Presse-Information der Arbeitsgemeinschaft der Landeselternbeiräte „Bankrotterklärung für Bildung?“
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Albig, Sehr geehrte Frau von Kalben, sehr geehrter Herr Dr. Stegner, sehr geehrter Herr Harms, wir, die Arbeitsgemeinschaft der Landeselternbeiräte haben in den letzten Jahren sehr viel im Bereich der Bildung erlebt und haben viele Reformen begleitet.Die zunehmende Mangelwirtschaft im Bereich der Lehrkräfte hat ein nicht mehr erträgliches Ausmaß erreicht und ist auch kaum noch Eltern und den Schülerinnen und Schülern zu erklären.
Wir erhalten als Landeselternbeiräte immer mehr Rückmeldungen aus dem gesamten Land, dass die Stundentafeln in den einzelnen Schulen kaum noch erfüllt werden können. Es werden in vielen Schulen die Kontingentstundentafeln gekürzt, da zu wenige Planstellen zur Verfügung stehen. Weitere Einschnitte sind nun auch im Bereich der Wahlpflichtunterrichte zu vermelden. Frau Prof. Dr. Wende, als Ministerin des zuständigen Ministeriums hat auf die Unterversorgung der Schulen bereits mehrfach aufmerksam gemacht und die Zahl der fehlenden Planstellen wird mittlerweile mit 1.600 benannt.
In Gesprächen mit dem Ministerium und den bildungspolitischen Sprechern erhalten wir regelmäßig die Aussage, dass die Regierung aufgrund der Schuldenbremse nicht mehr Lehrerstellen zur Verfügung stellen kann.
Dieser Zustand ist für uns Eltern allerdings nicht mehr tragbar, da wir uns seit Jahren bewusst sind, wie wichtig eine vernünftige Bildung und Ausbildung unserer Schülerinnen und Schüler für unsere gesamte Volkswirtschaft und Steuereinnahmen sind. Die Aufgaben der Schulen werden in der heutigen Zeit immer vielfältiger, die Schulen können in vielen Themengebieten, wie z.B. Prävention oder Medienkompetenz nur noch reagieren und dieses nur mit minimalen Einsatz, da Lehrkräfte fehlen.
Diese fatale Entwicklung ist mit dem Wissen der Mangelwirtschaft nicht mehr aufzuhalten. Die Krankenstände, ganz besonders Langzeitkranke unter den Lehrkräften werden immer höher und die Unterrichtsausfälle werden dadurch auch immer mehr. Diese beiden Probleme zusammen sind eine gefährliche Kombination. In vielen Schulen werden wegen der Mangelwirtschaft schon zu wenig Stunden gegeben und zusätzlich beklagen wir zusätzliche Stundenausfälle durch Krankheitsfälle. Das bedeutet, die Lehrpläne werden kaum noch eingehalten.
Und das Ergebnis bzw. die Folgen lesen wir auch ständig in den Zeitungen: Die weiterführenden Schulen beklagen sich über den Wissenstand der Grundschülerinnen und Schülern.
Die IHK und die Handwerkskammern beklagen sich über die mangelnde Ausbildungsreife der Auszubildenden. Die Universitäten beklagen in vielen Studiengängen Schwächen in Grundwissen der Studenten.
Die hohen Krankenstände und die bereits aufgebrauchten Vertretungsfonts bereiten uns zusätzlich Sorgen. In einigen Kreisen und kreisfreien Städten waren bereits im August keine Mittel mehr vorhanden.
Wie sollen wir Schule im Land Schleswig-Holstein noch bewerkstelligen? Die Einsparungen der Lehrerstellen durch die Schuldenbremse sind bei den tatsächlichen Gegebenheiten kaum haltbar. Sind wir am Ende mit dem Schulwesen und der Idee von guter Bildung?
Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft kann auch nur reagieren, wenn Mittel vorhanden sind, wir Eltern sind in großer Sorge um eine ausgewogene Bildung unserer Kinder.
Das Ministerium kennt unsere Sorgen und auch die vielen Beispiele aus den Kreisen.
Aus den Reihen ihrer Landtagsfraktionen gibt es sogar einen Vorschlag, bei der KMK die Kontingentstundentafeln aufgrund der nicht vorhandenen Lehrerstellen abzusenken. Dieses allein zu denken, ist für uns Eltern eine Bankrotterklärung des Landes!
Der Ansatz weitere Stellenstreichungen vorzunehmen, da wir weniger Schülerinnen und Schüler bekommen, ist da ebenfalls nicht zielführend. Wir müssen unbedingt die fehlenden Lehrerstellen verringern. Dieses sehen wir als Aufgabe der Regierung für die Zukunft unserer Kinder.
Wir benötigen für die Zukunft unserer Kinder nicht nur ein schuldenfreies Land, sondern unbedingt eine vernünftige Bildung. Es wird Zeit, dass der Bildungshebel endlich in Richtung Zukunft umgelegt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Arbeitsgemeinschaft der Landeselternbeiräte
gez. Stefan Hirt, Vorsitzender des LEB der Gemeinschaftsschulen
gez. Dr. Katrin Engeln, Vorsitzende des LEB der Grundschulen und Förderzentren
gez. Jörg Wischermann, Vorsitzender des LEB der Regionalschulen
gez. Dr. Thomas Hillemann, Vorsitzender des LEB der Gymnasien
gez. Hans-Peter Schreiber, Vorsitzender des LEB der beruflichen Schulen