Lübeck Lupe

„Gott lässt uns in unserer Schuld und Angst nicht allein“

Bischoefe
Foto: TBF/Wolfgang Freywald

Gedanken der Bischöfinnen und des Bischofs in Nordelbien zu Karfreitag und Ostern

„Die Tage von Karfreitag bis Ostern gehören der Trauer und dem, was mit Jesus verloren ging.“ So formuliert es der Vorsitzende der Kirchenleitung der Nordelbischen Evangelisch- Lutherischen Kirche, der Schleswiger Bischof Dr. Hans Christian Knuth, anlässlich der bevorstehenden hohen kirchlichen Feiertage… Für die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen haben Karfreitag und Ostern zwei Seiten: eine zutiefst private und eine öffentliche. „Privat zeigen sie uns, dass Gott uns in unserer Schuld und Angst, in unserem Versagen und Sterben nicht allein lässt. Öffentlich ermutigen sie uns, das Weltgeschehen mit seinen Todesmächten Terror, Waffenhandel, Krieg und Verrat nicht resignativ hinzunehmen, sondern uns, wo wir nur können, für Vergebung und Frieden einzusetzen,“ so die Bischöfin.

Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter erklärt zum Leiden und Sterben Jesu: „Seit Karfreitag haben Menschen in der Nachfolge Jesu ihr Leben für das Reich Gottes eingesetzt, zum Beispiel Dietrich Bonhoeffer. Dieser Tag lehrt uns heute, keine neuen Kreuze zu errichten, an denen Menschen seelisch und körperlich gequält und geopfert werden, Häftlinge, Zwangsprostituierte, Kindersoldaten. Aber wir können den unausweichlichen Kreuzen unseres eigenen Lebens einen menschlichen und göttlichen Sinn geben.“

Die drei nordelbischen Leitenden Geistlichen werden Ostern in ihren Kirchen predigen. Die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter, die in der Lübecker Schifferkirche St. Jakobi am Sonnabend (26. März) um 23 Uhr die „Andere Osternacht“ feiern wird, erklärt: „Ostern ist ein Wiedereintritt ins Leben, in ein lebendiges Miteinander. Diese Freude soll liturgisch und musikalisch Ausdruck finden auch in dem gemeinsamen Bekennen zu unserem Gott, der uns immer wieder einen Neuanfang im Leben schenkt.“

Bischöfin Maria Jepsen wird im Hamburger Michel um 10 Uhr den Gottesdienst gestalten. Für sie ist Ostern viel, viel mehr als ein Frühjahrsfest. „Es ist der Tag, an dem die ganze Welt einen neuen Anfang erhält. Die Uhren werden umgestellt, nicht nur äußerlich. Die Zeit ist entgrenzt.“ Es sei das Fest der neuen Schöpfung, so die Bischöfin, an dem Gott die Tore von Hölle und Tod geöffnet habe, damit uns finstere Mächte nicht mehr krallen können. „Wir haben Grund zum Jubeln und sollen und wollen das nicht für uns behalten. Wir sind befreit von Resignation, zu österlichem Frieden und biblischer Gerechtigkeit aufgerufen.“

Dr. Hans Christian Knuth, Bischof des Sprengels Schleswig und Vorsitzender der Kirchenleitung, wird am Ostersonntag, ebenfalls um 10 Uhr, im Schleswiger Dom predigen. Am „Stillen Samstag“ breitet sich für ihn eine Vorahnung von Ostern aus. Gott selbst sei Mensch geworden und ans Kreuz gegangen. „Und, wenn zum Bilde des Gekreuzigten die Liebe Gottes gehört, dann kann sich die Trauer über sein Sterben in die Osterfreude über seine Nähe verwandeln,“ erklärt Knuth. Und weiter sagt er: „In Jesus Christus ist Gott denen nicht von der Seite gewichen, die seiner am meisten bedürfen. Er hat uns vorgelebt, mit den Leidenden Stand zu halten, solidarisch zu sein – und zwar nicht mit den Starken und Mächtigen. Und je weniger Raum wir der Verzweiflung und der Resignation überlassen, umso stärker können wir uns einsetzen gegen das Böse in der Welt – ein Kampf, den wir in alle Richtungen führen dürfen: Gegen das Böse in uns selbst, in unseren Beziehungen, im unserem Land und in unserem wirtschaftlichen System. Denn der Glaube daran, dass die Liebe stärker ist als Hass und Gewalt, gibt unseren Schritten eine neue Richtung, eine Richtung, in der sich die Auferstehungshoffnung bewährt. Wir wissen nun: Gott begnügt sich nicht mit der Welt da draußen.“