Pakistan: Angriff auf christlichen Schulleiter bleibt folgenlos
Pakistan: Angriff auf christlichen Schulleiter bleibt folgenlos -Polizei und Behörden verhindern Strafverfolgung – Behörden im pakistanischen Bezirk Kasur unweit von Lahore haben verhindert, dass die Angreifer des christlichen Schuldirektors Siddique Azam der Strafverfolgung übergeben werden. Er war am 5. Oktober von vier muslimischen Lehrern verprügelt und anschließend in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Gegenüber Open Doors gab er an, der Leiter der zuständigen Schulbehörde habe ihm nahegelegt, auf rechtliche Schritte zu verzichten. Andernfalls müsse er selbst mit einer Anklage rechnen.Rache für ein verweigertes Alibi
Siddique Azam ist als Direktor für ein Ausbildungszentrum verantwortlich, an das acht Grundschulen angeschlossen sind. Eine davon ist die Khilwan Schule, dessen Leiter Muhammad Javed am 1. Oktober mit einer zweifelhaften Bitte bei Azam vorstellig wurde. Er war beurlaubt worden, nachdem eine Prüfkommission seine unerlaubte Abwesenheit vom Arbeitsplatz festgestellt hatte. Nun verlangte er von Azam eine nachträgliche Bescheinigung, dass er zum fraglichen Zeitpunkt dienstlichen Pflichten nachgegangen sei. Als Azam diese Unehrlichkeit verweigerte, wurde Javed ausfallend. Azam zitiert ihn mit den Worten: „Nur ein Geisteskranker kann einen ‚chuhra‘ [beleidigender Ausdruck für Christen] wie dich zum Leiter eines Schulzentrums machen!“ Am Morgen des 5. Oktober lauerten Javed und drei befreundete Lehrer Azam vor seinem Büro auf. Sie prügelten und traten auf ihn ein, bis andere Lehrer dem Direktor zur Hilfe eilten und die Polizei riefen.
Fingierter Bericht und glatte Lügen
Bevor er selbst in Krankenhaus gebracht wurde, wies Azam die eingetroffenen Beamten wohlweislich darauf hin, dass niemand der Angreifer verletzt war und regte sogar eine entsprechende medizinische Untersuchung noch vor ihrer Inhaftierung an. Zwei Tage später wurde er aus dem Krankenhaus entlassen, wo man sein stark verletztes linkes Auge zu seiner Erleichterung retten konnte. Als erstes suchte Azam die Polizeistation auf und erfuhr dort, dass die Angreifer laut dem offiziellen Bericht ähnliche Verletzungen wie Azam aufwiesen und er nun ebenfalls angeklagt sei. Der Leiter der Schulbehörde von Kasur habe die Polizei zudem darüber in Kenntnis gesetzt, dass es bei der Auseinandersetzung um Fragen der Zustellung von offiziellen Schreiben gegangen sei. Zusätzliche Rückendeckung erhielten die Angreifer von einem ehemaligen Parlamentsmitglied.
Christen systematisch entrechtet
Viele in der Kasur-Region ansässige Christen stammen von den sogenannten „Dalits“ ab, der untersten Gruppierung im indischen Kastensystem. Sie erleben deshalb seit langem massive Benachteiligungen, etwa in ihren beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten. Viele arbeiten als Reinigungskräfte und in der Müllentsorgung. Sie werden in vielen alltäglichen Situationen als Menschen zweiter Klasse behandelt. Letzteres gilt für zahlreiche Christen in ganz Pakistan. Diese gesellschaftlich tief verwurzelte Verachtung der Christen führt immer wieder zu gewaltsamen Übergriffen, besonders gegen Mädchen und Frauen, wobei die Täter häufig ungestraft bleiben. Pakistan rangiert auf dem Open Doors Weltverfolgungsindex aktuell an achter Stelle unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens am stärksten verfolgt werden.
Über Open Doors
Open Doors ist ein überkonfessionelles christliches Hilfswerk, das seit 60 Jahren in mehr als 50 Ländern verfolgte Christen unterstützt mit Hilfe zur Selbsthilfe-Projekten sowie Bibeln und christlicher Literatur. Open Doors bildet Gemeindeleiter aus, engagiert sich für Gefangene und unterstützt die Familien ermordeter Christen. Mit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit („Sprachrohrdienst“) informiert das Werk in Publikationen und mit Vorträgen über Christenverfolgung und ruft zu Gebet und Hilfe für verfolgte Christen auf. Jedes Jahr veröffentlicht Open Doors den Weltverfolgungsindex, eine Rangliste der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden.
Die Arbeit von Open Doors Deutschland e.V. wird durch Spenden finanziert. Das Werk trägt das Spendenprüfzertifikat der Deutschen Evangelischen Allianz.