„Wer billig baut, baut zwei Mal“
„Wer billig baut, baut zwei Mal“ – Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat bekanntgegeben, dass nach Abschluss der Übergabe von Förderbescheiden aus der vierten Tranche des Bundesförderprogramms Breitband „die vollständige Finanzierung aller im Land gebildeten 93 Projektgebiete“ in puncto Breitbandausbau – ergänzt durch Landesmittel – erreicht worden sei.
Nach Angaben des mecklenburg-vorpommerischen Ministeriums für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung werden insgesamt mehr als 832 Millionen Euro Bundesmittel nach Mecklenburg-Vorpommern fließen. Das Bundesland werde aus der Haushaltsrücklage eine knappe halbe Milliarde Euro als Ko-Finanzierung des Landes und kommunalen Eigenanteil beitragen.
Der Wirtschaftsrat Mecklenburg-Vorpommern übt an dem auf maximale Datenraten von 50 MBit/s gesetzten Breitbandziel der Bundesregierung, auf das das Breitbandförderprogramm des Bundes abzielt, jedoch deutliche Kritik: Die Übertragungsgeschwindigkeit sei „deutlich zu wenig“, sagte der Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsrates in Mecklenburg-Vorpommern, Frank Roller, der Schweriner Volkszeitung. Für diverse Unternehmen seien 50 MBit/s schon heute zu wenig, so der Wirtschaftsexperte. Der Flaschenhals liege darin, dass das Bundesförderprogramm Breitband nicht rein auf (direkte) Glasfaseranschlüsse setze, sondern auch auf kupferbasierte Lösungen.
Das sieht auch der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) so: Der führende deutsche Glasfaserverband setzt sich dafür ein, dass Fördermittel ausschließlich für Glasfaseranschlüsse bis direkt zu allen Unternehmen und Privatkunden verwendet werden. Das Problem: Direkte Glasfaseranschlüsse sind teurer als das nur kurzfristig hilfreiche Aufrüsten antiker Kupferleitungen; zudem dauert der Ausbau länger. Aus diesen Gründen erhalten reine Glasfaserausbauprojekte oft nicht den Zuschlag für entsprechende Fördermittel.
„Wer billig baut, baut zwei Mal: Wer heute antike Kupferleitungen kurzfristig für höhere Bandbreiten ertüchtigt, muss Straßen und Bürgersteige in wenigen Jahren erneut aufgraben und erneut Geld in die Hand nehmen. Das macht volkswirtschaftlich keinen Sinn – wir müssen schon heute die anerkannt beste und zukunftssicherste Technologie, die reine Glasfaser, bis zu allen Betrieben und Bürgern bringen“, skizziert BREKO-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers die Problemlage. „BREKO-Mitgliedsunternehmen wie die Stadtwerke Neustrelitz, die auf reine Glasfaser setzen, fallen bei der Fördermittelvergabe durchs Raster. Die Politik muss hier dringend die Rahmenbedingungen ändern und darf künftig nur noch auf ‚Glasfaser only‘ setzen.“
Für den BREKO gilt: Die künftige Breitband-Förderung der Bundesregierung muss sich an einem weitsichtigen Ziel orientieren: Deutschland braucht bis 2025 flächendeckend Gigabit-Glasfaseranschlüsse bis in alle Gebäude. Kupferbasierte Übergangstechnologien wie VDSL2-Vectoring oder das angekündigte Super-Vectoring können die künftigen Bandbreiten- und Qualitätsanforderungen (zum Beispiel extrem geringe Latenz, hohe Upload-Geschwindigkeiten, hohe Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse) nicht befriedigen.
Auch für den kommenden Mobilfunkstandard 5G geht kein Weg an flächendeckenden Glasfaseranschlussnetzen vorbei. Da 5G-Netze nichts anderes als mobile Glasfasernetze mit Luftschnittstelle darstellen, werden leistungsfähige und zukunftssichere Glasfaseranschlüsse bis in jedes Gebäude benötigt.