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Ex-Google-Angestellte wollen Privatsphäre retten – Datenschutz-Werkzeuge erfreuen sich großer Beliebtheit

Kennish: Früher Google, jetzt Datenschutz (Foto: disconnect.me)

Kennish: Früher Google, jetzt Datenschutz (Foto: disconnect.me)

Menlo Park (pte016/23.03.2012/13:45) – Ex-Google-Entwickler Brian Kennish hat zusammen mit einem weiteren ehemaligen Suchmaschinen-Angestellten und einer Konsumentenschützerin die Firma Disconnect.me http://disconnect.me gegründet. Soeben haben die Datenschützer erfolgreich 600.000 Dollar an Venture-Kapital gesammelt, um die Unternehmung zu professionalisieren. Neben dem wachsenden Angebot an kostenlosen spezifischen Browser-Plugins zum Schutz vor diversen Datenkraken soll mittelfristig eine Plattform aufgebaut werden, die Usern umfassende Kontrolle über ihre Daten ermöglicht.„Es macht durchaus Sinn, wenn sich Firmen für den Schutz der Privatsphäre einsetzen. Allerdings sollten sich die Nutzer nicht zu viel erwarten. Die von Nutzerdaten profitierenden Unternehmen sind strategisch im Vorteil, da sie sich immer wieder etwas neues einfallen lassen“, sagt Hans Zeger von der ARGE Daten http://www.argedaten.at gegenüber pressetext. Datenschutz habe aber durchaus das Potenzial, ein großer Geschäftszweig zu werden. „Es besteht allerdings, ähnlich wie bei Spyware, die Gefahr, dass Angriffs- und Verteidigungsmöglichkeiten von ein und demselben Unternehmen angeboten werden“, so Zeger.

Zu Beginn nur Hobby

Im Oktober 2010 hat Kennish als Hobby eine Erweiterung für den Browser „Chrome“ geschrieben, die es ermöglicht, Facebooks Kontakt zu Dritten zu unterbinden. Schon nach zwei Wochen hatte Facebook Disconnect über 50.000 aktive Nutzer. Heute wird das Add-on von über 200.000 Usern verwendet.

„Solche Angebote bleiben trotzdem eine Nebenfront im Kampf um die Online-Privatsphäre. Die Verantwortung liegt im Endeffekt bei der Politik. Sie muss entsprechende Regeln erlassen. Der Straßenverkehr musste schließlich auch irgendwann zum Schutz der Teilnehmer reglementiert werden. Als Initiative ist Disconnect eine gute Idee, es kann aber nur gegen einzelne Funktionen der Datensammler-Plattformen helfen“, so Zeger.

Vom Erfolg überrascht entschloss der Google-Entwickler seinen Job aufzugeben und den Datenschutz zu seinem Hauptberuf zu machen. Kurz darauf weitete er die Funktionalität von Disconnect auf andere Angebote wie Digg, Google, Twitter und Yahoo aus. Mehr als 400.000 Menschen nutzen die Gratis-Produkte regelmäßig.

Weitere Browser

Zusammen mit einem ehemaligen Google-Mitarbeiter und einer Konsumentenschutz-Anwältin gründete Kennish Ende 2011 eine Start-up. Unternehmensziel ist es, Disconnect.me zu einer Plattform zu machen, die Usern erlaubt selbst zu bestimmen, was mit ihren Daten geschieht. In einem ersten Schritt soll der unkontrollierte Abfluss von Daten im Internet gestoppt werden. Später sollen Einstellungsmöglichkeiten folgen, die eine exakte Steuerung der Weitergabe von persönlichen Daten erlauben. Disconnect.me beteuert, selber keinerlei Daten zu sammeln.

Nachdem erfolgreich neues Kapital gesammelt werden konnte, bringt Kennishs Team jetzt Google Disconnect und Twitter Disconnect für Chrome, Firefox und Safari auf den Markt. Facebook Disconnect gibt es schon seit geraumer Zeit für die drei beliebtesten Browser. „Dass jetzt Investoren beteiligt sind, ist kein großer Vorteil. Die Leute auszunehmen bleibt nämlich trotzdem das bessere Geschäft“, erklärt Zeger. Wie das Unternehmen in Zukunft profitabel werden will, ist noch nicht bekannt.