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Lübeck Lupe

(Meinung) Korvettenstraße quittierte mangelhafte Politarbeit mit unter 27 Prozent Wahlbeteiligung

EKZ-Lehmkuh
41,4 Prozent Wahlbeteiligung in Lübeck? Mag sein, wo Stadtteile eine politische Lobby in der Hansestadt hatten oder haben. Blühende Stadtteile, wo Bürgerschaftskandidaten für ihre Wähler etwas getan haben. Nicht so in Buntekuh am Pulsschlag des Zentrums an der Korvettenstraße. Hier ist ein unglaublich eklatanter Rückgang der Wahlbeteiligung auf unter 27 Prozent Wahlbeteiligung zu verzeichnen. Eindeutiger Grund: Politverdrossenheit.

Foto (RB): Die Bunte-Lehm-Kuh gab nur knapp 27 Prozent Wahlbeteiligungs-Fett Denn hier ist erneut fünf Jahre lang zu wenig, für viele auch „nichts“ vorangebracht worden. Da wurde immer nur vom „Brennpunkt“ Buntekuh geredet, Medien schrieben eher tendenziös, und ein Architektenwettbewerb für das eigentliche Zentrum ausgeschrieben, der außer einer aufgeblasenen Kuh für über die Straße, Kuhflecken als Fußgängerüberweg, eine überdachte Tribüne am Markt, einem Treff hinter der Baltic-Gesamtschule und gar ein von Kunstobjekten umsäumter Wanderweg (an die Kamelbrücke sollte es „Herzlich willkommen in Buntekuh“ heißen) bis hinunter zur Trave führen, nichts gebracht hat. Absolut untaugliche Mittel, einen Stadtteil vorzubringen, weil man ohnehin stadtseitig den „Bock zum Gärtner machte“: Die Sozialberatungsstelle im Ärztehaus wurde aufgelöst und – die Räumlichkeiten stehen seitdem dort völlig leer.

Bei ein wenig mehr Interesse aller politischen Vertreter Buntekuhs, also aller (!), hätte man sofort einhaken müssen, um in diesen Räumlichkeiten einen Nachbarschaftstreff beispielsweise nach dem Muster Billrothstraße einzurichten. Nein, alles schlief weiter, der Architektenwettstreit verging, die Arbeitsgruppe „Soziale Stadt“ die unbedingt in den Leerständen im Ärztehaus hätte etabliert werden müssen, agiert mehr oder weniger auffällig als „Buntekuh Büro“ im Verborgenen des Karavellenhochhauses – und passiert ist immer noch nichts. Aber kann ja eigentlich auch noch nicht. Doch – eines: Die „Frauenbeauftragte“ hat sich einmal vor eine Begehung des „Stadtteilbüros Buntekuh“ eben des Projektes „Soziale Stadt“ vorangestellt, um mit einer speziellen Frauen-Begehung die Gefährdung vor allem der Frauen in diesem Stadtteil unter Beweis zu stellen. Kein weiterer Kommentar bis auf den Hinweis, die Kriminalstatistik darauf mal einzusehen.

Ach, und noch eines: Selbstverständlich auch auf Betreiben städtischer Bereiche konnte erreicht werden, das mit dem Anbau an das Einkaufszentrum (EKZ) für ALDI das mit vielen Leerständen vor sich hin vegetierende EKZ wieder attraktiver zu machen. Nur ist dieses spätestens ab 18.30 Uhr bis auf SKY, ALDI und den treuen türkischen Imbiss geschlossen. Die Apotheke öffnet seit dem Umbau auch über Mittag. Der nahe Praktische Arzt hat zwar bis 19 Uhr geöffnet. Nur lohnt es kaum, dafür die Apotheke auf Wartestand zu stellen. Und irgendwo ist auch Schluss. Nur entspricht alles dieses nach wie vor nicht einem anlockenden Einkaufszentrum.

Kurzes Wort zum rückwärtigen Zugang zum Einkaufszentrum für die entsprechenden Anwohner: Dieser wurde zunächst bei der vorherigen Umbaumaßnahme „vergessen“ wie bei der letzten. Der Versuch, sich in die Planungen einzuklinken, endete mit dem Rausschmiss des Vorsitzenden des Anwohnervereins aus dem Baubüro mit dem Hinweis, „man brauche hier keine Spione“. In dessen Vereinszeitung „Fregatte“ rühmte sich dann der SPD-OV Buntekuh der nachträglichen Wegzuführung – „Indianer-Ehrenwort“! Mit dieser fremden Feder sollte man sich weder schmücken noch fotografieren lassen. Das waren unter anderem die Apotheke und der bei ALDI zuständige Immobilien-Betreuer, der hier übrigens aufgewachsen ist. Auf Selbstlob verzichte ich dabei allerdings.

Sehr lebendig entgegen allen politischen Schlafs zeigten sich seit etwa drei Jahren jugendliche Gruppierungen, die nach zuvor überwiegend „türkischem“ Einfluss zuletzt in einer „russischen“ Gewaltbereitschaft eskalierte, die zu Maßnahmen über den Lübecker Bauverein und die Stadt – zuletzt sogar unterstützt durch die dafür örtlich nicht einmal zuständige Adelheid Oldenburg (CDU) – führen mussten. Sehr traurig im Grunde: Nur durch Entfernen von Bänken, Auflösen einer Rasenfläche und Abbau einer Stein-Sitz-Mauer im seitlichen, grünen Hintergrund des Centers konnten Vandalismus und Gefährdung der Passanten entgegen getreten werden. Selbstverständlich halfen auch Streifenkontrollen der Polizei. Gestern waren die „Russen“ aber wieder da, auch das „merkwürdige, schwarze“ Fahrzeug. Mit dem Winkel an der Baltic-Gesamtschule zwar an anderer Stelle, aber nach zwischenzeitlich Schwimmhalle Ziegelstraße und Pinassenteich scheinen sich die wieder am EKZ etablieren zu wollen.

Was alles das mit der Wahl zu tun hat? Nun, noch einmal: Alles das hat sich entwickeln können, weil es tatsächlich im Herzen Buntekuhs u. a. weder ein Angebot für Jugendliche noch für Erwachsene gibt. Der Hudekamp ist in diesem Sinne kein Ersatz dafür. Hier im Bereich EKZ hätte so etwas aber längst eingerichtet werden müssen.

Dazu ein „Hammer“: Im Wahl-Flyer der SPD Buntekuh wurde völlig überraschend eine „Jugendgaststätte“ gefordert. Was um Himmels Willen ist denn damit gemeint? Ein wahrlich übles Wahlkampf-Ei. Lieber Ortsverein und mein lieber Nachbar: Genau das ist etwas, was an erster Stelle hier nun wahrlich nicht gebraucht wird. Dann entsteht nämlich genau das, was das Herz Buntekuhs zum wahren Brennpunkt machen würde. Nein – hier fehlt eindeutig besagter Nachbarschaftstreff à la Billrothstraße oder ein „Mehrgenerationenhaus“ nach dem Muster Brandenbaumer Feld. Gerade im letzteren Bereich gab es Ähnliches immer schon: Die dort politisch starke Lobby hatte dafür gesorgt. Warum also wurde Buntekuh dafür nicht angemeldet? Aber als 1. Schritt eine „Jugendgaststätte“?

Unter 27 Prozent Wahlbeteiligung „Korvettenstraße“. Dafür müssen sich nicht die Wählerinnen und Wähler hier schämen. Sondern die Politikerinnen und Politiker, die sich eindeutig um diesen ihren Wahlkreis zumindest nicht ausreichend gekümmert haben. Viele Anwohner wissen bis heute nicht, wer eigentlich ihre Kandidatinnen oder Kandidaten waren. Denn ein paar Mal vor einer Wahl Info-Stände aufzubauen, reicht dafür nicht wirklich.