Lübeck Lupe

Stadtwehrführer Detlef Radtke wiedergewählt

Radtkegewaehlt
„Zum Bilderbogen“

Text und Fotos: TBF/Wolfgang Freywald

Der Stadtfeuerwehrverband Hansestadt Lübeck hielt gestern (16.3.) seine Jahreshauptversammlung in der Sporthalle in Krummesse ab.

Rund 150 Delegierte aus den Lübecker Feuerwehren waren aufgerufen, den Lübecker Stadtbrandmeister und den Bereitschaftsführer der 3. Lübecker Feuerwehrbereitschaft für jeweils sechs Jahre zu wählen.Detlef Radtke bisheriger Stadtwehrführer wurde in seinem Amt mit 69 Stimmen bestätigt. Erstaunen rief der TOP 7b hervor: Der bisherige Bereitschaftsführer Wilfried Last unterlag seinem Gegenkandidaten Joachim Schütt.

Der Veranstaltung wohnten zahlreiche Gäste aus Feuerwehr und Politik bei. Neben dem Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hans-Peter Kröger, waren Ministerialdirigent Ulrich Gudat vom Schleswig-Holsteinischen Innenministerium und Lübecks Senator Thorsten Geissler anwesend.

Die Grussworte der Hansestadt Lübeck überbrachte der Erste stellvertretende Stadtpräsident der Hansestadt, Reinhold Hiller.

Zusammenfassung der Rede von Detlef Radtke:

Die Freiwilligen Feuerwehren wurden in Lübeck im Jahr 2006 wieder stark gefordert. Brandeinsätze, technische Hilfeleistung und Gefahrguteinsätze wurden bewältigt, eine Vielzahl an präventiven Maßnahmen wurden durchgeführt.

In der Brandschutzerziehung und -aufklärung wurden viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene unterwiesen. Es wurden unzählige Ausbildungsveranstaltungen auf Kreis und Standortebene abgeleistet. Jugendliche wurden langfristig auf den Feuerwehrdienst vorbereitet.

Die Freiwilligen Feuerwehren sind unverzichtbar für den Brand- und Katastrophenschutz in Lübeck, sie setzen sich mit den Kameraden der Berufsfeuerwehr rund um die Uhr ein, um Leben zu retten, Gefahren abzuwehren und Sachwerte in erheblichem Umfang vor der Zerstörung zu bewahren.

Die Freiwilligen Feuerwehren sind verläßlich und fachlich versiert in der Abarbeitung der ihnen gestellten Aufgaben. In den letzten Wochen und Monaten wird im Rahmen der Arbeitszeitreduzierung (48-Stunden Woche) immer wieder der Standard beim „kritischen Wohnungsbrand“ diskutiert. Themen wie „10-Mann Löschzug“ bzw „10 Mann in 10 Minuten“ werden erörtert.

Die Freiwilligen Feuerwehren haben den Eindruck, dass aufgrund der Diskussion um die Stellen der Berufsfeuerwehr die Notwendigkeit der ehrenamtlichen Feuerwehrmitglieder und deren Fahrzeuge und Geräte durch die Politik in Frage gestellt werden. Es tauchen in der Politik Fragen auf: Wofür so viel Freiwillige Feuerwehr ? Wo ist die Notwendigkeit der Feuerwehr Innenstadt ? Können die Freiwilligen Feuerwehren die Fahrzeuge überhaupt besetzen ?

Ich warne davor, dass der Brand- und Katastrophenschutz nur auf den kritischen
Wohnungsbrand reduziert wird. Es darf nicht übersehen werden, dass es beim kritischen Wohnungsbrand keinen „10 Mann-Löschzug“ gibt, sondern nur den „16 Mann Löschzug“. In dem „16 Mann-Löschzug“ besetzt die Freiwillige Feuerwehr die 6 Funktionsstellen, die innerhalb von 15 Minuten am Einsatzort tätig werden müssen. Teilweise unterstützen Freiwillige Feuerwehren bereits innerhalb der 10 Minuten Frist, wie es z. B. in Schlutup und Krummesse der Fall ist.

Weiterhin ist anzumerken, dass der kritische Wohnungsbrand von der Rettung nur 1 Person im 1.Obergeschoß ausgeht. Was ist, wenn mehrere Personen gerettet werden müssen ? Was ist, wenn der Brand spät entdeckt wird, und er sich bei Eintreffen der ersten Einsatzkräfte bereits zu einer großen Schadenslage ausgeweitet hat ? Was ist, wenn das Feuer über Stunden in mehreren Brandabschnitten bekämpft werden muß, und ein großes Personalaufkommen an Einsatzkräften benötigt wird ?

Dies sind bei der Feuerwehr Lübeck bekannte Fragen, auf die es Antworten gibt. Nur durch die gleichzeitige Alarmierung von Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren können die Aufgaben im abwehrenden Brandschutz in der Technischen Hilfe und bei Gefahrgutlagen bewältigt werden. Dies gilt sowohl für Schadenslagen im Tagesgeschäft als auch bei Großschadenslagen und insbesondere im Katastrophenschutz.

„Bei größeren Einsätzen hängt der Einsatzerfolg und auch die Sicherheit der Feuerwehrleute entscheidend davon ab, dass zusätzlich zu den 16 Funktionen weiteres Personal zur Brandbekämpfung und Menschenrettung an der Einsatzstelle sofort verfügbar sind. Nicht immer verhält sich ein Feuer normgerecht, wie bei einem kritischen Wohnungsbrand dargestellt. In vielen Situationen sind mehrere Personen gleichzeitig in Lebensgefahr und bedürfen der sofortigen Rettung. Hierfür reicht der Personalansatz, gemessen am kritischen Wohnungsbrand, nicht aus. Auch an unübersichtlichen Einsatzstellen, wie z.B. im Altstadtbereich, ist mehr Personal erforderlich.

Zur Abdeckung solcher Schadensereignisse muß ein Mehrfaches der Ersteinsatzkapazität (Einsatzkräfte, Fahrzeuge) zur Verfügung stehen. Dieser Bedarf wird durch die Konzentrierung der Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehrwachen und der örtlich zuständigen Wehren der Freiwilligen Feuerwehren auf diese Einsatzstelle abgedeckt. Zusätzliche Einheiten der Freiwilligen Feuerwehren werden vorsorglich in Alarmbereitschaft (Besetzung Wachen der BF und Wachen der FF) versetzt, um so die Ausrückezeiten im Bedarfsfall zu minimieren und die entblößten Ausrückebereiche zu sichern.“

Einsätze in Lübeck belegen, welche Ressourcen an Mannschaft und Geräten eingesetzt werden mußten, um die Lagen zu beherrschen. Ich denke hier beispielhaft an Brände im Falkenhusener Weg, Hafenstraße, Vicelin Kirche, Nienhüsen, Glashüttenweg, diverse Holzhandlungen und auch an Sturm und Starkregeneinsätze, die in Zukunft weiter zunehmen werden.

Verständlich ist, dass bei der schlechten Haushaltslage alles erwogen werden muß, um Kosten einzusparen. Einsparungen bei der Freiwilligen Feuerwehr sind nicht zielführend. Bei schlechten Haushaltslagen ist es um so wichtiger sich die Fähigkeiten der Freiwilligen Feuerwehren zu erhalten, da Personalkosten nicht von Bedeutung sind.

Es ist aus meiner Sicht wünschenswert, dass die Wahnehmungen in den Reihen der Freiwilligen Feuewehren nicht den Tatsachen entsprechen. Dies wäre dann ein Grund mehr, die Politik um Aufklärung zu bitten.

Ich danke allen Feuerwehrkameradinnen und -kameraden der Freiwilligen Feuerwehren für ihre ehrenamtliche Mitarbeit. Danken möchte ich aber auch den Familien und Partnern sowie Arbeitgebern. Sie alle sind es, die das Ehrenamt unterstützen und somit erst ermöglichen. Den Mitgliedern der Feuerwehr rufe ich zu: Haltet weiter an dem Ziel fest, Mitglieder für die Jugend- und Einsatzabteilung zu gewinnen, damit die Freiwilligen Feuerwehren auch in Zukunft einsatzfähig bleiben. Das Motto „Weiter Plus 1“ ist die Aufforderung beharrlich die Mitgliederwerbung in den nächsten Jahren fortzusetzen.

Die Mitgliederstatistik zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Den Kameraden der Berufsfeuerwehr, den Mitgliedern des Vorstandes des Stadtfeuerwehrverbandes, den Fachwarten, den Führungskräften der Wehren, den Ausbildern, den Jugendfeuerwehrwarten und Jugendgruppenleitern danke ich für die vertrauensvolle und kameradschaftliche Zusammenarbeit.