„Gesamtkirchliche Verantwortung wahrnehmen“

Vorsitzender der Kirchenleitung Nordelbiens hält Bericht vor Synodalen
Rendsburg (nr). Auf der heute (Donnerstag) in Rendsburg begonnenen dreitägigen Sitzungsperiode der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Synode hat der Vorsitzende der Kirchenleitung, Bischof Dr. Hans Christian Knuth, dafür geworben, in allen Entscheidungen im Reformprozess gesamtkirchliche Verantwortung wahrzunehmen. Dabei hob er besonders hervor, dass Strukturarbeit theologische Arbeit sei. „In unserem nachtraditionellen Zeitalter hat die Berufung auf das Gewohnte allein für sich keine Plausibilität mehr. Wir haben vielmehr unsere biblisch-christliche Tradition so in unsere Gesellschaft zu tragen, dass sie als Neu-Gehörtes zur Sprache kommt“, sagte der Bischof. Es gehe nicht allein um die finanziellen Herausforderungen, sondern viel grundsätzlicher um die Veränderungen der Lebenswelten, die nachhaltigen Individualisierungsprozesse, die eine Neuorientierung der kirchlichen Arbeit erforderlich machten, betonte der Bischof. Dr. Knuth setzte sich mit den wiederholt ausgesprochenen beziehungsweise unausgesprochenen Vorwürfen auseinander, wonach sich „unsere Reformbestrebungen nicht um das Eigentliche der kirchlichen Arbeit bemühen“. „Es sind nicht allein die finanziellen Herausforderungen, sondern viel grundsätzlicher die Veränderungen der Lebenswelten, die nachhaltigen Individualisierungsprozesse der letzten beiden Jahrzehnte, die eine Neuorientierung unserer kirchlichen Arbeit erforderlich machen“, sagte der Bischof und nannte eine Reihe von dafür verantwortlichen Faktoren. „Elementare religiöse Erziehung findet kaum noch in den Familien statt. Religiöse Praxis wird von vielen nicht mehr im Alltag erlebt. Obendrein muss sich protestantische Lebensdeutung im Kontext vieler anderer Angebote von Lebensdeutungen bewegen“.
Als Beispiele für die Annahme der gegenwärtigen Herausforderungen hob Dr. Knuth einzelne Entwicklungen hervor. Wenn auch die Zahlen der Menschen, die sich von der Kirche abwenden, zurückgegangen seien, müsse man zurückhaltend sein, daraus eine langfristige Entwicklung zu interpretieren. „Kleiner werden ist nicht gleichbedeutend mit Rückzug. Vielmehr besteht eine wesentliche Aufgabe für unsere kirchliche Arbeit darin, auf die Altersgruppe der Menschen um die 30, in der Existenz- und Familiengründung geschieht, zuzugehen“, sagte der Bischof weiter. Um jüngere Menschen für die Kirche zu gewinnen, werde eine neue Konfirmandenordnung eingeführt. Ferner sei die Neukonzeption der kirchlichen Jugendarbeit in der Entwicklung – gerade angesichts der weniger werdenden frei verfügbaren Zeit der Jugendlichen sei dieser Weg besonders wichtig, so der Bischof.
„Auf der anderen Seite sehen wir auch ein wachsendes neues Bedürfnis nach einer bewusst gestalteten Spiritualität, verbunden mit einer Nachfrage nach Angeboten von Einkehr und geistlicher Vergewisserung“, sagte der Bischof weiter und nannte als beispielhaft die Einkehrtage des Nordelbischen Frauenwerkes, Oasen der Stille oder Pilgerwege.
Zu den großen Umbrüchen im Rahmen der Reform gehörten auch die kirchlichen Gebäude. „Mit seinen Kirchen hat Nordelbien einen großen Schatz, und es besteht eine hohe Identifikation der Menschen in diesem Land mit ihren Kirchgebäuden“, sagte der Bischof. Dies müsse man bedenken, wenn über Umnutzung, Aufgabe und Abriss von einigen der 990 Kirchen, Kapellen und sonstigen gottesdienstlich genutzten Gebäuden nachgedacht werde.
Bischof Dr. Knuth ging auch auf den von der Kirchenleitung beschlossenen Prüfauftrag zur Verlegung des Predigerseminars von Preetz zum Pastoralkolleg in Ratzeburg ein. „Die Kirchenleitung ist der Überzeugung, dass es richtig ist, die Aufgaben an bestimmten Standorten zu bündeln. Damit lassen sich geänderte Strukturen schaffen, Kosten senken und das Profil der Arbeit stärken“, erklärte er hierzu. Zwischen den Aufgaben des Pastoralkollegs und dem Predigerseminar könnten sich Synergien ergeben.
Der Vorsitzende der Kirchenleitung schloss seinen Bericht mit einem ausdrücklichen, „nicht nur rituellen“ Dank an alle haupt- und ehrenamtlichen Mitglieder der Nordelbischen Kirche.









