Engagement gegen Alkoholmissbrauch zeigt positive Wirkung
Jugendschutz-Kontrollen des Aktionsbündnisses verliefen ruhig – Gelungene Kooperation
Nach Beendigung der Travemünder Woche 2011 zieht das Aktionsbündnis gegen Alkoholmissbrauch eine positive Bilanz: „Unsere Präsenz und unser Engagement zeigt Wirkung“, freut sich stellvertretend für das Bündnis Lübecks Jugendschutzbeauftragte Annette Eickhölter. „Eltern und Jugendlichen sind wir inzwischen bekannt. Und auch wenn leider immer wieder alkoholisierte Minderjährige aufgegriffen werden, so können wir zumindest keinen Anstieg feststellen.“ Vielfach bedankten sich die Eltern bei den Mitarbeitern, vor allem, weil die Minderjährigen sicher nach Hause kamen.
Im dritten Jahr des Aktionsbündnisses ist die Zahl der Kooperationspartner sogar noch einmal gewachsen: Waren bisher der Kinder- und Jugendschutz, der Ordnungsdienst und die Gewerbeangelegenheiten der Stadtverwaltung sowie die Lübecker Polizei beteiligt, schlossen sich in diesem Jahr die Lübecker Verkehrsgesellschaft, die Deutsche Bahn und die Bundespolizei der Kooperation an. „Die Zusammenarbeit klappte insgesamt hervorragend“, so Eickhölter. „Durch den Zuwachs an Bündnispartnern konnten die verschiedenen Stellen ihre Arbeit besser koordinieren.“
Täglich, vom frühen Abend bis spät in die Nacht während der zehntägigen Veranstaltung, waren die Teams auf der Festmeile und Umgebung unterwegs. Je nach Besucherandrang waren rund zehn Mitarbeiter der unterschiedlichen städtischen Bereiche flexibel im Einsatz. Die Polizeidirektion Lübeck beteiligte sich ebenfalls an den Jugendschutzkontrollen. Sie unterstützte insbesondere die Teams des Kinder- und Jugendschutzes. Des Weiteren wurde von den Fußstreifen der Polizei auf der „Meile“ Jugendliche in den Focus genommen und Kontrollen durchgeführt. Rund zehn Prozent der geschätzten 800 000 Besucher der Travemünder Woche, also rund 80 000, sind Kinder- und Jugendliche. Zahlreiche Minderjährige wurden angesprochen.
Kontrolliert wurden 163 zwischen 13 bis 17 Jahren – aufgrund der diesjährigen starken Präsenz des Bündnisses mehr als im vergangenen Jahr. Darunter befanden sich 34 Jugendliche unter 16 Jahren mit mehr als 0,5 Promille, 30 der über 16jährigen mit mehr als 1,0 Promille. Die Atemalkoholwerte der übrigen 99 kontrollierten Minderjährigen lagen bei 0,0 beziehungsweise deutlich unter 0,5 Promille. „Auch wenn jeder Einzelfall einer zuviel ist – Extremausreißer mit sehr hohem Promillewert gab es selten“, resümiert Kai Soomann vom Ordnungsdienst der Hansestadt Lübeck. Zwar seien mehr Jugendliche kontrolliert worden, jedoch sei in Relation zum vergangenen Jahr kein Anstieg von alkoholisierten Jugendlichen festzustellen. Dazu Stefan Muhtz, Sprecher der Polizeidirektion Lübeck:“ Die Kooperation fährt ihre Ernte ein. Das Konzept hat die Institutionen zusammengebracht und bündelt Kompetenzen. Durch die Vielfältigkeit der verschiedenen Kontrollen, aber auch der Einbindung einer Präventionsveranstaltung vor Ort, werden die Jugendlichen erreicht und wir können zufrieden sein. Für die kommenden Jahre sollte diese Zusammenarbeit beibehalten werden“.
Auch aus Sicht der Bundespolizei wird die Zusammenarbeit ausschließlich positiv bewertet. Gerhard Stelke, Sprecher der Bundespolizei: „Es ist immer gut, wenn in einer solchen Angelegenheit eng zusammengearbeitet wird und Netzwerke ausgebaut und gepflegt werden, insbesondere wenn es um den Schutz von Kindern und Jugendlichen geht. Wir haben den Eindruck, dass das Konzept schlüssig ist und viele Jugendliche erreicht hat.“ Während der Travemünder Woche waren täglich jeweils rund 20 Beamte in den Zügen und auf den Bahnhöfen Lübeck und Travemünde im Einsatz. Die Kolleginnen und Kollegen haben dabei insgesamt fast 20 Kinder und Jugendliche ertappt, die Alkohol getrunken hatten. Sie waren im Alter von 13 bis 17 Jahren, überwiegend Mädchen. Ein Mädchen wurde direkt von ihren Eltern abgeholt, die anderen wurden in die Obhut des Kinder- und Jugendschutzes übergeben.
Ziel des Bündnisses ist es vor allem, Kinder, Jugendliche und auch Eltern für das Thema Alkohol zu sensibilisieren. „Sicherlich wollen wir dem Alkoholmissbrauch vorbeugen, doch Jugendliche wollen sich ausprobieren, müssen erst ihr Limit kennen lernen, und da ist es für uns wichtig, dass sie zumindest sicher nach Hause kommen“, so Eickhölter. Erstmalig hatte der Kinder- und Jugendschutz deshalb auch das Projekt „Na toll“ von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nach Travemünde eingeladen. Drei Tage war ein Team von jungen Leuten vor Ort, um mit Kindern und Jugendlichen, also auf Augenhöhe, ins Gespräch über Alkohol und die Regeln und Risiken kommen – und das Angebot wurde von zahlreichen Jugendlichen angenommen.
„Auch wenn die Travemünder Woche vorbei ist – schon jetzt laufen die Vorbereitungen für die nächsten Veranstaltungen. Das Bündnis ist das ganze Jahr über aktiv,“ so Eickhölter. „Jugendschutz ist nicht nur während der Travemünder Woche aktuell, sondern auch bei anderen Veranstaltungen und in anderen Jugendschutzthemen wie wenn es um Brennpunkte in der Stadt oder um Internetcafés geht.“ Bestärkt durch die positive Resonanz sind sich aber alle Partner einig: Das Konzept stimmt, deshalb werden sich auch künftig alle an der Kooperation beteiligen.