Hebammen-Proteste: Magaard fordert angemessene Berufsbedingungen für Hebammen
Kiel (frb). Der Bischofsbevollmächtigte im Sprengel Schleswig und Holstein, Gothart Magaard, hat am Donnerstag (5. Mai) kurzfristige und pragmatische Veränderungen hinsichtlich der Arbeitssituation von freiberuflichen Hebammen gefordert. Während seiner Rede auf einer Protestkundgebung der Hebammen vor dem Kieler Landeshaus sagte er:„Hebammen leisten einen entscheidenden Beitrag bei der Geburt – das muss unserer Gesellschaft mehr Wert sein! Es geht uns alle etwas an, ob Familien in der ersten Lebensphase eines Mädchen oder Jungen die Unterstützung bekommen, die sie brauchen.“ Hintergrund der Proteste ist eine Erhöhung der Berufshaftpflichtversicherung für geburtsbegleitend tätige Hebammen zum 1. Juli vergangenen Jahres auf rund 3.700 Euro. Viele freiberuflich tätige Hebammen haben daher bereits ihre Tätigkeit aufgeben müssen, so dass eine Unterversorgung von Frauen und Kindern unter der Geburt erwartet wird.
„Gott will das Leben – und er will, dass sich Menschen in Freiheit entwickeln können – liebevoll begleitet, von einer Zuwendung getragen, aus der jenes grundlegende Lebensvertrauen wachsen kann, das im Leben trägt“, erklärte Gothart Magaard. Mit allem Nachdruck habe sich die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche darum das Anliegen, angemessene Berufsbedingungen für Hebammen zu fordern, zu Eigen gemacht.
„Aufgrund unserer Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Familien wissen wir als Kirche, wie früh wichtige Grundlagen gelegt werden, die darüber entscheiden, ob und wie ein Kind seine Begabungen entfalten kann“, sagte Magaard. Dazu gehöre seiner Überzeugung nach auch, dass es behütet auf die Welt komme, auf Wunsch der Mutter oder der Eltern begleitet von einer ihnen vertrauten Hebamme, die unnötige Ängste nehmen und die Lebenssituation der Familie kennen würde. „Ich traue denen, die politische Entscheidungen zu treffen haben, zu, dass sie ihre soziale Verantwortung an diesem Punkt erkennen. Denn es kann bei rechtem Hinsehen nur eine gemeinsame Aufgabe sein, vor der wir hier stehen“, so der Bischofsbevollmächtigte.
Gleichzeitig kündigte der Bischofsbevollmächtigte an, gemeinsam mit der Vorsitzenden des Hebammenverbandes Schleswig-Holstein, Margret Salzmann, am 26. Mai in Berlin in einem Gespräch mit Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler die Anliegen der Hebammen erneut vorzubringen. „Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass sich Minister Rösler bereit erklärt hat, nicht nur die von uns gesammelten 22.192 Unterschriften öffentlich entgegenzunehmen, sondern sich auch Zeit nehmen will, mit uns ins Gespräch zu kommen.“
Die Nordelbische Kirche hatte gemeinsam mit den Hebammenverbänden Schleswig-Holstein und Hamburg Ende letzen Jahres eine Unterschriftenaktion durchgeführt. In einem Schreiben bitten die Unterzeichner Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler, sich zügig für gute Lösungen im Sinne der betroffenen Mütter, Kinder und Hebammen einzusetzen.