LKA-SH: „Cold Case“ Gisela B.: Ermittler rollen ungelösten Lübecker Mordfall nach 40 Jahren neu auf
Kiel (ots) – Anwohner bemerkten die aufgebrochene Wohnungstür und alarmierten die Polizei, doch für die als gut situiert, spendabel und kontaktfreudig beschriebene Arztwitwe Gisela B. kam jede Hilfe zu spät: Am Abend des 2. September 1981 wurde die damals 65-Jährige in ihrer Wohnung in der Lübecker Krähenstraße 34 Opfer eines brutalen Gewaltverbrechens. Nach neuen kriminaltechnischen Untersuchungen ermittelt die Cold Case Unit des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein seit einem halben Jahr intensiv in dem ungeklärten Mordfall. Mithilfe einer verbesserten DNA-Spur und neuer Ermittlungsansätze erhofft sie sich weitere Hinweise, die 40 Jahre nach der Tat zur Identifizierung des oder der Täter führen könnten. Als Polizeibeamte am Morgen des 3. September 1981 die Wohnung von Gisela B. betraten, fanden sie die Frau unbekleidet und erdrosselt auf dem Bett ihres Schlafzimmers liegend. Die Wohnungstür wies Einbruchsspuren auf. Wie sich im Laufe der weiteren Ermittlungen herausstellte, fehlten Schmuck und Bargeld, so dass sowohl ein Raubmord, als auch ein Sexualmord nicht auszuschließen waren. Anhand von Zeugenaussagen und kriminaltechnischen Untersuchungen konnte die Tatzeit auf Mittwoch, 2. September 1981, zwischen 19 Uhr und 20.30 Uhr eingegrenzt werden. An besagtem Abend wurde im Fernsehen ein Fußball-Länderspiel zwischen Deutschland und Polen übertragen. Anwohner berichteten später von polternden Geräuschen in der Wohnung von Gisela B., doch da das Haus insgesamt sehr hellhörig war, schenkten sie diesen keine Beachtung. Der Tatort befand sich in der Lübecker Innenstadt, im zweiten Stock eines kombinierten Wohn- und Geschäftshauses in der Krähenstraße 34. Im Erdgeschoss gab es den Blumenladen „Gnirke“. Die Fenster der Tatwohnung lagen zu den Straßen An der Mauer, Krähenstraße und zum Innenhof gerichtet. Hier war Gisela B. erst im Februar 1980 eingezogen, nachdem sie vorher viele Jahre über der Apotheke in der Krähenstraße 1 gelebt hatte. Die 65-jährige Arztwitwe galt als offen, lebenslustig und sehr gepflegt. Sie verbrachte viel Zeit in ihren Stammlokalen, wo sie dafür bekannt war, dass sie auch flüchtige Bekanntschaften mit in ihre Wohnung nahm und dort – eher mütterlich – bewirtete. Ein erster Tatverdacht gegen den 20 Jahre jüngeren Exfreund von Gisela B. erhärtete sich nicht, weitere Tatverdächtige konnten damals nicht ermittelt werden. Ein Zusammenhang mit dem Mord an Bärbel K. im Jahr 1978 am Lübecker Marquardplatz kann nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht ausgeschlossen werden. Auch Bärbel K. wurde unbekleidet und erdrosselt auf dem Bett gefunden, ein größerer Geldbetrag wurde aus der Wohnung entwendet. Durch ihre Arbeit als Bedienung in der Gaststätte ihrer Mutter, „Lilly II“, war auch Bärbel K. in der Lübecker Kneipenszene präsent. Die Cold Case Unit hat auch den Fall Gisela B. neu aufgerollt und wendet sich nun mit Fragen an die Öffentlichkeit, die sich aus den aktuellen Ermittlungen ergeben haben. Fragen zu Kontaktpersonen des Tatopfers: Gibt es noch Kontaktpersonen, die Gisela B. kannten, die nach der Tat im Jahr 1981 und bis heute nicht zum Tatopfer oder zum Mord befragt wurden? Dabei kann es sich beispielsweise um Bekanntschaften oder Barkeeper aus den in der Lübecker Innenstadt ansässigen Gaststuben und Bars handeln. Als mögliche Anlaufadressen sind hier folgende Lokalitäten bekannt: – Rathaushof – Kachelofen – Gartenzwerg – Old Inn – Why Not? – Jägerklause (hier soll sich das Opfer am Tattag nach Zeugenaussagen aufgehalten haben) – Wienerwald – Mühlenberg – Schiffergesellschaft – Herzbube In welchen Bars hielt sich Gisela B. noch auf? Wer kann Angaben zu weiteren Kontaktpersonen machen? Wer war 1981 in oben genannten Lokalitäten Stammgast? Fragen zum Tattag: Wer hat Gisela B. am Nachmittag bzw. am Abend des 2. September 1981 gesehen? War sie in Begleitung? Fragen zu auffälligen Personen im Umfeld: Gab es im Bereich Krähenstraße/ An der Mauer/ Krähenteich 1981 auffällige Personen? Kam es in diesem Bereich 1981 und davor zu Sexualstraftaten? Frage zu einer Kette – goldene Dollarmünze mit Bohrung: Nach Angaben von Zeugen ist bekannt, dass das Opfer im Besitz einer Kette mit einer durchbohrten Dollarmünze war. Diese Kette ist am Tatort nicht aufgefunden worden. Wer kann Angaben zum Verbleib der Kette machen? Ist diese möglicherweise in An- und Verkauf-Geschäften oder auf Flohmärkten veräußert worden? Fragen zum Umzugsunternehmen: Gisela B. zog Anfang 1980 von der Krähenstraße 1-3 in die Krähenstraße 34. Welches Umzugsunternehmen half hierbei? Bekannt ist lediglich, dass das Umzugsgut mit einem geschlossenen, kleinen Lkw (Farbe unbekannt und vermutlich ohne Aufschrift) transportiert wurde. Die Ladefläche soll nur von hinten zu betreten gewesen sein. Zum Lkw gehörten zwei Personen. Der Besitzer des Lkw soll in Richtung Stockelsdorf bzw. in Stockelsdorf eine Gaststätte besessen und diesen Umzug nebenbei durchgeführt haben. Sachdienliche Hinweise bitte an: Tel. 0431/160-42856 Hinweis: Aufgrund eines technischen Problems können Fotos des Opfers, des Tathauses sowie der oben genannten Kette derzeit hier nicht hochgeladen werden, sie können aber auf Anfrage per E-Mail versandt werden.
Quelle: presseportal.de