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Politik & Wirtschaft

Vor Spitzengespräch der Innenminister zu Gewalt im Fußball: Andreas Breitner erwartet konkretere Maßnahmen und härtere Sanktionen

Von dem Spitzengespräch der Innenminister mit den Präsidenten des Deutschen Fußballbundes (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) am kommenden Montag in Berlin erwartet Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner deutlichere Signale im Kampf gegen die Gewalt im Fußball. Die jüngsten Ankündigungen von DFB und DFL nach der Sicherheitskonferenz am vergangenen Dienstag und der Verhaltenskodex zur Wahrung eines gewaltfreien und sicheren Wettbewerbs im Fußball seien richtige Schritte, reichten aber nicht aus, um dem Problem in seiner Dimension und Brisanz umfassend gerecht zu werden. „“Der Bundesinnenminister und die Vereinsfunktionäre sind hinter den Erwartungen und Möglichkeiten zurückgeblieben““, sagte Breitner am Freitag (20. Juli) in Kiel.

Die Vereine können nach Überzeugung des Ministers für die Sicherheit mehr leisten, als sie derzeit dazu bereit seien. Breitner möchte die Vereine daher stärker in die Pflicht nehmen, beispielsweise bei der Prävention. Angesichts der deutlichen Mehreinnahmen von DFB und DFL aus der Vermarktung der Fußballübertragungsrechte von etwa 628 Millionen Euro jährlich, ist die beabsichtigte Erhöhung der Mittel zur Finanzierung von Fanprojekten von 2,8 auf zukünftig 4,3 Millionen Euro nach Aussage Breitners bei weitem nicht ausreichend. Mit nur einem Prozent aus diesen jährlichen Einnahmen könnte man die derzeitigen Mittel für Fanarbeit auf etwa zehn Millionen Euro erhöhen. „“Für den millionenschweren DFB sind das wirklich nur Peanuts, für die Gewaltprävention wäre es ein großer Fortschritt““, sagte Breitner.

Die Hauptlast liege immer noch sehr einseitig auf den Schultern der Polizei. Sollten die Vereine nicht bereit sein, alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um die Gewaltspirale zu durchbrechen, seien ordnungsrechtliche Auflagen vor Spielen nicht ausgeschlossen. „“Ein Fußballspiel vor leeren Zuschauerrängen könnte dann schnell Realität sein““, sagte Breitner. Er erinnerte daran, dass die Hamburger Polizei dem FC St. Pauli für das Punktspiel am 22. April verboten hatte, Eintrittskarten an den FC Hansa Rostock abzugeben. Dieses Verbot wurde vom Verwaltungsgericht bestätigt.

Breitner hat DFB und DFL im Kampf gegen die Gewalt im Fußball zu mehr Entschlossenheit und Konsequenz aufgefordert. „“Wir brauchen die konkrete und zügige Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen in der Praxis““ sagte der Minister. In den Stadien seien schärfere Zugangskontrollen notwendig, um den Einsatz von Pyrotechnik konsequent zu unterbinden. „“Jede Form von Feuerwerk hat in Stadien nichts zu suchen““, sagte Breitner. In Sekunden könne ein Mensch gefährlichste Verbrennungen durch die rund 2.000 Grad heißen Fackeln, die so genannten Bengalos erleiden. Dazu komme die Gefahr einer Panik im Stadion.

Die Qualifizierung von Ordnungskräften sei zu verbessern. Diese müssten auch in ausreichender Anzahl vorhanden sein. Breitner begrüßte ausdrücklich die härtere Sanktionsmöglichkeit bei Stadionverboten bis zu einer Höchstdauer von zehn Jahren.

Die Videobeobachtung müsse auf dem neuesten technischen Stand sein. Bei Auswärtsspielen müssten für die Stehplatzbereiche personalisierte Tickets eingeführt werden. Auch die Frage nach einer Begrenzung oder Abschaffung von Stehplätzen ist für Breitner noch keineswegs vom Tisch. „“Das bleibt eine Option““, sagte der Minister. Im Kampf gegen Gewalttäter in Stadien gebe es keine Denk- und Handlungstabus.