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Lübeck Lupe

Sechs Einzelbände zur Hausforschung aufwendig restauriert

HLLogo
Archiv stellt Restaurierungs- und Forschungsarbeiten am 27. November vor
Im Archiv der Hansestadt befinden sich umfassende Unterlagen zur Hausforschung, die eine Vielzahl von Aufschlüssen geben. Beginnend mit dem ersten Oberstadtbuch von 1284 kann der interessierte Hausforscher und Denkmalschützer bis in die Gegenwart die Besitzerfolge eines Grundstücks zusammenstellen. Dank der großzügigen Förderung der Rudolf-Dankwardt-Stiftung konnten seit 2007 sechs schwer geschädigte Bände in aufwändiger Handarbeit restauriert werden. Sie sind so der Forschung und Öffentlichkeit nun wieder uneingeschränkt zugänglich. Gleichfalls gefördert wurde eine wissenschaftliche Forschungsarbeit über die bauliche Entwicklung des Marienquartiers und die Bau- und Besitzgeschichte des Hauses Alfstraße 38 in Lübeck. Die Ergebnisse der Restaurierungs- und Forschungsarbeiten werden am Donnerstag, 27. November 2008, um 18 Uhr im Lesesaal des Archivs der Hansestadt Lübeck, Mühlendamm 1-3, vorgestellt. Die im Rahmen der Präsentation gezeigten Bilder und Originale werden das „Vorher – Nachher“ sichtbar machen.
Während des 2. Weltkriegs wurden die wichtigsten Bestände des Archivs der Hansestadt zur Sicherung vor Bombenangriffen in ein Bergwerk nach Bernburg in Sachsen-Anhalt gebracht. Die sowjetische Regierung beschlagnahmte nach dem Krieg die weit über 40 Tonnen Archivmaterial, bestehend aus Archivalien von 1188 bis etwa 1900. In den folgenden Nachkriegswirren erlitten die Archivalien bei Transporten kreuz und quer durch Ost-Europa vielfältige Schäden. Im Archivalienaustausch 1987 mit der DDR sowie 1990 mit der UdSSR konnte der größte Teil der Bestände nach Lübeck zurückgeführt werden. Aus diesen Quellen hat das Archiv wertvolle Einzelstücke ermittelt, die wegen ihrer Bedeutung für Zwecke der Denkmalpflege und Denkmalerforschung und wegen der Dringlichkeit ihrer Schädigung dringend restauriert werden mussten.
Im Rahmen der Präsentation stellt Dr. Dagmar Hemmie aus Hamburg die Ergebnisse ihrer Forschungen, die in dem gleichfalls vorgestellten Band „Lebenslauf eines Hauses. Das Haus Alfstraße 38, seine Baugeschichte und Bewohner“ dokumentiert sind, vor. Dr. Hemmie liefert mehr als „nur“ eine umfassende Hausbiografie der Alfstraße 38, denn sie stellt die Geschichte dieses Kulturdenkmals in den großen Zusammenhang der allgemeinen bau- und kunstgeschichtlichen Geschichte des Marienquartiers, in dem dieses Denkmal steht. Das Marienquartier war eines der vier historischen Stadtquartiere Lübecks, das „Kaufleuteviertel“. Die Geschichte der Eigentümerverhältnisse und Bewohner ermöglicht eine Fülle interessanter Einblicke in die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Stadt und ihrer Einwohner seit dem Mittelalter.
Die Autorin Frau Dr. Dagmar Hemmie ist durch vielfältige Forschungen und Tätigkeiten eng mit der Geschichtsforschung der Hansestadt Lübeck verbunden. Nach einer Ausbildung zur Bibliothekarin und einem Studium der Geschichtswissenschaften und nordischen Philologie an den Universitäten Kiel und Odense promovierte sie 2005 mit einer Arbeit über die Lebenswelt von Prostituierten im spätmittelalterlichen Nordeuropa („Ungeordnete Unzucht. Prostitution im Hanseraum 12.-16. Jahrhundert. Lübeck – Bergen – Helsingør“). Seit einigen Jahren ist sie zudem als Lehrbeauftragte an der Universität Hamburg tätig.
Die Dokumentation von Dr. Dagmar Hemmie „Lebenslauf eines Hauses. Das Haus Alfstraße 38, seine Baugeschichte und Bewohner“ ist erschienen im Verlag Schmidt-Römhild in der Reihe Lübeck 2008 – Kleine Hefte zur Stadtgeschichte. Hrsg. vom Archiv der Hansestadt Lübeck und zum Preis von zehn Euro in den Buchhandlungen erhältlich.
Im Bestand des Archivs der Hansestadt Lübeck befinden sich unter anderem Rechnungsbücher zu verschiedenen Steuern (z.B. Schoß), Grundbücher (z.B. Oberstadtbücher) und die Brandassekuranzbücher (Feuerversicherung). Dem Forscher erschließt sich daraus oftmals der finanzielle Hintergrund eines ehemaligen Besitzers. Anhand der Schoß-Listen können Denkmalschützer und Bauhistoriker beispielsweise am Objekt vorgefundene bauliche Veränderungen zeitlich genauer datieren.
Stück für Stück ist die Restaurierung der geschädigten Schätze des Archivs und ihre Neuordnung seit Ende der 1980-iger Jahre angegangen worden, wobei auch andere verschiedene Stiftungen segensreich mitgeholfen haben und mithelfen. Viel ist geschafft, vieles bleibt noch zu tun.