Umtausch von Alt-Währung wird schwieriger – ReiseBank und Bürger bleiben auf Lira sitzen
Geld-Scheine: Es ist noch viel Alt-Währung im Umlauf (Foto: ReiseBank AG) – Frankfurt am Main (pte001/04.01.2012/06:00) – Zehn Jahre nach der Einführung des Euro-Bargelds am 1. Januar 2002 sind noch immer Milliarden an Vor-Euro-Währungen im Umlauf. So vermeldete zum Beispiel die Deutsche Bundesbank http://bundesbank.de , dass insgesamt 13,33 Mrd. D-Mark (rund 6,8 Mrd. Euro) noch in den Haushalten der Bundesbürger schlummern. Bislang konnten die Alt-Währungen bundesweit nur noch in den Filialen der ReiseBank http://reisebank.de in Euro umtauschen. Mit dem Jahreswechsel können Verbraucher ihre Urlaubswährung nur noch in den jeweiligen Landeszentralbanken der Heimatländer umtauschen.
In Deutschland werden nicht nur D-Mark und Pfennige irgendwo gehortet oder fristen ihr Schattendasein in alten Geldbörsen oder Schatullen. Bei den Reiseweltmeistern sind auch italienische Lire, spanische Peseten, österreichische Schillinge sowie belgische und französische Francs noch zuhauf im Umlauf.
Hohe Umtauschdisziplin bei Franzosen
Laut einer Meldung der ReiseBank vermisste die Banca d’Italia http://bancaditalia.it Ende 2009 angeblich noch 3,418 Bio. Lire, umgerechnet fast 1,77 Mrd. Euro. Etwas besser scheint die Umtauschdisziplin bei den französischen Nachbarn gewesen zu sein. Den Franzosen fehlten bis Ende 2009 lediglich 1,56 Mrd. französische Francs, was umgerechnet 657,9 Mio. Euro entspricht. Doch kein europäisches Land vermisst zehn Jahre nach der Euro-Bargeld-Einführung auch nur annähernd solche Fehlbeträge wie die Bundesbank in puncto D-Mark.
Bei ihrem Geschäft mit dem Umtausch der Alt-Währung in Euro hatte die ReiseBank Ende 2011 einen kleinen Verlust zu verschmerzen. „Wir haben über einen sehr langen Zeitraum EU-Währungen angenommen. Im Dezember hatten wir zu einem ‚Last-Call‘ aufgerufen, weil dieser Ankauf im nächsten Jahr, wie mit den EU-Staaten vereinbart, auslaufen sollte. Dann ist uns ein bisschen der Regierungswechsel in Italien dazwischen gekommen“, so ein ReiseBank-Sprecher gegenüber pressetext.
Banca d’Italia stoppt Wechsel
Demnach hat sich der italienische Staatschef Mario Monti nicht an die Verträge gehalten und den Umtausch von Lira in Euro in der Banca d’Italia stoppen lassen. „Bislang haben wir an unseren Geschäftsstellen die ausländische Währung gesammelt und wenn genügend zusammengekommen ist, hat sich ein Mitarbeiter schlichtweg ins Auto gesetzt und ist in das betreffende Land gefahren, um dort bei einer Landeszentralbank die Scheine in Euro zu tauschen“, präzisiert der ReiseBank-Sprecher.
„Als unser Kollege in Bozen war, hat ihm die Bank mitgeteilt, dass kein Umtausch mehr stattfindet.“ Seit dem bleibt die ReiseBank auf ihrem Restbestand an Lira sitzen. Um wie viel Geld es sich handelt, schweigt die Bank. Im Gespräch mit pressetext verrät der Sprecher: „Es ist ein Betrag, für den es sich lohnt, über die Alpen zu fahren, aber nicht die Welt.“
Norwegische Kronen 2011 gefragt
Nach diesem Vorfall hat sich das Unternehmen dazu entschieden, den Ankauf von Alt-EU-Währung sogar noch ein paar Wochen vor dem eigentlichen Annahmestopp am 31. Dezember 2011 einzustellen. „Das war für uns sehr unangenehm, weil es wenige Tage nach dem von uns in der Presse aufgerufenem Last Call kam und Verbraucher enttäuscht am Schalter standen. Doch die Befürchtung war einfach zu groß, dass andere europäische Staaten aufgrund knapper Kassen auf die gleiche Idee kommen.“
Weiterhin problemlos können Fremdwährungen vor der Reise ins Ausland getauscht werden. Im sogenannten Sortengeschäft waren bei der ReiseBank die gefragtesten Währungen neben dem Dollar, dem Schweizer Franken und dem britischen Pfund im Jahr 2011 auch die norwegischen Kronen, die im Rahmen der Eurokrise genauso wie der Schweizer Franken von vielen Anlegern als Fluchtwährung genutzt wurden.