Neue Ausstellung im Buddenbrookhaus in Lübeck Kafka Der ganze Prozess ab 13.2.
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Kafka – Der ganze Prozess
13. Eröffnung: 13. Februar 2015
Laufzeit: 13. Februar bis 31. Mai Buddenbrookhaus, Lübeck
Jemand mußte Josef K. verläumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“ Der erste Satz von Franz Kafkas Der Prozess ist weltberühmt. Im Buddenbrookhaus in Lübeck ist von Freitag an drei Monate lang das ganze, 161 Blätter umfassende handschriftliche Manuskript im Abdruck zu sehen. Die Ausstellung
Der ganze Prozess wirft einen Blick auf Kafkas Schreib- und Arbeitsweise und lässt die Blätter darüber hinaus von Wissenschaftlern, Schriftstellern und bildenden Künstlern kommentieren – und von Insassen der Lübecker Justizvollzugsanstalt.
Die Schau wurde am heutigen Vormittag im Rahmen eines Pressetermins der Öffentlichkeit vorgestellt. „Die Mauskriptseiten erlauben es, Kafka beim Schreiben über die Schulter zu schauen. So erhält man einen Eindruck davon, wie einer der wichtigsten Romane der Moderne entstand.
Es ist spannend zu beobachten, welche Wörter Kafka korrigiert, welche Teile er streicht, wie er seinen Text zu Kapiteln ordnet – und wie sein Freund Max Brod nach Kafkas Tod die Manuskriptseiten zur Veröffentlichung neu sortiert“, erklärte die Leiterin des Buddenbrookhauses, Dr. Birte Lipinski. Und fügte hinzu: „Kafkas Texte haben Generationen von Lesern Rätsel aufgegeben. Deshalb ist das Schreiben über den Prozess, also der Leserkommentar, ein weiteres Thema der Ausstellung. Wir laden alle Besucher ein, mit uns und den ganz unterschiedlichen Kommentatoren über den Prozess nachzudenken.“
Der ganze Prozess ist eine Wanderausstellung des Deutschen Literaturarchivs Marbach und des Literaturmuseums der Moderne. Die Abdrucke der 161
Manuskriptblätter machen Kafkas Schreibweise, seine Korrekturen, Streichungen und Ergänzungen sichtbar. Das Buddenbrookhaus erweitert die Ausstellung zusätzlich: Anhand von Kafkas Tagebucheinträgen wird die bisweilen quälend-düstere emotionale Welt des Autors während des Entstehungs- und Schreibprozesses erfahrbar. Aber schreiben werde ich trotz alledem, unbedingt, es ist mein Kampf um die Selbsterhaltung (Franz Kafka, Tagebucheintrag vom 31.7.1914).
Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung ist ein heutiger Blick auf Kafka: Wissenschaftler
kommentieren die Blätter ebenso wie Schriftsteller und bildende Künstler, darunter Hanns-
Josef Ortheil, Jaroslav Róna, Saul Friedländer, Wilhelm Genazino, Brigitte Kronauer und Klaus
Wagenbach. Damit ist das Thema „Schreiben“ in der Ausstellung noch auf andere Weise
angelegt: im Schreiben über den Prozess. Ergänzt werden diese Kommentare durch Werke
von Gefangenen der Justizvollzugsanstalt Lübeck, die nach einer Lesung aus Kafkas Roman
ihre eigenen Erfahrungen und Eindrücke niedergeschrieben und gezeichnet haben. Sie
bieten eine weitere, eindrückliche Perspektive auf den Text.
Kafka im Buddenbrookhaus zu zeigen, hat einen ganz eigenen Reiz – längst nicht nur
deshalb, weil Kafka direkt vor Beginn der Niederschrift seines Fragments Der Prozess, im Juli
1914, nach Lübeck und Travemünde reiste. Er selbst las schon früh Thomas Mann –
umgekehrt schrieb dieser 1940 eine Hommage an den Autor als Einleitung für eine Kafka-
Ausgabe. Auch Thomas Manns Sohn Klaus war ein begeisterter Leser Kafkas, wie seine
Tagebücher verraten. Er stellte sogar eine Fotografie des Schriftstellers bei sich auf. Wenn
nun die Entstehung des Romans Der Prozess im Buddenbrookhaus gezeigt wird, bietet sich
damit auch die Möglichkeit einer kontrastierenden Betrachtung zweier großer Romane des
frühen 20. Jahrhunderts. Dabei werden ganz unterschiedliche Schreibprozesse sichtbar: der
bis ins Detail planvolle Entwurf Thomas Manns und das wuchernd-anwachsende Schreiben
Kafkas.
Nicht nur das Buddenbrookhaus widmet sich Kafka. Das Theater Lübeck bringt Amerika auf
die Bühne, inszeniert von Mirja Biel. Das Stück ist bis zum 19. Juni zu sehen.
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Rahmenprogramm Rahmenprogramm Rahmenprogramm Rahmenprogramm
Sonntag, 22. Februar | 16 Uhr | Filmhaus Lübeck, Königstraße 38-40
■■ Filmsonntag »Black Swan«
Regie: Darren Aronofsky, USA 2010
Mit einer Einführung von Anna-Lena Markus, Buddenbrookhaus
In Kooperation mit dem Filmhaus Lübeck.
Eintritt: 6,50 EUR
Mittwoch, 25. März | 19 Uhr | Buddenbrookhaus
■■ Literatur im Gespräch
Franz Kafka »Der Prozess« (Kapitel: Im Dom)
Mit Dr. Birte Lipinski, Leiterin des Buddenbrookhauses
Eine Veranstaltung des Fördervereins Buddenbrookhaus e.V.
Eintritt: 6 EUR | für Mitglieder des Fördervereins frei
Donnerstag, 26. März | 19 Uhr | Buddenbrookhaus
■■ ZwischenWelten – Wie wir schreiben
Blogger, Werbetexter, Pastoren, Songwriter, Deutschlehrer und andere mit dem Schreiben
befasste Menschen treffen aufeinander und diskutieren über weiße Blätter, digitale
Veränderungen und das Fühlen und Denken beim Schreiben.
Ein Abend mit Stefan Heydeck und Steffen Lübkert (Improtheater), Gara Fink (Lehrerin für
Analphabeten), Hanno Kabel (Blogger und Journalist), Martin Liebmann (Werbetexter und
Redenschreiber), Prof. Ingo Offermanns (Typografiker), Thomas Baltrock (Pastor), Markus
Rollwage (Liedermacher), Katrin Ammon (Drehbuchautorin), Jakob Nicolai (Jurist) und Jan von
der Bank (Romanautor).
Eintritt: 6 EUR | ermäßigt 3 EUR | Sc
Sonntag, 29. März | 16 Uhr | Filmhaus Lübeck, Königstraße 38-40
■■ Filmsonntag »Mulholland Drive«
Regie: David Lynch, USA/FR 2001
Mit einer Einführung von Anna-Lena Markus, Buddenbrookhaus
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In Kooperation mit dem Filmhaus Lübeck
Eintritt: 6,50 EUR
Sonntag, 26. April | 16 Uhr | Filmhaus Lübeck, Königstraße 38-40
■■ Filmsonntag »Enemy«
Regie: Denis Villeneuve, ESP/CAN 2013
Mit einer Einführung von Britta Dittmann, Buddenbrookhaus
In Kooperation mit dem Filmhaus Lübeck
Eintritt: 6,50 EUR
Dienstag, 28. April | 20 Uhr | Theater Lübeck, Junges Studio
■■ Reiner Stach liest, erzählt und diskutiert:
»Kafka: Die frühen Jahre«
Eine Veranstaltung des Theaters Lübeck und des Buddenbrookhauses
Eintritt: 16 EUR | ermäßigt 12 EUR
Karten erhalten Sie an der Theaterkasse des Theaters Lübeck
(0451/399600)
Sonntag, 17. Mai | 10-18 Uhr
■■ Museum. Gesellschaft. Zukunft.
38. Internationaler Museumstag
11 Uhr | Literarischer Spaziergang
17 Uhr | Führung »Kurzer Prozess – Kafka in 30 Minuten«
Der Eintritt ist frei
Sonntag, 31. Mai | ab 15 Uhr
■■ Finissage
15 Uhr | »Kurzer Prozess – Kafka in 30 Minuten« Führung durch die
Sonderausstellung, inkl. Getränk
Eintritt: 8 EUR
16 Uhr | »The Machinist« im Filmhaus Lübeck, Königstraße 38-40
Regie: Brad Anderson, ESP 2004
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Mit einer Einführung von Britta Dittmann, Buddenbrookhaus
Eintritt: 6,50 EUR
Eintritt für Kurzführung mit Film im Anschluss: 12 EUR
Führungen Führungen Führungen Führungen
■■ Familiengeschichten im Buddenbrookhaus
mit Besuch der Sonderausstellung »Kafka – Der ganze Prozess«
Jeden 3. und 4. Samstag im Monat | 14 Uhr | Buddenbrookhaus
Eintritt: 10 EUR | ermäßigt 7 EUR | Schüler 6,50 EUR
■■ »Kurzer Prozess – Kafka in 30 Minuten«
Freitag, 20.02. und 20.03. | jeweils 16 Uhr
Freitag, 17.04. und 15.05. | jeweils 17 Uhr
Sonntag, 15.02., 22.02., 01.03., 08.03., 15.03., 22.03., 29.03. | jeweils 11 Uhr
Eintritt: 8 EUR
■■ Individuelle Führungsangebote
für Gruppen mit Anmeldung unter:
Tel: +49 451/122-4243
E-Mail: buchung@buddenbrookhaus.de
Buchbare Workshops Buchbare Workshops Buchbare Workshops Buchbare Workshops (für (für (für (für SSSSchulklassen) chulklassen) chulklassen) chulklassen)
Konzeption: Ursula Häckermann
■■ Werkstatt: »Prozess-Baukasten«
Da Kafka selbst keine endgültige Ordnung der Romankapitel hinterlassen
hat, nehmen wir uns die Freiheit und setzen den Prozess neu zusammen. Die
Ergebnisse in Form von Collagen können in der Ausstellung präsentiert werden.
Dauer: 2 Stunden (inkl. Kurzführung). Kosten: 80 EUR zzgl. 2,50 EUR Eintritt pro Schüler
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■■ Kreativ: »Jämmerliches Vorwärtskriechen«
Die Tagebucheinträge, die parallel zum Prozess entstanden, dokumentieren das Auf
und Ab der Gefühle Kafkas, seine Euphorie und Verzweiflung. Diese Ebene wollen
wir beschreiten, die Tagebuchpassagen hören, kommentieren und sie in einer
Audiocollage selbst zum Klingen bringen.
Dauer: 1,5 Stunden (inkl. Kurzführung)
Kosten: 60 EUR zzgl. 2,50 EUR Eintritt pro Schüler
■■ Filmseminar: Orson Welles, »Der Prozess« (1962)
Unverfilmbar? Der amerikanische Regisseur Orson Welles hielt sich nicht daran.
Mit dem Wissen um Holocaust und Zweiten Weltkrieg interpretierte er den Roman
neu. Das Ergebnis war und ist höchst eigenwillig und umstritten – wir erlauben uns
selbst ein Urteil.
Dauer: 1,5 Stunden (inkl. Kurzführung)
Kosten: 60 EUR zzgl. 2,50 EUR Eintritt pro Schüler