Strategien gegen den Fachkräftemangel
„Wir sind dem unaufhaltsamen demografischen Wandel und damit dem Rückgang der
Bevölkerung ausgesetzt. Um im Wettbewerb um die klügsten Köpfe zu bestehen, müssen
wir entschlossen vorausschauend handeln und nicht nur reagieren.“ Mit diesen Worten
eröffnete Christoph Andreas Leicht, Vizepräsident der IHK Schleswig-Holstein, den Kongress
„Qualifiziertes Norddeutschland – Fach- und Führungskräfte sichern“. Mehr als 100 Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft aus Hamburg. Mecklenburg-Vorpommern,
Niedersachsen und Schleswig-Holstein waren in die Lübecker Media Docks gekommen, um
gemeinsam Strategien gegen den Fachkräftemangel zu erarbeiten. Leicht rief die
Unternehmen dazu auf, sich mit Personalentwicklungs-Strategien, von der Anwerbung von
Fachkräften bis zur Weiterbildung, auf den Kampf um Talente vorzubereiten.
Wie dramatisch die Folgen des demografischen Wandels sein können, schilderte Peter Todt,
Leiter des Geschäftsbereiches Aus- und Weiterbildung der IHK zu Schwerin: „Der
demografische Wandel hat uns voll erwischt. In diesem Jahr werden wir mit rund 10.320
Schulabgängern rund 50 Prozent weniger junge Leute für den Arbeitsmarkt haben als noch
2008.“
Zwar wird der Einbruch der Zahlen in Schleswig-Holstein nicht ganz so hoch sein, aber die
Wirtschaft hat die Herausforderung angenommen, ausreichend Nachwuchs für den
Arbeitsmarkt zu gewinnen. Unter Federführung der IHK zu Lübeck haben Institutionen in der
HanseBelt Region eine Fach- und Führungskräfte-Initiative gestartet. „Unsere Ziel sind es,
Fachkräfte zu entwickeln, zu halten oder sie anzuwerben, um im Wettbewerb mit Bayern
oder Baden-Württemberg bestehen zu können“, sagte Dr. Ulrich Hoffmeister, Leiter des
Geschäftsbereiches Aus- und Weiterbildung der IHK zu Lübeck. Bisher sei es so, dass viele
Absolventen der Fachhochschulen im Norden einen attraktiven Arbeitsplatz im Süden finden
würden. Das müsse sich ändern. Außerdem wolle die Initiative bisher nicht erschlossene
Potenziale nutzen. „Allein in Lübeck haben wir etwa 5.000 Jugendliche mit
Migrationshintergrund, die bisher keinen Zugang zum Ausbildungsmarkt haben. Auf diese
werden wir gezielt zugehen“, kündigte Hoffmeister an.
Dr. Tamara Zieschang, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und
Verkehr des Landes Schleswig-Holstein, lobte die Fach- und Führungskräfte-Initiative. „Sie
ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir in Norddeutschland Nachwuchs für die Firmen finden und
sichern können.“ Primär sei es Aufgabe der Wirtschaft, für Ausbildung zu sorgen, „denn die
Unternehmen wissen am besten, wie sich Berufe und Lehrinhalte verändern“, sagte die
Nr. 21/2010
Ihr Ansprechpartner:
Michael Legband
Telefon:
0431 5194-224
E-Mail:
legband@kiel.ihk.de
30.04.2010
IHK Schleswig-Holstein | Arbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern zu Flensburg, zu Kiel und zu Lübeck
Postanschrift: Industrie- und Handelskammer zu Kiel | 24100 Kiel | Büroanschrift: Bergstraße 2 | 24103 Kiel
Internet: www.ihk-schleswig-holstein.de 2|2
Staatssekretärin. Der Staat unterstütze mit einer Vielzahl von Möglichkeiten bei der
Weiterbildung oder der flächendeckenden Teilzeit-Ausbildung. „Wir können uns es nicht
mehr erlauben, dass Jugendliche ohne Schulabschluss in den Arbeitsmarkt kommen“,
betonte sie. Der Lübecker Kongress in Kooperation mit dem MORO Nord-Projekt
(„Modellvorhaben der Raumordnung“ des Bundes) sei der Startschuss für einen intensiven
Austausch der Länder Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-
Holstein in Fragen der Ausbildung und Fachkräftegewinnung, so Zieschang. „Lassen Sie und
in Norddeutschland gemeinsam um Nachwuchs werben und diesen Vorteil gegenüber den
süddeutschen Ländern nutzen.“
In Hamburg gibt es bereits acht Jahren die „Qualifizierungsoffensive Luftfahrt“, mit der die
Hansestadt ihre Bedeutung als einer der führenden Standorte des Flugzeugbaus in Europa
ausbauen will. „Wir sehen das Luftfahrt-Cluster in der Metropolregion als Wachstumsmotor
für die gesamte Region“, betonte Projektleiterin Ingrid Schilling-Kaletsch. Die Konzepte zur
Nachwuchsgewinnung setzen bereits bei den achtjährigen Schülern an: Messen und
Informationsveranstaltungen an Schulen, aber auch außerschulische Angebote wie
Vorlesungsreihen für Kinder und Jugendliche an den Hochschulen und Technik-Camps in
den Ferien. „Die Unternehmen haben nach den ersten Erfolgen einen Praxistag angeregt,
bei denen die Mädchen und Jungen das Gelernte anwenden können.“