Wenn Segelmacher – dann Meister
Segelmacher: Ein Handwerksberuf mit Tradition und Zukunft. So sehen es jedenfalls 13 Nachwuchskräfte des Segelmacherhandwerks, die sich in den letzten Wochen im Rahmen eines Meistervorbereitungslehrgangs intensiv auf die Meisterprüfung im Segelmacherhandwerk vorbereitet haben. Die Segelmacher im Alter von 22 bis 53 Jahren nahmen damit an einem bundesweit einmaligen Schulungsangebot des Maritimen Kompetenzzentrums der Berufsbildungsstätte Travemünde teil. Ihr Ziel haben die Teilnehmer aus Bayern, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen auch schon vor Augen: Die Meisterprüfung bei der Handwerkskammer Lübeck. „Wir freuen uns, dass wir für diese engagierten jungen Segelmacher wieder einen interessanten und intensiven Lehrgang zusammenstellen konnten“, freute sich Thomas Baehr, Leiter der Berufsbildungsstätte Travemünde. In den letzten sechs Jahren hat das Maritime Kompetenzzentrum insgesamt drei Meistervorbereitungslehrgänge im Segelmacherhandwerk durchgeführt. Das große Interesse an der Meisterprüfung im Segelmacherhandwerk ist umso erstaunlicher, da in diesem Handwerksberuf seit 2004 die Meisterprüfung für eine Selbständigkeit nicht mehr vorausgesetzt wird.
„Wenn Segelmacher – dann Meister“: So der einhellige Tenor der 13 Lehrgangsteilnehmer. Alle Teilnehmer sagen aber auch: „Ohne diesen Kurs hätte sich keiner zur Meisterprüfung angemeldet“. Der Lehrgang in den Werkstätten und Unterrichtsräumen der Berufsbildungsstätte Travemünde umfasst 130 Unterrichtsstunden, bei denen zahlreiche Spezialthemen des Segelmacherhandwerks, wie technischen Zeichnen, Nähmaschinentechnik, Bootsverdeckstoffe, Tauwerktechnik, Riggtechnik, Vorzelte/Zelte, Beschläge, Drahtseile, Segeltuche oder Umgang mit modernen CAD/CAM-Programmen beinhalten. Ein besonders Plus des Lehrgangs: die Fachreferate von Kooperationsfirmen, wie z. B. Lindemann KG Hamburg, Herrmann Gotthardt GmbH Hamburg, Pfeiffer Marine GmbH Radolfzell, Schmitz Werke Emsdetten, Dimension Polyand GmbH Kempen, NEZ Nähtechnik Südbrookmerland.
„Mit unseren hochkarätigen Referenten aus den Herstellerfirmen konnten wir eine besondere inhaltliche Qualität im Lehrgang darstellen“, sagt Eckart Elsig, Segelmachermeister und Koordinator des Vorbereitungslehrgangs. Gerade im Segelmacherhandwerk sei die Verzahnung zwischen Industrie und Handwerk besonders wichtig.
Stimmen der Teilnehmer
Benjamin Kowalski (25 aus Kiel): „Ich habe 2011 ausgelernt. Für mich stand immer fest, wenn man ins Handwerk geht, dann macht man die Ausbildung soweit es geht. Das heißt für mich Meisterprüfung. Stillstand ist Rückschritt. Die Meisterprüfung gehörte zu meinem fünf Jahres Plan immer dazu. Der Meisterbrief bedeutet nicht automatisch mehr Geld, aber das ist für mich auch nicht ausschlaggebend“.
Henry Bassmann (23 aus Heiligenhafen): „Der Meister muss schon sein. Natürlich kann ich mir auch vorstellen, mich in der Zukunft selbständig zu machen, aber das ist nicht meine Hauptmotivation für diesen Lehrgang“.
Malte Nickels (22 aus Flensburg): „Für mich gehört die Meisterprüfung im Segelmacherhandwerk einfach dazu. Mein Vater ist selbst Segelmachermeister und bei uns in der Familie gibt es für die Meisterprüfung – im Gegensatz zur Politik – keine Diskussion“.
Dan Bauermeister (29, aus Hamburg): „Die Meisterprüfung ist heute wichtiger denn je. Insbesondere, weil sie freiwillig ist. Der Meisterbrief ist immer noch ein Qualitätssiegel und die Kunden fühlen sich bei einem Segelmachermeister einfach besser aufgehoben. Einfach nach dem Motto: Handwerksmeister Made in Germany“.
Eckart Elsig (55 aus Neustadt) Segelmachermeister und Lehrgangskoordinator: „Nichts ist schöner als das eigene Wissen an junge Menschen weiterzugeben. Mit diesem Vorbereitungskurs wollen wir sie gut auf die Meisterprüfung vorbereiten. Dafür stellen meine Dozentenkollegen und ich gern unser Wissen zur Verfügung“.
Armin Legendre (Dozent Riggtechnik, 50, aus Heiligenhafen): „Uns interessieren die Menschen hinter den Segelmachern. Natürlich wollen wir sie auf die Prüfung vorbereiten, aber wir wollen ihn auch ein Gesamtkonzept Segelmacher mit auf den Weg geben. Schließlich tragen sie als Segelmachermeister zukünftig eine große Verantwortung“.
Maritimes Kompetenzzentrum für Aus-, Fort- und Weiterbildung
Das Maritime Kompetenzzentrum für Aus-, Fort- und Weiterbildung hat sich insbesondere die Weiterentwicklung und Erprobung eines bedarfsgerechten Fortbildungsangebots für die Bootsbauer und Segelmacher in Deutschland zur Aufgabe gemacht. Seit 2004 ist ein bundesweit einzigartiges Fortbildungsprogramm, das von Kunststoff-, Schweiß- und yachttechnischen Lehrgängen über CAD Seminare bis hin zu vertragsrechtlichen und Verkaufsschulungen reicht. Die Aufbauphase des Maritimen Kompetenzzentrums wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung, des Bundesministeriums für Wirtschaft und des Wirtschaftsministeriums des Landes Schleswig-Holstein gefördert. Weitere Information unter www.marikom.de.