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MJGI: Frauenhäuser sind unverzichtbar

KIEL. Anlässlich der heutigen Protestaktion von Vertreterinnen einzelner Frauenhäuser und deren Unterstützerinnen vor dem Landeshaus betont das MJGI, warum Frauenhäuser unentbehrlich sind und staatlich gefördert werden müssen:

1. Frauenhäuser sind weiterhin unverzichtbar
Frauenhäuser bleiben auch in Zukunft unverzichtbar. Für eine Reihe von Frauen – vor allem für Migrantinnen – sind sie die einzige Möglichkeit, der häuslichen Gewalt zu entfliehen. In Schleswig-Holstein werden ab dem Jahr 2012 landesweit 14 Frauenhäuser mit insgesamt 287 Plätzen von Land und Kommunen gemeinsam mit 3,6 Mio.€ gefördert. Diese Mittel sind im Finanzausgleichsgesetz (FAG) als Vorwegabzug
verankert.

2. Eine qualitativ hochwertige, flächendeckende Versorgung in Schleswig-Holstein wird erhalten um die Frauenhäuser in die Lage zu versetzen, ihre qualitativ hochwertige Arbeit auch in den kommenden Jahren anbieten zu können, soll bei den Frauenhäusern der Platzkostensatz von 10,5 T€ auf 10,8 T€ erhöht werden. Auch der bundesweit überdurchschnittlich gute Betreuungsschlüssel von 1:6 soll erhalten bleiben. Zusätzlich werden Unterkunftskosten von insgesamt 490.000 € jährlich bereitgestellt.

3. Warum können zwei Frauenhäuser in Schleswig-Holstein geschlossen werden? Frauen profitieren heute neben den Leistungen der Frauenhäuser auch von niedrigschwellig arbeitenden Beratungsstellen und einer Reihe zwischenzeitlich entwickelter staatlicher Maßnahmen, wie die polizeiliche Wegweisung. Nach der geplanten Schließung der Frauenhäuser in Wedel und Lübeck stehen in Schleswig-Holstein immer noch 287 Frauenhausplätze (vorher 335) zur Verfügung. Damit kommt ein Frauenhausplatz auf 9871 Einwohnerinnen und Einwohner, im Bundesdurchschnitt liegt diese Relation bei eins zu 12.291.

Diese Plätze reichen aus, da in den letzten Jahren die Zahl der Frauen und Kinder, die jährlich ein Frauenhaus in Schleswig-Holstein aufsuchen, von rund 2.700 Personen im Jahr 2001 kontinuierlich um 600 Personen auf rund 2.100 Frauen und Kinder im letzten Jahr gesunken ist. Die Auslastung ist von 84 Prozent in 2001 auf 77 Prozent 2009 gesunken. Sie wäre noch niedriger, wenn nicht heute Frauen länger in Frauenhäusern verblieben als vor einigen Jahren. Solche Langzeitaufenthalte (teilweise von über einem Jahr) haben zugenommen, entsprechen aber nicht Sinn und Zweck dieser Hilfsangebote.

Im Kreis Pinneberg werden drei Frauenhäuser vorgehalten (in Pinneberg, 15 Plätze, in Elmshorn, 28 Plätze, und in Wedel 15 Plätze). Vorgeschlagen wird, das Frauenhaus Wedel zu schließen. Wedel liegt an der Hamburger Stadtgrenze. Diese räumliche Nähe führt dazu, dass viele Hamburger Frauen dort Zuflucht suchen. Im letzten Jahr kamen 75 Prozent der im Frauenhaus Wedel lebenden Frauen aus anderen Bundesländern, allein 47 Prozent kamen aus Hamburg.

In Lübeck existieren zwei Frauenhäuser (autonomes Frauenhaus, 32 Plätze, und das Frauenhaus der Arbeiterwohlfahrt, 36 Plätze). Im Frauenhaus der Arbeiterwohlfahrt lag die Auslastung in den vergangenen acht Jahren nur bei durchschnittlich 61,2 Prozent, obwohl die Aufenthaltsdauer der dort wohnenden Frauen und Kinder erheblich länger als in den anderen Häusern war.

4. Schleswig-Holstein ist nicht in der Lage, reichere Bundesländer zu entlasten. 30 Prozent der Frauen, die in den Frauenhäusern Schleswig-Holsteins Schutz suchen, kommen aus anderen Bundesländern. Bundesweit beträgt die Quote der Frauen, die aus einem anderen Bundesland in ein Frauenhaus kommen, 10 Prozent der Bewohnerinnen. Dadurch „sponsert“ Schleswig-Holstein reiche Bundesländer, wie beispielsweise Bayern und Baden-Württemberg, die verhältnismäßig wenige Frauenhausplätze bereitstellen (Bayern: ein Platz auf 17.084 Einwohner, Baden-Württemberg: ein Platz auf 13.750 Einwohner). Bei einer zwischen den Ländern ausgeglichenen Unterbringung, bei der nur zehn Prozent der Frauenhausbewohnerinnen in Schleswig-Holstein aus anderen Bundesländern kämen, würden 420 Frauen und Kinder weniger in den Frauenhäusern Schleswig-Holsteins untergebracht werden müssen.