Das Nienwohlder Moor erwacht: Baumaßnahmen zur Wiedervernässung starten
Die gewaltigen Ketten-Bagger rollen in diesen Tagen vom Tieflader, um das Nienwohlder Moor wieder zurück in ein naturnahes Moor zu verwandeln. Jahrzehntelang wurde hier Torf abgebaut, das hat seine Spuren in der Landschaft hinterlassen: Im Moor gibt es Abbruchkanten und Höhenunterschiede von mehr als vier Metern. Für den Torfabbau wurde das Nienwohlder Moor trockengelegt – und damit jede Menge klimaschädlicher Kohlenstoff freigesetzt. Bis heute, Tag für Tag, tausende Tonnen jedes Jahr.
Um diesen Vorgang so schnell wie möglich zu stoppen, bauen die Bagger im Auftrag der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein rund 2,3 Kilometer Wälle und drücken Spundwände in den Torfboden ein, damit das Wasser künftig im Gebiet bleibt. In den Gräben, die das Wasser bisher schnellstmöglich abgeleitet haben, wird es nun gezielt angestaut.

Um die wertvolle Vegetation zu schonen und wegen der großen Höhenunterschiede im Gelände, kommt bei dieser Vernässung zudem eine unterirdische Abdichtung mit einer speziellen, lösungsmittelfreien PE-Folie zum Einsatz. Dabei zieht der sogenannte Dichtbahnpflug die Folie mit einer Tiefe von ca. 2 Metern rund um das Moor.
So entsteht eine XXL-Badewanne, die dafür sorgt, dass sich das Regenwasser auf der Fläche sammelt.
Mit dem Wasser kommt neues Leben ins Moor
Für die stark bedrohte Kreuzotter und den Moorfrosch bauen Projektleiter Janis Ahrens und sein Team der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein Verstecke aus Wurzelstücken und Torf. Finden die Moorvernässer*innen alte Ton-Drainagen im Boden, werden diese ebenfalls für die Tierverstecke verwendet.
„Unser Fokus liegt hier auf der Wiederherstellung wichtiger Lebensräume für besonders stark gefährdete Tier- und Pflanzenarten, manche dieser Arten können nur im Moor leben. Als Nebeneffekt reduzieren wir die Klimagasemissionen, denn Moore sind die effizienteste Möglichkeit, Treibhausgasemissionen einzusparen. Sie bedecken weltweit nur drei Prozent der Fläche, aber speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen.“, erklärt Ahrens.
Schon bald werden im Nienwohlder Moor wieder Moorfrösche neue Laichgewässer finden, Kreuzottern zwischen Gräsern schlängeln und seltene, heimische Pflanzen wie Sonnentau und Glocken-Heide neue Wurzeln schlagen.
Vor allem langfristig sind die Torfmoose relevant, denn sie sind die besten Klimaschützer im Moor: Einmal Kohlenstoff eingefangen, lassen sie ihn nicht mehr los, solange das Moor nass genug ist.
Hintergründe und Zahlen
Ende der ersten Dezember-Woche beginnen die Maßnahmen zur Wiedervernässung von 111 Hektar des Nienwohlder Moores. Das Projektgebiet liegt in den Gemeinden Nienwohld und Sülfeld und ist schon heute Naturschutzgebiet.
Für das Wiedervernässungs-Projekt führte der Kreis Stormarn ein Planfeststellungsverfahren durch, das 2024 genehmigt wurde. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein setzt dieses Vorhaben nun mit Unterstützung des Planungsbüros BioConsult um.
Der jetzt beginnende erste Bauabschnitt umfasst ca. 27 Hektar und soll bereits Ende 2026 fertiggestellt werden. In der Vogelbrutzeit werden die Bauarbeiten pausiert.

Projektleiter Janis Ahrens erklärt: „Insgesamt vernässen wir 111 Hektar des Nienwohlder Moores, eingeteilt in vier Bauabschnitte. Wir gehen davon aus, dass wir mit dem Gesamtprojekt ungefähr 2029 fertig werden. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel von der Regenmenge während der Bauzeit.“
