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Politik & Wirtschaft

Zentralafrika: Wahlausgang weckt Zuversicht

Open DoorsZentralafrika: Wahlausgang weckt Zuversicht – Nach Jahren blutiger Auseinandersetzungen in der Zentralafrikanischen Republik hat das Verfassungsgericht des Landes am 1. März die Wahl von Faustin Archange Touadéra zum neuen Präsidenten bestätigt.

Damit ist eine wichtige Voraussetzung für den Wiederaufbau des Landes geschaffen. Nach drei Jahren gewaltsamer Übergriffe zunächst durch islamistische Seleka-Rebellen und später durch unabhängige Bürgerwehren („Anti-Balaka“) ist der Bedarf dafür dringend. Eine entscheidende Rolle kommt dabei den Kirchen zu, die sich bereits in der Vergangenheit stark für Frieden und Versöhnung eingesetzt haben.

Große Herausforderungen

Präsident Touadéra ist sich der enormen Aufgabe bewusst, die vor ihm liegt: „Diese Wahlen sind nur ein erster Schritt heraus aus der Krise“, gab er in einem Interview gegenüber der britischen BBC an. „Wir müssen die Voraussetzungen für einen Dialog zwischen den beiden Gruppen schaffen.“ Er bezog sich damit auf die christliche Mehrheit der Bürger (ca. 70%) und die muslimische Minderheit, deren oftmals friedliches Zusammenleben vor der Krise mittlerweile durch tiefe Gräben geprägt ist. Zusätzlich warnten Vertreter des UN-Welternährungsprogramms davor, dass mindestens die Hälfte der Bevölkerung vom Hunger bedroht ist, da die landwirtschaftliche Produktion durch die Krise um die Hälfte eingebrochen ist.

Die wichtige Rolle der Kirchen

Vertreter verschiedener Kirchen setzen sich seit Jahren gemeinsam mit dem obersten Imam des Landes für die Beendigung der Kämpfe und eine Versöhnung ein, wofür sie u.a. von der UN ausgezeichnet wurden. Zur Vorbereitung der Präsidentschaftswahlen veranstalteten sowohl die katholische Kirche als auch Gemeinden der Ev. Allianz Konferenzen. Dabei ging es unter anderem darum, Menschen zur Stimmabgabe zur ermutigen, jegliche Provokation oder Gewalt zu vermeiden und beim Wählen nicht nur die eigene Stammeszugehörigkeit im Blick zu haben.

Zum zweiten Mal alles verloren

Flüchtlinge in Bangui

Wie angespannt die Lage nach wie vor ist, verdeutlicht die Zahl von 14.000 Flüchtlingen, die gegenwärtig noch von Kirchen im Großraum der Hauptstadt Bangui versorgt werden. Sie waren vor der jüngsten Welle der Gewalt im September/Oktober 2015 geflohen. Einer von ihnen ist Justin Ngomi, der mit seiner Familie am 16. Oktober aus seinem Haus vertrieben wurde. Muslimische Extremisten aus dem berüchtigten Stadtviertel „PK5“ hatten die christliche Siedlung angegriffen und mehrere Häuser niedergebrannt, darunter auch das von Justin. Für ihn war es das zweite derartige Erlebnis nach 2012. „Wir liefen mit leeren Händen davon“, schildert der Pastor das Geschehnis. „Wir haben zwar Gemeinschaft mit anderen Flüchtlingen hier im Lager, aber wir können unsere Brüder nicht vergessen, die ihr Leben oder ihren Besitz während der Krise verloren haben, weil sie Christen sind.“

Den Flüchtlingen droht nicht nur Hunger, auch die erlittenen Traumata sind eine schwere Bürde. Open Doors engagiert sich seit Beginn der Krise vor Ort, zum einen durch Nahrungsmittelhilfe, zum anderen durch Trauma-Seminare sowie Schulungen von Pastoren und Leitern. Schwerpunkte sind hier u.a. Versöhnung, friedliches Zusammenleben mit anderen Religionen, Familienleben sowie die Rolle der Kirche in der Gesellschaft.

Traumaseminar

Auf dem Open Doors Weltverfolgungsindex rangiert die Zentralafrikanische Republik aktuell an 26. Stelle unter den Ländern, in denen Christen weltweit wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Quelle: Open Doors