Windwasserstoff: Ein Baustein zur künftigen Energieversorgung in Norddeutschland
Studie belegt: Windenergie-Überschuss und Wasserstoff-Nachfrage ergänzen perfekt
Mit einer Umwandlung und Speicherung in Wasserstoff kann der in Schleswig-Holstein künftig noch stärker anfallende Überschuss an Windenergie, der wegen fehlender Speicher und nicht ausreichender Netzkapazitäten nicht genutzt wird, künftig für Anwendungen im Verkehr und der Industrie vor allem in Hamburg eingesetzt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH aus München, die gemeinsam von der Wasserstoff-Gesellschaft Hamburg, der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Schleswig-Holstein in Auftrag gegeben wurde. „“Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Wir setzen bisher ungenutzte regenerative Energie in sinnvollen Prozessen ein und tragen gleichzeitig zur Stabilität der Energienetze bei““, so Nikolaus W. Schües, der Vorsitzende der Wasserstoff-Gesellschaft Hamburg, bei der heutigen Vorstellung der Studie.
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister de Jager wies dabei auf die Bedeutung der Windenergie nicht nur für das nördliche Bundesland, sondern auch für die kürzlich vorgelegten Energieplanungen der Bundesregierung hin. „“Die geplanten Offshore-Windparks und das Repowering der Windkraftanlagen an Land sichern uns in Deutschland die beste Stromernte. Mit der Wasserstoffspeicherung entlasten wir auch die Stromnetze. Wir leisten damit im Norden einen erheblichen Beitrag zur Umsetzung des Energiekonzeptes der Bundesregierung““, sagte de Jager, der damit auch auf die Glättung des regenerativen Stromaufkommens setzt. Dabei könne die Windenergie mit dem Wasserstoff eine „wunderbare Symbiose“ eingehen, sagte der Minister.
Hamburgs Wissenschaftssenatorin Dr. Herlind Gundelach betonte, dass die Untersuchung eine Antwort auf eine der wichtigen Energiefragen der Zukunft gebe. „“Wenn wir die Erneuerbaren Energien wie geplant ausbauen wollen, brauchen wir Lösungen für die Speicherung nicht stetig anfallender Energie, vor allem aus Wind. Die Studie belegt, dass Wasserstoff hierfür ein geeignetes Medium ist““, so die Senatorin.
Gutachter Dr. Uwe Albrecht von der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik kommt in der Studie zu folgenden Ergebnissen:
* In Hamburg und Schleswig-Holstein gibt es mittelfristig ein Nachfragepotenzial für erneuerbaren Wasserstoff in Industrie und Verkehr von ca. 320 Mio. Normkubikmeter. Dieses kann künftig vorrangig durch Überschussstrom aus Windkraft gedeckt werden. Sogar Exporte für Verkehrsprojekte etc. außerhalb der Region sind möglich.
* Mit der Nutzung von Wind-Wasserstoff können jährlich 320.000 Tonnen CO2 eingespart werden.
* Die Region Hamburg und Schleswig-Holstein verbinden auf optimale Weise ein hohes Windaufkommen, eine wachsende Wasserstoffnachfrage und die Verfügbarkeit von Salzstöcken für Kavernenspeicherung.
* Auch bei der Integration von Strom aus erneuerbaren Quellen in das Energiegesamtsystem und der Netzoptimierung kann Wasserstoff als Speicher beitragen.
* Die großtechnische Produktion von Wasserstoff und Speicherung in vorhandenen Salzkavernen hat als einzige Technologie genügend Potenzial, um saisonale Netzschwankungen auszugleichen.
Die Gutachter empfehlen die gemeinsame Erstellung eines Umsetzungsplans durch die regionale Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Erste praktische Schritte sind dabei technische Erprobungen in modular ausbaubaren Pilotprojekten. Ergänzend sollte der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft durch die Schaffung von günstigen Rahmenbedingungen und Anreizen wie bei den Erneuerbaren Energien flankiert werden.
In der sich der Vorstellung des Gutachtens anschließenden Podiumsdiskussion zeigten die Industrievertreter Lutz Bandusch, Geschäftsführer von ArcelorMittal, und der Geschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie Nord, Dr. Jochen Wilkens, auf, wie Wasserstoff in industriellen Prozessen genutzt werden kann. Seitens der Energiewirtschaft unterstrich der künftige Generalbevollmächtigte von Vattenfall Europe in Hamburg, Pieter Wasmuth, die Potenziale der Erneuerbaren Energien im künftigen Energie-Mix. Dabei spiele Wasserstoff als Energieträger eine wichtige Rolle. Der Geschäftsführer der Deutschen Energieagentur (dena), Stephan Kohler, zeigte die Möglichkeiten des Netzausbaus und der Schaffung von Speichern auf, die aus dem Ausbau der Erneuerbaren Energien resultiere. Dr. Klaus Bonhoff, Geschäftsführer von NOW, der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie, beurteilte das vorgestellte Gutachten als wichtigen Beitrag für ein bundesweites Konzept einer „Wasserstoffwirtschaft“ und bescheinigte dem Norden dabei eine tragende Rolle.
Das Gutachten kann unter www.h2hamburg.de angefordert werden.









