Das interaktive Online-Magazin seit 1999

Aktuelle Nachrichten, lokale Themen aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik, Wirtschaft, Rezensionen und Veranstaltungen

Lübeck Lupe

BfL: Geknackte Liebesschlösser

Die Aktion der geknackten Schlösser an der Lübecker „Liebesbrücke“ berührt die Lübecker Bürgerseele und regt zu emotionalen Aktivitäten an. Jetzt fehlt ein Stück vom Brückengeländer … und was kommt noch?

Es ist ein netter Brauch, wenn frisch verliebte Paare durch ein Schloss symbolisch signalisieren, dass sie nie mehr auseinandergehen wollen. Viele junge Paare kommen nach Lübeck, die vielleicht auch beflügelt durch die romantische Ausstrahlung Lübecks, ihrer Lebensfreude durch ein Schloss Ausdruck geben. Die meisten Paare davon werden später sicherlich einmal wieder kommen, um sich an die schöne Zeit hier in Lübeck zu erinnern und um nachzusehen, ob das Zeichen ihrer Verbundenheit noch sichtbar ist. Auch dem Nachwuchs wird man bei einer späteren Reise das Zeichen eines gehaltenen Versprechens, verbunden mit der Geschichte einer schönen Erinnerung, zeigen wollen.

Das sind dann Lübecks Kunden von Morgen, die kommen wieder wenn, sich hier auch nur ein kleines, ureigenes Erinnerungsstück befindet. Wie groß mag die Enttäuschung sein, wenn das Symbol der Treue geknackt und entsorgt wurde?
Da ergibt sich für Lübeck ein neues Marketing-Objekt, ohne dass irgendwelche (Steuer-) Gelder für touristische Aktionen fließen. Wenn dieses lebendige Gegenwarts-Objekt „Liebesbrücke“, verbunden mit den anderen historischen Merkmalen Lübecks beworben und vermarktet werden würde, kämen auch viel mehr junge Leute hierher. Die sind die Zukunft. Lübeck muss mit der Zeit gehen, auch wenn vielen ältere Zeitgenossen in solch profanen Schlössern keine Symbolkraft erkennen können, oder das als Moderrscheinung abtun.

Mit Kopfschütteln muss man nun zur Kenntnis nehmen, dass in Lübeck die Sentimentalität abhanden gekommen ist. Der mögliche Schaden an der Brücke ist sicherlich weit geringer als der mögliche gesamtwirtschaftliche Nutzen. Der jetzige touristische Image-Schaden durch die bundesweit negative Presse ist erheblich.
Hat sich überhaupt schon jemand Gedanken gemacht, wie ggf. ein Schutz der Brücke, d.h. des Niro-Geländers aussehen könnte? Reicht vielleicht schon ein billiger kleiner Plastik-Schlauch zum überklemmen auf die Schlösserbügel? Ein bisschen mehr Innovation und Kommunikation innerhalb der Verwaltung, sowie mit Lübecks Marketing-Institutionen könnte man schon erwarten.

Autor:
Uwe-Jens Iwers