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Kultur & Wissenschaft

Vortrag von Dr.Jürgen Schwalm über Annette Kolb in Lübeck

tbf211010_Lutz Gallinat_Freywald_004aEs war eine informative und interessante Matinee im reichlich gefüllten Lübecker „Alten Zolln“.  Am 30.Juni 2013 referierte Dr. Jürgen Schwalm, Lübeck, beim 280. „Literarischen Frühschoppen“ des „Lübecker Autorenkreises und seine Freunde e.V.“ nach einführenden Worten des 1.Vorsitzenden Klaus Rainer Goll über das Thema „Ich soll auf meine besondere Weise berichten“ – „Ein Leben für die deutsch-französische Völkerverständigug: Annette Kolb (1870-1967).“
Die Künstlerin wurde am 3.2.1870 in München geboren und starb dort am 3.12.1967. Ihre Mutter war eine berühmte Pariser Konzertpianistin, der Vater Gartenarchitekt, Direktor der Botanischen Gärten Münchens und schließlich königlich-bayerischer Gartenbauinspektor. Die Salonkultur, die ihre Mutter pflegte, prägte auch Kolb. Im Ersten Weltkrieg emigrierte sie wegen ihrer pazifistischen Überzeigung in die Schweiz; ihre Haltung wurde sowohl von deutscher wie von französischer Seite kritisiert. Nach ihrer Rückkehr 1919 ließ sie sich in Badenweiler nieder, machte zahlreiche Reisen und trat auch politisch vermittelnd auf. Thomas Mann porträtierte sie als Jeanette Scheuerl im „Doktor Faustus“. 1933 verließ sie Deutschland; sie ging über die Schweiz nach Paris und 1940 in die USA. 1945 kehrte sie nach Europa zurück und lebte in Paris und in München. In ihren zahlreichen Feuilletons und Essays, in deutscher und französischer Sprache, spiegeln sich ihre Begegnungen mit Künstlern und Politikern, aber auch ihr politisches Engagement für die deutsch-französische Verständigung, für die Einigung Europas und gegen Hitler, den „Nero im Jägerhemd“. Ihre drei Romane „Das Exemplar“, „Daphne Herbst“ und „Die Schaukel“ tragen autobiografische Züge und vergegenwärtigen rückblickend eine der Katastrophe des Ersten Weltkriegs entgegen sehende, vergehende Gesellschaft.
Dr. Jürgen Schwalm, der akribisch recherchiert hatte, verband in seinem auch wegen der vielen Zitate ud Urteile von Kritikerinnen und Kritikern anschaulichen und lebendigen Vortrag virtuos und brillant Wissenschaftlichkeit und Literarizität. Der Autor erhielt schließlich von den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern sehr viel Beifall.
Lutz Gallinat