Lübeck Lupe

„Pfingsten ist ein Fest des Zusammenhaltens und der Lebendigkeit“

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Nordelbische Bischöfe zum „Kirchen-Geburtstag-Nordelbien – Jüngste Umfragen zeigen, dass nur jeder zweite Bundesbürger weiß, was Pfingsten gefeiert wird. Der griechische Name „Pentekoste“ von dem auch das deutsche Wort „Pfingsten“ abgeleitet ist, bedeutet „50“ und weist auf die recht späte Anordnung, das Wochenfest 50 Tage nach dem Passah-Fest zu begehen. Die Kirche hat diesen jüdischen Brauch ihrer Jahreseinteilung angepasst und feiert Pfingsten sieben Wochen nach dem Osterfest…Volkstümlich-theologisch wird Pfingsten gern als „Geburtstag der Kirche“ bezeichnet. Hintergrund ist der Bericht in Apostelgeschichte 2, dass der Heilige Geist als Brausen vom Himmel kam und sich in Zungen, zerteilt wie von Feuer, auf die Apostel setzte. Sie wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt – aus sprachlosen Menschen wurden „;begeisterte“ Prediger,“ erklärt der Vorsitzende der Kirchenleitung, Bischof Dr. Hans Christian Knuth, in seiner Würdigung dieses Feiertages. Und weiter sagt er: „Viele verbinden heute mit dem Stichwort „Geist“ vielleicht eher Gespenster. Dabei weiß jeder, was zum Beispiel der „Zeitgeist“ bedeutet. Umschreiben wir doch damit die leitenden Ideen einer Epoche. Wir reden außerdem vom „Ungeist“ des Nationalsozialismus. Und schließlich: Eine „geistlose“ Rede ist sterbenslangweilig.“

Der Heilige Geist sei der Geist Jesu von Nazareth: der Geist der Liebe, der Vergebung, der Barmherzigkeit und des Friedens. Christen hätten immer wieder Erfahrungen mit diesem Geist Jesu gemacht. Manche habe er bis zur Ekstase beflügelt, andere erführen ihn eher als Geist der Ausdauer und Treue, so Bischof Knuth. „An Pfingsten feiert die Kirche, dass der Geist Jesu sich auf seine Jüngerinnen und Jünger überträgt und auf die ganze Welt ausbreitet. Bis in die Grundgesetze können wir seine Wirkung verfolgen: Gerechtigkeit, Menschenwürde, Freiheit und Solidarität – heute für uns selbstverständliche Werte – gehen zurück auf diesen Geist. Zugleich liegt noch viel vor uns: Die Überwindung der Gewalt, der Armut und des Hasses ist eine ständige neue Herausforderung.“

Für die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter ist Pfingsten ein Fest des Zusammenhaltens und der Lebendigkeit gegen die Vereinzelung und den Individualismus. „Am Anfang der Kirche standen begeisterte Menschen, die das Wunder der Völkerverständigung und des Teilens von Hab und Gut erlebten. Fröhliche und begeisterte Lieder sollen gesungen werden. Der Heilige Geist ist voller freien Mutes, voller Kraft und Hoffnung, der unresignierte Menschen aus uns machen will.“ Die Geistkraft zeige den Menschen den Weg in eine neue, aber andere Zukunft. Es wäre schön, wenn dieses Fest Menschen wieder zur Kirche zurückbrächte, erklärte die Bischöfin.

Während in der lutherischen Kirche dem Pfingstfest eine ganze Woche gewidmet ist, endet in der römisch-katholischen Kirche mit dem Pfingstsonntag der Osterfestkreis.