Lübeck Lupe

Ausbildungsplatzabgabe und überhöhte Kosten für Ausbildungspakt der Spitzenverbände sind Gift für die Wirtschaft!

Meier_MIT
Die Wirtschaft- u. Mittelstandsvereinigung (MIT) KV Lübeck, fordert die Unternehmensverbände der Wirtschaft auf, sie sollten der Bundesregierung nicht erneut die Hand zur Erhöhung von Kosten und Bürokratie in den Unternehmen reichen. Das überteuerte Angebot eines Ausbildungspakts würde ebenso wie eine gesetzliche Zwangsabgabe hohe Zusatzkosten für die Unternehmen bedeuten. Bisherige Erfahrungen mit Selbstverpflichtungen der Spitzenverbände – z.B. zur Verpackungsverordnung und zum Klimaschutz – zeigen..: Kaum sind die Ziele erreicht, droht die Bundesregierung schon mit weiteren Belastungen. Damit hat sie ihre Glaubwürdigkeit als Verhandlungspartner verloren.

Die Industrie hat keinerlei Grund, ihr positives Wirken für die Auszubildenden zu verstecken. Den durchschnittlichen Ausbildungskosten von über 16000 Euro pro Auszubildenden im Jahr stehen lediglich Erträge von gut 7000 Euro gegenüber. Trotzdem und ungeachtet der über 40.000 Unternehmensinsolvenzen hat die deutsche Wirtschaft 2002 ebenso wie in den Vorjahren die Zahl der Ausbildungsplätze erhöht – und zwar um 43.000 auf 1,62 Millionen. Im Jahr 2003 ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge vor allem deshalb um 14.000 gesunken, weil sich die wirtschaftliche Lage entgegen der Ankündigungen der Bundesregierung weiter verschlechtert hat.

Weder die gesetzliche Zwangsabgabe noch die „freiwillige“ Selbstverpflichtung können die Ursachen der Lehrstellenlücke beheben: Beide ignorieren die häufig fehlende Ausbildungsreife der Jugendlichen – jedem 4. Schulabgänger fehlen die notwendigen Vorkenntnisse. Hinzu kommen die immer weiter steigenden Ausbildungskosten. Seit 1976 hat sich die Ausbildungsvergütung verdreifacht und ist damit noch stärker gestiegen als die übrigen Löhne in Deutschland. Gleichzeitig ist die jährliche Verfügbarkeit der Auszubildenden in den Betrieben wegen zunehmender Berufsschultage etc. seit 1990 um 2 Wochen gesunken.

Statt die Betriebe mit noch mehr Kosten und Bürokratie zu belasten, fordert die MIT für eine Stärkung der beruflichen Ausbildung:
die Einführung von zweijährigen Ausbildungsberufen,
eine praxisgerechtere Berufsvorbereitung in den Schulen,
das Absenken derAusbildungsvergütung sowie die Möglichkeit, die Auszubildenden um bis zu einem Drittel unter Tarifvertrag zu entlohnen,
mehr Freiheit für Betriebe bei der Festlegung der Ausbildungsinhalte,
die Streichung von Übernahmeverpflichtungen für Auszubildende.

Gerade die desolate Finanz- u. Wirtschaftspolitik des Lübecker Bürgermeister, Bernd Saxe, macht deutlich, dass die Stadt in Zukunft eine solide, ihrer Aufgabenstellung Rechnung tragende Finanzierungsform braucht. Die teilweise selbst verschuldete Finanzmisere darf aber nicht durch einen Wildwuchs beim Erfinden neuer örtlicher Verbrauchs- und Aufwandsteuern weiter Tor und Tür geöffnet werden.