Bericht vor der Synode: Bollmann: Wachsam bleiben für die Bewahrung der Schöpfung
Rendsburg (mb) – Vor der nordelbischen Synode hat am heutigen Nachmittag (23. September) Propst Jürgen F. Bollmann die anwesenden Synodalen gemahnt, trotz des durch die Bundesregierung beschlossenen Atomausstiegs weiterhin wachsam zu bleiben. „Wir dürfen Gottes Schöpfung nicht neuen Gefährdungen aussetzten“, so Bollmann in seinem Bericht, den er in seiner Funktion als ständiger bischöflicher Stellvertreter im Sprengel Hamburg und Lübeck gab.Bollmann hob darin besonders die kirchlichen und gesellschaftlichen Reaktionen nach dem Erdbeben und dem Tsunami in Japan mit der anschließenden Atomkatastrophe in Fukushima hervor. Er sagte vor der Synode: „Die Folgen dort sind noch immer nicht abzuschätzen. In unseren Medien ist es ruhig geworden um Fukushima. Inzwischen hat die Bundesregierung der Forderung unter anderem der nordelbischen Synode vom letzten September entsprochen und den Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Atomenergie zurückgenommen.“ Der bischöfliche Stellvertreter erinnerte daran, dass auch in Nordelbien, besonders an den Standorten der Atomkraftwerke, aber auch in den Städten Christinnen und Christen gemeinsam mit Menschen aus Umweltschutzverbänden und Bürgerinitiativen die Abschaltung der AKWs gefordert hatten. „Und ich durfte dabei sein. Schon seit 1976 habe ich gemeinsam mit anderen Kirchenleuten und Vertretern der Gewaltfreien Aktion für den Atomausstieg gestritten! Jetzt ahne ich, dass sich der lange Atem gelohnt hat“, so Propst Bollmann.
Des Weiteren ging er auf das Miteinander von Kirche und Kunst ein. So hätten inzwischen die Vorbereitungen der regionalen Kulturarbeit für den Deutschen Evangelischen Kirchentag 2013 in Hamburg begonnen. „Kirche und Kunst nehmen sich gegenseitig neu wahr. Wir können uns schon heute auf das Angebot zum Kirchentag Anfang Mai 2013 freuen. Ich hoffe aber auch, dass wir die Chance nutzen und das Gespräch zwischen Kirchenleuten und Künstlern darüber hinaus wahrnehmen und intensiv fortsetzen“, so der bischöfliche Stellvertreter. Dies könne ein Gewinn für die Beteiligten, aber auch für alle Teile der Gesellschaft sein. „Der Mensch braucht Raum und Zeit, sich künstlerisch wie religiös zu artikulieren“, so Bollmann weiter.
Die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus war in den vergangenen Monaten ebenfalls ein Thema im Sprengel. Vor den Synodalen berichtete Bollmann: „Nicht nur in der Politik, auch in Polizei und Kirche wird über die passenden Mittel nachgedacht, die geeignet erscheinen, den `Rechten´ den öffentlichen Raum einzuengen.“ So fände in Lübeck alljährlich am 26. März ein Aufmarsch statt, der zu Gegendemonstrationen herausfordert, an denen sich auch kirchliche Gruppen beteiligen. Bollmann erinnerte daran, dass der diesjährige Lübecker Aufruf zur Sitzblockade von der Polizei als Aufforderung zum Gesetzesbruch interpretiert wurde. „Die Gespräche mit der Polizei-Führung haben aber Klärung in die Positionen bringen können und sind in Verabredungen für das nächste Jahr eingemündet. Es war für mich beeindruckend zu erleben, wie der Kirchenkreis und betroffene Gemeinden um den eigenen Standpunkt und um angemessenes Handeln gerungen haben und es dann verantwortlich umsetzten“, lobte Bollmann die Aktivitäten in Lübeck. Aber auch an anderen Orten im Sprengel gäbe es wichtige Aktionen gegen Rechtextremismus. So habe die Kirche bei den Hamburger Demonstrationen gegen Rechts im Januar und Februar eigene Akzente gesetzt. Des Weiteren spiele das Thema in Pinneberg eine wichtige Rolle in der Koordination derer, die sich die Provokationen der Rechtsextremen nicht mehr gefallen lassen wollen, betonte Bollmann.
Im weiteren Verlauf seines Berichts ging der ständige bischöfliche Stellvertreter auf Aspekte der Klimagerechtigkeit, der Bildungsarbeit, der Ökumene und der Arbeitsmarktpolitik ein. Zudem informierte Bollmann die Synodalen über konstruktive Begegnungen mit Vertretern des Hamburger Senats, der Gewerkschaften und freier Initiativen.
Wichtig waren Bollmann auch die innerkirchlichen Begegnungen. Hier hob er die Freude hervor, die es ihm gemacht habe, Menschen zu erleben, die in Jesu Namen versammelt seien. „Nicht nur bei Kirchweihjubiläen, bei der Einweihung des neuen Wichern-Forums im Rauhen Haus oder bei der 450. Wiederkehr des Tages der Reformation in Pinneberg bin ich Christinnen und Christen begegnet, die stolz auf ihre Gemeinschaft sind“, so Bollmann weiter.
Propst Bollmann schloss seinen Bericht mit seiner persönlichen Perspektive auf zukünftige Themen ab: „Ich wünsche unserer Kirche, dass es uns gelingt, bei aller Unterschiedlichkeit zwischen den ländlichen und städtischen Regionen ein unaufgeregtes Verhältnis zu entwickeln. Und schließlich wünsche ich unserer Kirche, dass sie weiterhin ihren Beitrag bereitwillig leistet für ein friedliches und solidarisches, also liebevolles Miteinander in Stadt und Land.“ Das bedeute, dass die Themen dieses Berichts unsere Themen bleiben mögen, damit der drohenden Spaltung der Gesellschaft entgegengewirkt werden kann: Kirche und Kunst/Kultur, Bildung, Wohnen in Stadt und Land, Umgang mit Rechtsextremismus und Klimagerechtigkeit und Umgang mit Energie, so Bollmann am Ende seines Sprengelberichts.