Das interaktive Online-Magazin seit 1999

Aktuelle Nachrichten, lokale Themen aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik, Wirtschaft, Rezensionen und Veranstaltungen

Kultur & Wissenschaft

Autor: Lutz Gallinat – Es war eine faszinierende Soiree. Am letzten Freitag las Klaus Rainer Goll, der 1.Vorsitzende des „Lübecker Autorenkreises und seine Freunde e.V.“, in der reichlich gefüllten Aula der Stadtschule Travemünde Texte berühmter Literaten und eigene Texte. Der in Groß Sarau lebende Autor rezitierte zunächst einfühlsam und nuanciert die heiteren, ironischen, besinnlichen, aber auch hintergründigen Verse von Wilhelm Busch, die skurrilen, grotesken und bizarren Gedichte von Joachim Ringelnatz und schließlich die ironischen, satirischen, persiflierenden und karikierenden Poeme und geschliffenen und philosophisch inspirierten Betrachtungen Kurt Tucholskys.Es folgte beachtliche Prosa aus Golls eigenem Opus „Meer ist überall“, das 2000 bei Elfenbein, Heidelberg, publiziert wurde. Der Künstler unternimmt dabei den originellen Versuch, sich dem Zentrum seines Buches auf immer neuem Weg zu nähern: dem Meer, das hier in seiner natürlichen wie bildlichen Weite zur Bezugsfläche der Existenz wird.
Die pittoreske Prosa enthält reizvolle Thomas Mann-Montagen und interessante Collagen mit eigener Lyrik Golls. Die Sinn- und Lebensbilder, „Bilder von metaphorischer Schönheit“, werden kunstvoll zu einem Mosaik geformt. In einer dichten Atmosphäre ergründet der sensible Künstler die „verschwiegenen Sehnsüchte und Märchen des Lebens“.
Klaus Rainer Goll weckt dabei den geheimen Bund von Ich, Heimat und Landschaft. In diesem Bund sind Topographie und Biographie eng verwoben: Er trägt die Konturen eines maritimen Lebensraumes, einer norddeutschen Mentalität- er ist im besten Sinne provinziell, das heißt näher am „Elementarischen“ (Thomas Mann).
Goll bot dann eigene Lyrik aus dem 2005 bei elfenbein, Berlin, erschienenen Gedichtband „Zeit vergeht“. Die Gedichte sind bilderreich und ausdrucksvoll und beinhalten farbige Impressionen und eine stimmige Metaphorik. Goll gestaltet dabei subtil das philosophische Problem der Zeit und das Vergänglichkeitsbewusstsein. Die Poeme sind existenzialistisch orientiert und muten bisweilen etwas kafkaesk an.
Der Autor wurde schließlich im Rahmen der abwechslungsreichen und amüsanten Veranstaltung „Ohrenschmaus und Augenweide“ der „KULTURBÜHNE TRAVEMÜNDE“ von den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern mit sehr viel Beifall bedacht.