Volksfeste in Gefahr? Schausteller fordern rechtliche Absicherung

Deutschland ist das Volksfestland Nummer eins. Zwischen Flensburg und München, Aachen und Görlitz besuchen jährlich 178 Millionen Menschen über 12.000 Kirmessen und Jahrmärkte. Doch viele Veranstaltungen stehen vor dem Aus. Gründe sieht der Deutsche Schaustellerbund (DSB) zum einen im fehlenden Engagement der Kommunen für ihre Volksfeste und zum anderen in der einseitigen Gebührenpolitik. Zu Beginn seiner Jahrestagung informierte der Berufsverband der deutschen Schausteller heute in Lübeck über die wirtschaftliche Entwicklung der Schaustellerbranche – und die ist mehr als kritisch. Der Umsatz lag nach Verbandsangaben 2006 bei zwei Milliarden Euro. Dies entspricht den Zahlen des Vorjahres. Präsident Albert Ritter: „Die wirtschaftlichen Ergebnisse reichen jedoch nicht aus. Die Gewinnspanne in unserem Gewerbe wird immer kleiner – dafür steigen die Gebühren. Die Schere der Kosten und Belastungen geht im Gegensatz zu den Gewinnen kontinuierlich auseinander. Die Existenz vieler Schausteller und damit die Zukunft der Volksfeste steht in vielen Städten und Regionen auf dem Spiel.“ Im letzten Jahr hätten einige Schaustellerbetriebe bereits Insolvenz anmelden müssen. Albert Ritter: „Dabei handelte es sich um Familien, die seit vielen Generationen den Schaustellerberuf ausübten. Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, werden noch mehr Unternehmen pleite gehen – und damit tausende von Arbeitsplätzen verschwinden.“ Volksfeste seien ein wichtiges werbliches Aushängeschild für die Kommunen und würden von vielen Bürgern und auswärtigen Gästen besucht. Sie prägten das Image der Städte und stärkten deren Wirtschaftskraft. Diese Vorteile müssten bei der Festsetzung der Gebühren mit berücksichtigt werden. Die Finanzierung von Veranstaltungen dürfe nicht nur auf dem Rücken der Schausteller ausgetragen werden.
Neben einer deutlichen Senkung der Platzgebühren fordert der Deutsche Schaustellerbund eine rechtliche Absicherung der Volksfeste. Und auch hier ständen die Kommunen in der Pflicht. Präsident Ritter: „Volksfeste in Deutschland haben eine jahrhundertealte Tradition. Das „Lullusfest“ in Bad Hersfeld etwa blickt auf eine über 1200 Jahre alte Geschichte zurück.“ Dieses kulturelle Gut gelte es zu pflegen und zu schützen. Entscheidend sei hier die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und Schaustellern. Albert Ritter: „Es gilt nicht, Dinge schön zu reden, sondern auf Augenhöhe mit den Ansprechpartnern zu stehen und in Gesprächen und Diskussionen Lösungen zu finden.“
Kundgebung mit Ministerpräsident Carstensen
Unter dem Motto „Volksfeste – herzlich gerne!“ findet vom 18.-20. Januar 2007 in Lübeck der 58. Delegiertentag des Deutschen Schaustellerbundes statt. In Fachgesprächen, Arbeitsgruppen und im Schaustellerplenum werden in der Lübecker Musik-und Kongresshalle aktuelle Themen diskutiert und die Weichen für die berufliche Zukunft des Schaustellergewerbes gestellt. Begleitet wird die Delegiertentagung von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm, das traditionell am Donnerstagabend mit dem Kommers beginnt. Der Jugendball steht am Freitag unter dem Motto „Thundernight“. Den Abschluss und gleichzeitig gesellschaftlichen Höhepunkt des Delegiertentages bilden am Samstag die öffentliche Kundgebung, u.a. mit dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen, und der Damen-Galaball. Die Veranstalter erwarten zum Delegiertentag mehr als 500 Teilnehmer.









