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Bischofsrat stellt Sprengelberichte und Hauptbereiche der Nordkirche vor

Zweite Tagung der Landessynode in Lübeck-Travemünde (sst). Der Bischofsrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) hat heute (16. November) den 156 Synodalen die drei Sprengel und die Hauptbereiche der Nordkirche vorgestellt. „…mehr Chancen, als wir ergreifen können“ – unter diesen Gedanken stellten die Bischöfe Dr. Andreas von Maltzahn (Schwerin) und Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) ihren Bericht für den Sprengel Mecklenburg und Pommern. Die größte Herausforderung der missionarischen Arbeit sei der Dialog mit etwa 80 Prozent konfessionslosen Menschen. Hinzu komme der demografische Wandel durch den Wegzug vor allem junger Menschen und einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft. „Zur Tradition in Mecklenburg gehört, dass wir uns im Weiterdenken Dietrich Bonhoeffers als ‚Kirche mit anderen‘ verstehen“, sagte Bischof Dr. von Maltzahn. „Wir sind nicht einfach die ‚Bringer‘ des Evangeliums, sondern wollen mit Menschen neu entdecken, was das Evangelium für unsere Zeit bedeutet.“ – „Kirche im Dialog“ heißt auch die in Rostock angesiedelte Arbeitsstelle der Nordkirche, die im Fusionsprozess der Nordkirche bereits gemeinsam ins Leben gerufen wurde. Diese Arbeitsstelle sucht den Dialog mit Konfessionslosen, initiiert Projekte und begleitet Mitarbeitende und Ehrenamtliche in der Aus- und Fortbildung. Bischof Dr. Abromeit führte fort, dass diese Arbeit in Pommern „insbesondere begleitet wird durch das Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung (IEEG) an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald. Die kirchliche Arbeit in unseren ländlichen und strukturschwachen Räumen wird dort wissenschaftlich reflektiert und weiterentwickelt.“ Darüber hinaus hob er für den Sprengel Mecklenburg und Pommern die Rolle der Kirche als größter Kulturträger und Tourismusmagnet in der Region hervor.

Gothart Magaard, Bischofsbevollmächtigter im Sprengel Schleswig und Holstein, verwies auf die Herausforderungen der zukünftigen kirchlichen Arbeit: Lebensqualität in schrumpfenden Städten und Dörfern, Migration, Armut und soziale Gerechtigkeit. „Die Frage an uns lautet: Welche Rolle will und wird unsere Kirche dabei spielen?“, so der Bischofsbevollmächtigte Magaard. Als ein wichtiges Thema der gesamten Region nannte er die Diskussion um Vereinbarkeit von Tourismus und Sonntagsschutz. „Im Auftrag der Kirchenleitung entwickelt eine Fachgruppe ein Gesamtkonzept zur Unterstützung der kirchlichen Arbeit in Tourismusgebieten“, berichtete Magaard. Gleichzeitig wird die Rechtmäßigkeit der bisherigen Bäderregelung überprüft. Ausschlaggebend ist die Feststellung, dass eine als Ausnahme gemeinte Bestimmung vielerorts zum Regelfall geworden ist. Zudem ist an einzelnen Orten das Bemühen erkennbar, die ohnehin umfangreichen Ladenöffnungszeiten noch weiter auszudehnen. „In unseren Augen wird dadurch der grundsätzliche Schutz des Sonntags als Tag der Arbeitsruhe ausgehöhlt. Im Wissen um die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für viele auch kirchlich engagierte Menschen und im Interesse einer Grundversorgung unserer Gäste streben wir eine moderate Bäderregelung in Schleswig-Holstein an.“

Bischöfin Kirsten Fehrs (Sprengel Hamburg und Lübeck) machte deutlich, dass es in der Nordkirche darum gehe „Brücken zu bauen“ zwischen Stadt und Land, Kirche und Diakonie genauso wie zwischen Kirchenleitung, Landessynode und den Gemeinden. Für die Gesellschaft ist es gerade wichtig, dass Politik, Wirtschaft und Kirche aufeinander bezogen arbeiten könnten wie auch die Konfessionen innerhalb der Religionen. „Hamburg hat als erstes Bundesland einen Staatsvertrag mit den muslimischen und alevitischen Gemeinschaften abgeschlossen. Der stellt insofern einen wichtigen Fortschritt dar, als er eine Situation als Status quo beschreibt, den wir längst haben. Zugleich fordert er uns alle miteinander heraus“, sagte Bischöfin Fehrs. Es brauche alltagstaugliche Interreligiösität, die einer Fremdenängstlichkeit entgegen wirke. Dazu sei die evangelische Kirche als Partnerin unverzichtbar. Dies gelte insbesondere in Bezug auf den ‚gemeinsamen Religionsunterricht für alle in evangelischer Verantwortung‘, „Kirche in der Stadt sollte auch im Sprengel Hamburg und Lübeck ein Verhältnis finden zur Kirche auf dem Land. Im Hinblick auf den Kirchentag wünsche ich mir, dass er nicht allein ein Kirchentag in Hamburg, sondern einer der Nordkirche wird“, so die Bischöfin.

„Für die Nordkirche vergrößern die Dienste und Werke die Berührungsfläche mit Menschen in verschiedensten Lebensbereichen. Sie eröffnen der Kirche entscheidende Schnittstellen in wichtige gesellschaftliche Bereiche hinein“, sagte Bischof Gerhard Ulrich, Vorsitzender der Vorläufigen Kirchenleitung. In vielen Bereichen – zum Beispiel in Krankenhäusern, im Gefängnis, im berufsethischen Unterricht, in Schulen – seien sie ‚Kirche am anderen Ort‘, erläuterte Ulrich. Menschen bräuchten Zuwendung in bedrängenden Situationen, diakonische Hilfe in ihrer ganzen Vielfalt und Fachlichkeit. „Unter dem Dach der sieben Hauptbereiche werden Formen kirchlicher Arbeit entwickelt, um Menschen da anzusprechen, wo sie sind. Menschen sollen seelsorgerlich begleitet werden, wo sie in Not sind. Der interreligiöse Dialog und das Bewusstsein für weltweite Verantwortung soll gefördert werden.“ Die große Bedeutung der Arbeit der Dienste und Werke werde beispielsweise dadurch deutlich, dass allein in der Diakonie im Bereich der Nordkirche bei 1200 Trägern rund 60.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt seien, so Ulrich.