Es kracht in St. Marien: Pastorin von Kortzfleisch wirft das Handtuch
Pastorin Ina von Kortzfleisch, Pastorin in St. Marien, stand zuletzt allein in ihrer Kirche, sie hatte keinen Rückhalt mehr im Kirchenvorstand und beendet das Desaster in Lübecks berühmtester Kirche mit einem personellen Paukenschlag: Sie wirft das Handtuch und verlässt nach fast drei Jahren die Hansestadt. Schon länger schwelte die Unfrieden zwischen der Theologin und dem Kirchenvorstand. Doch sagen möchte dazu zur Zeit niemand. Aber in einem internen Kirchenpapier steht, „…dass es zwischen der Pastorin und dem Kirchenvorstand unterschiedliche Vorstellungen über die Arbeit an St. Marien gab…“Seit Mittwoch steht nun fest: Die Pastorin verlässt eine der bedeutendsten Pastorenstellen mit einem Paukenschlag – und wohl deutlich nicht im Frieden. Morgen (Sonntag, 9. Januar), hält die Theologin in St. Marien ihre letzte Predigt in Lübeck. Bis zum Sommer wird Bernd Schwarze einziger Marien-Pastor sein.
Die gebürtige Ostwestfälin, geboren 1961, war im März 2008 als Nachfolgerin von Pastor Volker Schultze in ihr Amt als Marien-Pastorin eingeführt worden. Sie gehört zu den Theologinnen, die klare Worte fand, dies wurde deutlich, als sie 2009 den „Marientaler“ vehement verteidigte, führte das Eintrittsgeld für St. Marien von zwei Euro ein, „das unerlässlich ist, die fast 800 Jahre alte Kirche baulich zu bewahren.“ Eine Million Menschen besuchen jährlich St. Marien. Umstritten war der gemeinsame Beschluss des Kirchenvorstandes und der Pastoren, Eintrittsgeld von nicht betenden, sondern nur besuchenden Kirchenbesuchern zu verlangen. Deutlich sagte Ina von Kortzfleisch damals dazu: „Gott ist und bleibt umsonst.“
Die Frage wirft sich auf, Warum Marien-Kirchenvorstand und Pastorin nicht zueinander fanden, gesprochen wird darüber nicht. Selbst Pastor Schwarze schweigt dazu. Aus der Gemeinde aber gab es öfters Kritik an der Gottesdienstgestaltung der Theologin. Mehrfach verließen Gottesdienstbesucher vor dem Ende der Andacht die Kirche, da sie sich „nicht angesprochen fühlten“ – selbst zu Weihnachten nicht. Andere wiederum lobten die „klaren Worte“ der Theologin.
Pröpstin Petra Kallies würdigte das Engagement der Lübeck verlassenden Pastorin und dankte ihr „…für ihren Einsatz, für ihr Ringen um die Menschen und ihr mutiges Eintreten auch für unbequeme Entscheidungen.“
Ina von Kortzfleisch soll aus freien Stücken gehen, wird in der Nordelbischen Kirche ab Februar eine neue Aufgabe übernehmen. Selbst das Wo und Wie ist bis jetzt geheim.
Vielsagend: Es gibt auf eigenen Wunsch der Pastorin keine offizielle Verabschiedung. Neu besetzt wird die zweite Pfarrstelle in St. Marien frühestens im Sommer 2011. Bis dahin wird Pastor Bernd Schwarze von verschiedenen Pastoren im Ruhestand unterstützt.