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Besondere Neuigkeiten

BUND SH: Niederungen nachhaltig nass bewirtschaften

• BUND SH zur Niederungsstrategie: Jetzt mehr Gewicht auf Klima- und Biodiversitätsschutz legen!
• Wasser in den Flächen zurückhalten
• Ein Weiter-Wie-Bisher wird teuer für kommende Generationen

Die aktuell beschlossene „Strategie zur Zukunft der Niederungen 2100“ begrüßt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Schleswig-Holstein e. V. (BUND SH) grundsätzlich. Er sieht in ihr die Chance, dass sich wasserwirtschaftliche und naturschutzfachliche Ansprüche an die Niederungen ergänzen. Aus Sicht des Umweltverbands ist es jedoch entscheidend, wie die Strategie umgesetzt wird. Die Wasser- und Landwirtschaft muss die deutlich sichtbaren Anforderungen der Klima- und Biodiversitätskrise zukünftig nachhaltig bewältigen. Ein Weiter-Wie-Bisher würde der Bevölkerung und den natürlichen Lebensgrundlagen schaden.
Moore und Flussniederungen können von Natur aus sowohl Wasser als auch CO2 speichern und sind artenreiche Lebensräume. Doch durch jahrzehntelange Entwässerung sank das Bodenniveau und seine Struktur veränderte sich so stark, dass die meisten dieser Lebensräume und ihre Funktionen in Schleswig-Holstein verloren gegangen sind. Wenn weitere Arten und Lebensräume verschwinden, die Klimaemissionen steigen und die Bodenstruktur sich weiter verschlechtert, werden immer höhere Kosten auf die kommenden Generationen verlagert. Um das zu verhindern, müssen die Förderprogramme jetzt so ausgestaltet werden, dass sie einen klaren ökologischen Nutzen für Moorfrosch, Sumpfdotterblume und Co. haben. Böden müssen in der Lage sein, Wasser zu speichern. Flächen, die das Wasser zurückhalten, sind ein natürlicher Schutz vor Extremwetterereignissen und Hochwassergefahren. Sie erhalten wassergebundenes Leben und schützen das Klima.

„Für die Umsetzung der Niederungsstrategie bietet die Landesregierung Förderprogramme an, um einerseits wasserwirtschaftliche Anlagen den Zielen der Niederungsstrategie entsprechend anzupassen und gleichzeitig eine geänderte Landbewirtschaftung bei erhöhten Wasserständen zu ermöglichen“, sagt Werner Marxen, der den BUND SH im Beirat der Niederungsstrategie vertritt.
Wie Landwirtschaft, Naturschutz und Wasserwirtschaft regional unter einen Hut gebracht werden können, ist sehr unterschiedlich. Leuchttürme wie die Klimafarm oder Projekte, die Paludikultur erproben, müssen in großer Zahl umgesetzt werden und den Landwirt*innen ein angemessenes Einkommen auf Niederungsböden sichern.
Joachim Schulz, stellvertretender Sprecher des Landesarbeitskreises Land und Natur im BUND SH ergänzt: „Wir fordern nachdrücklich, alle verloren gegangenen Biotope in der Kulisse der Niederungsstrategie mit besonders hoher Dringlichkeit zu renaturieren und zu entwickeln. Dies liegt im vordringlichen öffentlichen Interesse, ist eine Maßnahme des biologischen Klimaschutzes und wäre ein erster Schritt zur Umsetzung des EU-Wiederherstellungsgesetzes. Es ist auch geboten, die Kosten langjähriger Fehlbewirtschaftung nach dem Verursacherprinzip zu verteilen, statt sie als zusätzliche Lasten den folgenden Generationen und der Allgemeinheit aufzubürden.“ In den vergangenen Jahrzehnten sind durch zu intensive Bewirtschaftung fast die Hälfte der artenreichsten und damit wertvollsten Biotope in Schleswig-Holstein verloren gegangen – viele liegen in den Niederungsbereichen.
Hintergrund
Mehr als 20 Prozent der Landesfläche Schleswig-Holsteins liegen unterhalb von 2,5 Meter über dem Meeresspiegel. Sie gelten laut Biodiversitätsstrategie damit als Niederungen und spielen angesichts des Klimawandels für den Wasserhaushalt, die CO2-Speicherung und den Küstenschutz eine einzigartige Rolle. Ein Großteil der technischen Wasserbauwerke in den Niederungen müssen saniert oder erneuert werden. Ursprünglich waren sie ausschließlich für die Entwässerung konzipiert. Zukünftig sollen sie auch Wasser zurückhalten, um eine Austrocknung von Moorböden und damit eine CO2-Emission zu verhindern. Die Landesregierung hat nach vier vorbereitenden Jahren eine entsprechende Niederungsstrategie beschlossen.
Stellungnahmen des BUND SH zur Niederungsstrategie:
https://www.bund-sh.de/publikationen/detail/publication/stellungnahme-niederungsstrategie-2022/
https://www.bund-sh.de/publikationen/detail/publication/stellungnahme-3-entwurf-der-niederungsstrategie-2023/

Positionspapier des BUND SH zum Moorschutz:
https://www.bund-sh.de/moore/unser-standpunkt-moorboeden-jetzt-wiedervernaessen/
Kontakt für weitere Informationen Bini Schlamann
Referentin für Biodiversitäts- und Agrarpolitik
Tel. 0176 603 65 296
Mail: bini.schlamann@bund-sh.de