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Wallraff enthüllt Arbeitsbedingungen der „unteren Klassen“

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Sozialreportage: Vortrag und Diskussion am 26. Februar in der Ev.-Reformierten Kirche
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Nord lädt die VHS am 26. Februar 2009, von 19 bis 21 Uhr zur Sozialreportage in die Evangelisch-Reformierte Kirche, Königstraße 18, ein. Unter dem Motto „Ohne Maske“ präsentiert der Journalist und Autor Günter Wallraff Enthüllungsgeschichten von seiner Reise durch neun Städte der Republik: Unter anderem aus Callcentern und von Lidl-Zulieferern, über das betrügerische Geschäft mit gutgläubigen Kunden und über die betrogenen Beschäftigten, deren Arbeit sie arm macht und die Firmenbesitzer reich. Karten können ab sofort bei der VHS unter Angabe der Veranstaltungsnummer 102-025 reserviert werden oder sind an der Abendkasse erhältlich. Der Eintritt beträgt acht, ermäßigt vier Euro. Schülergruppen zahlen zwei Euro pro Person.
Günter Wallraff engagiert sich bereits länger als vier Jahrzehnte für die sozialen und politischen Rechte der „unteren Klassen“. Als Journalist und Autor hat er sich den Verhältnissen ganz persönlich ausgesetzt, über die er berichtet hat. Er hat sich nicht nur von den Betroffenen erzählen lassen, er war selber Betroffener: am Band, in der Stahlfabrik, im Staub der dreckigsten Maloche, die keiner machen wollte – und jetzt in der schimmeligen Großbäckerei und im Großraumbüro der verlogenen Telefonverkäufer.
Wallraffs Sozialreportagen haben schon vor Jahrzehnten aufgerüttelt und verändert – und sie tun es noch heute: in der Hunsrücker Bäckerei Weinsheimer sind nach seinen Enthüllungen in der Wochenzeitung „Die Zeit“ und durch seinen mit versteckter Kamera aufgenommenen Fernsehfilm die Löhne um 24 Prozent angehoben worden und endlich durften die dort Beschäftigten einen eigenen Betriebsrat wählen. Doch Preisdrücker Lidl und ein gewinnsüchtiger Firmeninhaber sorgen schon wieder für Unruhe. Die Geschichte ist noch nicht zu einem guten Ende gebracht…
Auch die Callcenter beschäftigen ihn weiter. Dort hat sich seit seinen Enthüllungen manches bewegt, der gesetzliche Schutz der Verbraucher vor unerwünschten Anrufen ist verbessert worden, Insider haben ausgepackt, der Handel mit Bankdaten wurde ruchbar. Doch es bleibt noch viel zu tun. Deshalb gilt auch hier ein altes Prinzip des Enthüllungsautors: nicht kurz einmal durchrauschen durch ein „Elendsgebiet“ und dann wieder weg – sondern: dran bleiben, kontinuierlich arbeiten, Verbesserungen mit den eigentlich Betroffenen durch Beharrlichkeit erreichen.
Von diesem Bemühen wird Günter Wallraff berichten. Und natürlich von den Recherchen selbst, von dieser ganz besonderen Methode der „under cover“-Untersuchungen, von einer Sorte investigativen Journalismus und Dokumentationsliteratur, wodurch sein Name zum Verb wurde : „wallraffen“.
Sicherlich werden auch diejenigen Zuhörerinnen und Zuhörer auf ihre Kosten kommen, die vom ganz persönlichen und auch schmerzvollen Einsatz des Autors gegen die Diktaturen in Griechenland und Portugal fasziniert waren. Denn Günter Wallraff ist nicht nur ein brandaktueller Geschichtenerzähler, sondern ein lebendiges Geschichtsbuch „von unten“. Die Süddeutsche Zeitung charakterisierte seinerzeit den „Mann, der bei BILD Hans Esser war“, auch wegen seiner Enthüllungen in den Zentren politischer und medialer Macht als „wahrscheinlich einflussreichsten Autoren dieses Jahrhunderts“.