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Zentralafrikanische Republik: Zerbrochene Träume

 

Ein halbes Jahr nach dem verheerenden Angriff auf eine Kirche haben Open Doors Mitarbeiter Überlebende besucht, deren Leben seit diesem Ereignis nicht mehr das gleiche ist. Am 14. April 2013 hatten Mitglieder der Seleka Rebellen eine vollbesetzte Kirche in einem Vorort der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui angegriffen. Dabei verloren sieben Gottesdienstbesucher ihr Leben, 33 weitere erlitten zum Teil schwere Verletzungen.Chaos im Gottesdienst

„Es war ein ganz normaler Gottesdienst, die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt“, erinnert sich einer der damaligen Besucher. „Plötzlich gab es ein lautes Geräusch und zwei Granaten durchschlugen das Kirchendach. Als sie explodierten, wurden viele zu Boden geworfen und Qualm erfüllte den ganzen Raum. Nachdem er sich etwas verzogen hatte, bot sich ein Anblick, der zu schrecklich ist um ihn zu beschreiben. Überall schrien die Menschen vor Schmerz und Panik. Wir riefen das Rote Kreuz an, die sich um die Verwundeten kümmerten.“

Die Freunde gehen zur Schule …

Für Jeovani Mongounou (9 Jahre) und Quanizolo Saint Jacob (23) wird der 14. April als der Tag in Erinnerung bleiben, der ihr Leben für immer veränderte. Jeovani hatte während des Gottesdienstes die Sonntagsschule besucht und saß zusammen mit anderen Kindern in einer Bank, als die Explosion den Gottesdienst unterbrach. Er wurde so schwer verletzt, dass seine beiden Beine amputiert werden mussten. Den Besuchern von Open Doors erzählt er: „Ich würde gerne wieder zur Schule gehen. Später möchte ich einmal arbeiten und meine eigene Familie versorgen. Es macht mich traurig zu sehen, wie meine Freunde zur Schule gehen, aber ich selbst kann das nicht.“ Während seine körperliche Genesung Fortschritte macht, gibt die emotionale Bürde noch mehr Grund zur Sorge. „Ich glaube, mein Sohn ist traumatisiert“, schildert seine Mutter Lydie Daily Kanzo (29) ihre Befürchtungen. „Immer wieder träumt er von Seleka Rebellen, die uns überfallen und ausrauben.“ Sie selbst ist arbeitslos und muss ihre fünf Kinder versorgen, von denen das älteste 12 Jahre alt ist – eine enorme Herausforderung. Doch was ihr am meisten zu schaffen macht, sind ihre emotionalen Nöte und die ihrer Kinder. „Was geschehen ist, hat uns tief geprägt. Meine Gedanken drehen sich ständig um das, was mit Jeovani passiert ist. Bitte betet für uns!“

Karriere verloren – Hoffnung bewahrt

Der 23-jährige Quanizolo Saint Jacob stammt aus ärmlichen Verhältnissen und wurde zum Stolz seiner ganzen Familie, als er die Chance zu einem Jurastudium erhielt. Als die Rebellen die Regierung verjagten und das Land damit in die Anarchie stürzten, steckte er gerade mitten im ersten Studienjahr. Die Explosion hinterließ an seinem linken Bein so massive Verletzungen, dass es unterhalb des Knies amputiert werden musste. In seinem rechten Fuß steckt bis heute eine große Anzahl von Splittern. Seine Träume und damit auch die seiner Familie zerplatzten in wenigen Augenblicken. Während er immer deutlicher realisiert, welche Tragweite die Geschehnisse für sein Leben haben, wächst noch etwas anderes in Quanizolo: die Entschlossenheit, den Herausforderungen im Glauben an Jesus Christus entgegenzutreten. Den Besuchern, die gekommen sind ihn zu ermutigen, vertraut er an: „Gott hat mich erschaffen. Ich flehe ihn an, dass er mir Mut gibt und uns durch diese schwierige Zeit trägt.“ Und er hat Erstaunliches zu sagen: „Ich spüre keine Wut oder Bitterkeit gegen die, die mir das angetan haben. Ich habe ihnen vergeben. Aber wir müssen beten, dass unser Land wieder zum Frieden findet. Christen auf der ganzen Welt müssen davon erfahren und zusammen mit uns beten.“

Eskalation befürchtet

Nur wenige Wochen vor dem Angriff auf die Kirche hatten mehrheitlich muslimische Seleka Rebellen unter der Führung von Michel Djotodia die amtierende Regierung von Francois Bozizé gestürzt und seitdem Leid und Terror über zehntausende Menschen im Land gebracht – von der Weltöffentlichkeit kaum bemerkt. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hat aus Sorge um eine mögliche humanitäre Katastrophe angekündigt, weitere 1000 Soldaten in das Land zu entsenden. Christen mussten in der Vergangenheit keine Feindseligkeiten fürchten, seit dem Umsturz jedoch häufen sich Berichte von gezielten Übergriffen auf Kirchen und Einzelpersonen.

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Über Open Doors

Schätzungsweise 100 Millionen Christen werden weltweit aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Open Doors ist als überkonfessionelles christliches Hilfswerk seit fast 60 Jahren in mehr als 50 Ländern im Einsatz für verfolgte Christen. Jährlich veröffentlicht Open Doors den Weltverfolgungsindex, eine Rangliste von Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Projekte von Open Doors umfassen die Bereitstellung von Bibeln und christlicher Literatur, Hilfe zur Selbsthilfe, Ausbildung von Gemeindeleitern, Engagement für Gefangene, Nothilfe und die Unterstützung von Familien ermordeter Christen. Mit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit informiert das Werk in Publikationen und mit Vorträgen über Christenverfolgung und ruft zu Gebet und Hilfe für verfolgte Christen auf.

Die Arbeit von Open Doors Deutschland e.V. wird durch Spenden finanziert. Das Werk trägt das Spendenprüfzertifikat der Deutschen Evangelischen Allianz.