermittelt Wissen in einer konkreten Fachrichtung auf der Grundlage des Bachelor-Abschlusses und dauert mindestens 2 Jahre.
Zum System des Hochschulwesens Usbekistans gehören 63 Hochschulen. An 17 Universitäten und 45 Instituten gibt es über 166.000 Studenten. An den Hoch-schulen arbeiten 18.500 Lehrkräfte, von denen 52 % Doktoren und habilitierte Doktoren sind.
Im System der Fortbildung und Umschulung arbeiten 23 Institute, 16 Fakultäten, 4 Zentren und 14 Qualifizierungskurse. Usbekistan ist heute ein großes wissenschaftliches Zentrum mit einer entwickelten Forschungs- und materiellen Basis, einem reichen wissenschaftlichen Fundus und qualifiziertem Personal. Zum Forschungskomplex der Republik zählen 362 Akademien, Hochschulen und Fachinstitute, darunter 101 Forschungsinstitute, 55 Forschungsbereiche von Hochschulen, 65 Entwicklungsorganisationen, 32 wissenschaftliche Produktionsvereinigungen und experimentelle Betriebe, 30 Informations- und Rechenzentren.
Kernstück des wissenschaftlichen Potenzials ist die Akademie der Wissenschaften der Republik Usbekistan – das seit 1943 bestehende führende wissenschaftliche und expe-rimentelle Zentrum in Zentralasien.
Im Wissenschaftsbereich sind heute 46.000 Menschen beschäftigt, darunter 16.100 Doktoren und 2.800 habilitierte Doktoren. Wissenschaftlicher Nachwuchs höchster Qua-lifikation wird in 20 Wissenschaftsrichtungen ausgebildet.
Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Vervollkommnung des Bildungssystems, bei der Entwicklung des wissenschaftlich-technischen Potenzials Usbekistans spielt die Erweiterung und Festigung der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland. Die bilaterale Zusammenarbeit in diesem Bereich basiert auf dem im April 1992 unterzeichneten Regierungsabkommen über kulturelle Zusammenarbeit.
Die Zusammenarbeit mit Deutschland im Bereich der Bildung und Wissenschaft hilft, den Bedarf Usbekistans an Fachleuten zu decken, die auf den Gebieten der Wirtschaft, des Finanzmanagements, des Bankwesens und in anderen Bereichen in der Lage sind, unter marktwirtschaftlichen Bedingungen entsprechend den heute in der Welt üblichen Anforderungen zu arbeiten. Diese Kooperation führt zur Verbesserung der Methodik des Deutschunterrichts an Bildungseinrichtungen aller Stufen, zu besseren Lehrbüchern und anderen erforderlichen Lehrmaterialien.
Gegenwärtig bestehen enge Kontakte zwischen staatlichen und öffentlichen Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen beider Länder. In Usbekistan sind die Alexander von Humboldt-Stiftung, die Konrad Adenauer-Stiftung, die Friedrich Ebert-Stiftung die Carl-Duisberg-Gesellschaft und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) aktiv tätig. Besondere Bedeutung für die Entwicklung der bilateralen Beziehungen im Bereich der Wissenschaft und Bildung hat die Filiale des Goethe-Instituts in Taschkent, die eine wichtige Rolle bei der Aus- und Weiterbildung von Deutsch-Lehrern und beim Deutsch-unterricht für die Öffentlichkeit spielt.
Deutschland gewährt Unterstützung bei der Aus- und Weiterbildung von Kadern aus Usbekistan. Jährlich absolvieren über den DAAD rund 100 Studenten, wissenschaftliche Mitarbeiter und Fachleute aus Universitäten und wissenschaftlichen Zentren Usbe-kistans Praktika und Fortbildungsmaßnahmen in Deutschland. Zwischen Hochschulen der beiden Länder bestehen Partnerschaftsbeziehungen auf der Grundlage von 22 unterzeichneten Vereinbarungen.









