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Politik & Wirtschaft

Justizminister Schmalfuß verleiht Stiftungspreis „Arbeit für Straffällige 2011“

KIEL. Justizminister Emil Schmalfuß hat heute (26. September) den von der Stiftung Straffälligenhilfe Schleswig-Holstein ausgelobten Preis „Arbeit für Straffällige 2011“ an drei Preisträger aus der Wirtschaft und aus der sozialen Arbeit übergeben. „“Bezahlte Arbeit ist der Schlüsselfaktor zu einer erfolgreichen Resozialisierung““, sagte Schmalfuß bei der Verleihung im Landeshaus. Alle Bemühungen um die Eingliederung von Straftätern in den Arbeitsmarkt dienten Tätern und potenziellen Kriminalitätsopfern gleichermaßen. In dieser Einschätzung war sich Schmalfuß einig mit der Jury des Stiftungspreises, zu der neben dem Stiftungsvorstand und Vizepräsidenten des Landgerichts Itzehoe, Dietmar Wullweber, auch der vorsitzende Geschäftsführer der Regionaldirektion Nord der BA, Jürgen Goecke, sowie der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK zu Kiel, Rainer Bock, gehören.

Untersuchungen in der Bewährungshilfe haben eine hohe Beschäftigungslosigkeit unter ehemaligen Strafgefangenen festgestellt. Gleichzeitig weiß man, dass das Rückfallrisiko ehemaliger Strafgefangener von rund 35 Prozent bei ausbildungsgerecht Beschäftigten auf 90 Prozent bei unqualifizierten Entlassenen ohne Beschäftigung steigt. „“Vor dem Hintergrund des gesetzlichen Auftrags zur Resozialisierung von Straftätern und im Sinne des Schutzes potenzieller Opfer von Straftaten besteht hier dringender Handlungsbedarf““, so Schmalfuß. Straffällige hätten es jedoch besonders schwer, Zugang zum ersten Arbeitsmarkt zu finden. Oft liege es an mangelnder schulischer oder beruflicher Qualifikation, manchmal fehlten die für das Arbeitsleben notwendigen persönlichen Voraussetzungen. Unter den Inhaftierten seien Sonderschüler, Schulabbrecher, Personen ohne oder mit abgebrochener Ausbildung, Hilfs- und Gelegenheitsarbeiter überrepräsentiert. Darum habe die Landesregierung im Justizvollzug in den Bereichen Bildung und Ausbildung Schwerpunkte gesetzt.

„“Alle Maßnahmen der Landesregierung sind jedoch auch angewiesen auf ein funktionierendes Netz bürgerschaftlicher Aktivitäten““, betonte der Minister. „“Ohne die vorurteilsfreie Bereitschaft von Wirtschaftsbetrieben und Organisationen der Wohlfahrtspflege, Straffällige zu beschäftigen, kann das Ziel der Rückfallvermeidung nicht erreicht werden.““ Drei gute Beispiele, die diesem erklärten Ziel dienen, wurden von der Jury ausgewählt und von Minister Schmalfuß ausgezeichnet:

Die Straßenmagazine „HEMPELS“ und „Die Jerusalemmer“. Sowohl „Die Jerusalemmer“ in Neumünster als auch „HEMPELS“ in Kiel, Lübeck, Flensburg und vielen weiteren Orten in Schleswig-Holstein beschäftigen seit mehr als 15 Jahren eine große Anzahl von entlassenen Strafgefangenen und anderen Straffälligen. Der Verkauf der Straßenzeitung sichert ein kleines Zusatzeinkommen, strukturiert den Tagesablauf und sorgt für soziale Kontakte zu Kunden und Kollegen. Insbesondere für Menschen, die aufgrund vielschichtiger Problembelastungen, von Wohnungsnot und Überschuldung bis hin zu Abhängigkeiten von legalen oder illegalen Suchtmitteln, nicht in der Lage sind einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen, stellt die Arbeit als Zeitungsverkäufer eine hilfreiche Berufsperspektive dar.
Der Malereibetrieb Krützfeldt in Heikendorf bei Kiel. Die Firma wurde vom Integrationsbegleiter der Grone Bildungszentren in der JVA Kiel für den Preis vorgeschlagen. Es handelt sich hier um ein besonderes, individuelles Beispiel für eine gelingende Resozialisierung. Die Firma Krützfeldt hat einen straffällig gewordenen Mitarbeiter nicht fallen gelassen, sondern ihm nach der geschlossenen Haftzeit, in enger Zusammenarbeit mit der JVA, seinen alten Arbeitsplatz wieder zur Verfügung gestellt. Resozialisierung ist immer auch angewiesen auf funktionierende soziale Beziehungen. Wenn diese im beruflichen Bereich aufrecht erhalten werden können, ist dies die beste Voraussetzung für eine gelingende Reintegration.
Das Bauunternehmen Lorenzen in Schleswig. Der Betrieb wurde von den Integrationsbegleiterinnen des TÜV NORD Bildung in der Jugendanstalt Schleswig für den Stiftungspreis vorgeschlagen. Hervorgehoben wurden das unermüdliche Engagement der Firma Lorenzen in der Bereitstellung und intensiven Begleitung von Praktikumsplätzen und Ausbildungsmöglichkeiten für jugendliche Strafgefangene sowie die enge und vertrauensvolle Kooperation mit dem Strafvollzug. Nur mit Hilfe eines solchen besonderen Einsatzes von Seiten der Wirtschaft kann es gelingen, Jugendliche aus dem Strafvollzug dauerhaft in Beschäftigung und ein straffreies Leben zu überführen.

Die Stiftung Straffälligenhilfe Schleswig-Holstein würdigt das erfolgreiche Engagement dieser Preisträger mit einem Preisgeld von insgesamt 2.500 Euro.

Die Stiftung Straffälligenhilfe Schleswig-Holstein besteht seit 29 Jahren. Ihre Arbeit baut auf drei Säulen auf:

Straffällige können Darlehen beantragen, um im Wege von Vergleichszahlungen Schulden abzubauen. In besonderen Fällen werden auch berufliche Eingliederungsmaßnahmen gefördert. Unterstützt werden dabei nur Menschen, bei denen die Erwartung besteht, dass sie künftig straffrei leben werden. Auch Angehörige oder Opfer von Straffälligen können in diese Hilfeleistungen einbezogen werden.
Außerdem fördert die Stiftung Projekte gemeinnütziger Träger der Straffälligenhilfe, die der Resozialisierung oder Entschuldung dienen.
Dritte Säule ist die Förderung des Täter-Opfer-Ausgleichs. Tätern wird mit der Vergabe von Darlehen für eine schnelle und vollständige Opferentschädigung geholfen.

Die Preisverleihung fand im Rahmen der Jahrestagung des Schleswig- Holsteinischen Verbands für soziale Strafrechtspflege; Straffälligen- und Opferhilfe statt.