Bausenator Boden setzt Spatenstich für neue Wesloer Brücke
Neubau kostet 2,2 Mio. Euro – Ende Juli 2013 Fertigstellung – Behelfsbrücke ab Oktober
Lübecks Bausenator Franz-Peter Boden hat heute den Spatenstich für den Ersatzneubau der Wesloer Brücke gesetzt. Die heutige Spannbetonbrücke aus dem Jahr 1955 weist erhebliche Korrosionsschäden auf. Eine Sanierung wäre unwirtschaftlich, so dass nun ein Neubau an gleicher Stelle errichtet wird. Damit der Verkehr – täglich ca. 18.600 Kraftfahrzeuge und 500 Radfahrer – während der knapp einjährigen Bauphase weiterhin die Wesloer Landstraße befahren kann, wird eine Behelfsbrücke neben der jetzigen gebaut. Die neue Brücke soll Ende Juli 2013 fertig sein. Anschließend wird die Behelfsbrücke zurückgebaut. Die Gesamtkosten betragen rund 2,2 Mio. Euro.
Der Ersatzneubau der Straßenbrücke Wesloe ist die erste Baumaßnahme, die aus dem Sonderinvestitionsprogramm Brücken (SIP) finanziert wird. Dieses Programm wurde auf Grund des 2008 erarbeiteten Zustandsberichtes der Lübecker Brücken und Infrastrukturbauwerke ins Leben gerufen. Durch die in regelmäßigen Abständen durchgeführten Brückenprüfungen nach DIN 1076 waren die Schäden und auch die Schadenserweiterungen zu erkennen. Schnelles Handeln war nötig. Durchgeführte Untersuchungen ergaben, dass die Spannstähle gefährdet für Spannungsrisskorrosion (SpRK) sind. Der Baubeginn der neuen Brücke startet nach anderthalb jähriger Planungsphase.
Die neue Brücke wird deutlich kürzer als die jetzige sein. Die Gesamtlänge beträgt ca. zehn Meter. Durch die geringe Stützweite ist es möglich, das Brückenbauwerk als Rahmenbauwerk herzustellen. Rahmenbauwerke sind einfache Stahlbetonkonstruktionen mit schlaffer Bewehrung ohne aufwändige Einbauteile wie Lager und kostenintensive Fahrbahnübergangskonstruktionen. Sie sind günstiger herzustellen und auch die Unterhaltungskosten sind niedriger.
Die neue Brückenbreite beträgt künftig 13,75 Meter. Dabei wird die Fahrbahn von derzeit sieben auf 7,50 Meter verbreitert. Der nördliche Fußweg behält die Gesamtbreite von 2,50 Meter, der südliche Fußweg wird auf 3,70 Meter verbreitert.
Zu Beginn der Baumaßnahme wurden im Waldstück südlich der bestehenden Brücke Anfang 2012 einige Bäume gefällt, um auf dieser Fläche die Behelfsbrücke errichten zu können. Nach Fertigstellung der Baumaßnahme wird das Waldstück mit standortgerechten Bäumen und einer Komplettierung des Waldrandes mit heimischen Waldrandsträuchern wieder aufgeforstet. Dies wird in der ersten Pflanzperiode nach dem Abschluss der Bauarbeiten, voraussichtlich Ende 2013, erfolgen.
Hintergrund zur Straßenbrücke Wesloe: Die Gründung erfolgt auf 18 Ortbetonpfählen mit einem Durchmesser von ca. 90 Zentimeter und einer Länge von etwa 14 Metern. Teilweise werden die Ortbetonpfähle geneigt eingebaut.
Die Baugrube wird von ca. 1.500 Quadratmeter Spundwänden begrenzt. Diese werden möglichst erschütterungsarm eingebaut. Für den Ersatzneubau werden ca. 6.500 Tonnen Erde bewegt, 90 Tonnen Bewehrung eingebaut und etwa 600 Kubikmeter Beton benötigt.
Die erste Wesloer Brücke wurde 1919 als Holzkonstruktion für rund 16.000 Mark über die Hafenbahn errichtet. Die noch heute sichtbaren Widerlager zeugen von der ursprünglichen Straßenführung. Die künftige Behelfsumfahrung wird den alten Straßenverlauf in etwa wieder aufnehmen.
Im Zuge der Begradigung der Wesloer Landstraße war eine neue Brücke erforderlich, das heutige Bestandsbauwerk. Die 1955 erbaute Spannbetonbrücke ist ein 3-Feld-Bauwerk mit einer Gesamtlänge von 31 Metern, und einer Breite von 12 Metern. Die Kosten beliefen sich damals auf rund 100.000 DM.
Der Bau von Brücken mit Spannbeton befand sich 1955 noch in den Kinderschuhen und eine Menge der heute auftretenden Schäden und Probleme haben ihre Ursache in der damals noch fehlenden Erfahrung.
Spannungsrisskorrosion ist ein Problem, welches an vielen Brückenbauwerken aus der Zeit von etwa 1950 bis 1965 bundesweit auftritt. Durch Verwendung von Spannstahl, der nicht die heute bekannt wichtigen Eigenschaften aufweist, durch mangelnde Füllung der Hüllrohre, die die Spannlitzen aufnehmen und durch bestimmte Belastungen kommt es zu Spannungsrisskorrosion. Im Allgemeinen ist äußerlich keine Korrosion zu erkennen und daher ist die Spannungsrisskorrosion von außen schwer feststellbar. Um Aussagen treffen zu können, ob Spannungsrisskorrosion bereits eingesetzt hat, müssen Proben von den Spannlitzen genommen werden. Dies schwächt mitunter die Tragfähigkeit des Bauteils und ist mit äußerster Sorgfalt auszuführen und nicht immer möglich. Hierzu hat die Bundesregierung eine Handlungsanweisung herausgegeben, der auch die Hansestadt Lübeck folgt.