Gemeinsam gegen Gewalt und Drogen an den Neustädter Schulen
Inzwischen schon im siebten Jahr arbeiten die Neustädter Schulen mit der Polizei Neustadt eng vernetzt zusammen, um Schüler davor zu schützen, als Opfer oder Täter mit Straftaten in Berührung zu kommen. Das Förderzentrum, die Grundschule und die Gemeinschaftsschule nehmen Teil an der Arbeitsgemeinschaft gegen Gewalt an Schulen (AGGAS). Kommt es zu Straftaten, werden die Jugendsachbearbeiter der Polizei über einen eigens eingerichteten Telefonanschluss kontaktiert und suchen die Schule unmittelbar nach der Benachrichtigung auf. Das Hauptaugenmerk der Jugendsachbearbeiter liegt nicht auf der Strafverfolgung, sondern auf der Prävention. In Einzelgesprächen, aber auch vor der Klasse, wird erörtert, was geschehen ist. Den Kindern wird verdeutlicht, wie sie sich richtig verhalten, sei es als Opfer oder als Zeuge einer Straftat. Mit den zumeist noch strafunmündigen Tätern werden normverdeutlichende Gespräche geführt und gemeinsam wird besprochen, welche Wiedergutmachung geeignet wäre, um den Frieden zwischen Täter und Opfer wieder herzustellen.
Iris Merz, Polizeihauptmeisterin, sagt über ihre Arbeit:
„Als Jugendsachbearbeiterin habe ich oft mit Gewalt unter Kindern und Jugendlichen zu tun. Werde ich zu einem AGGAS-Fall gerufen, stoße ich oft auf noch erregte Gemüter.
Ich versuche dann in dem Gespräch eine vertrauensvolle Grundbasis zu schaffen. Ich höre mir alle beteiligten Parteien an, und neben der augenscheinlichen Tat höre ich dann noch die untergründigen Probleme der Kinder und Jugendlichen heraus.
Ich muss oft mehrere Personen gleichzeitig verkörpern und bin neben der Polizeibeamtin auch in Aspekten einer Mutter, Psychologin, Pädagogin und erwachsenen Freundin für die Kinder angesprochen.
Gemeinsam schlüsseln wir das sozial ungünstige Verhaltensmuster auf. Die Kinder verstehen dann ihr Tun und die gezeigte Reue ist meistens nicht gespielt. Auch das Verständnis der anderen Partei wird durch das Gespräch geweckt und meistens gehen alle beteiligten Kinder mit einem guten Gefühl aus diesen Gesprächen heraus. Oftmals bekomme ich dann von den „Tätern“ ein freiwilliges Angebot der Wiedergutmachung.
Den Inhalt des Gesprächs gebe ich umgehend an die Lehrkräfte und Elternhäuser weiter, damit diese die Kinder auffangen und nachhaltig weiter an der Verhaltensänderung arbeiten können.
Neben den Gesprächen mit den Eltern, Fertigung der Berichte/ Anzeigen suche ich nach einigen Tagen noch einmal das Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen und gebe eine positive Rückmeldung, wenn sie ihr neues Verhaltensmuster umsetzen.
Mich freut oft, dass die Kinder und Jugendlichen mich persönlich, auch ohne Uniform, in der Stadt erkennen und mit mir das Gespräch suchen. Das zeigt mir, dass ich eine Vertrauensbasis schaffen konnte und sich die Kinder und Jugendlichen auch hilfesuchend und ohne Angst an mich, bzw. die Polizei wenden.“
Einen großen Anteil an diesem Programm haben die Schulsozialarbeiter, die mit den Jugendsachbearbeitern und den Schülern in engem Kontakt stehen und diese Maßnahmen begleiten. Bei Bedarf bieten sie den Schülern weitere Unterstützung und Hilfe an.
Die Zusammenarbeit zwischen den Schulen, der Schulsozialarbeit und der Polizei ist sehr eng und vertrauensvoll, da sich durch die langjährige Kooperation alle Mitwirkenden persönlich kennen und sich entsprechend gut abstimmen können. So wird jeder einzelne Fall, der im AGGAS-Programm bearbeitet wird, an die Belange der Schüler angepasst, um erneuten Konflikten möglichst effektiv vorzubeugen.
Sigrun Petersen von der Schulsozialarbeit an der Gemeinschaftsschule beschreibt dieses so:
„Schulsozialarbeit, in Trägerschaft des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB), und AGGAS stehen in einer fest installierten und wertvollen Kooperation. In erster Linie geht es um Prävention und Opferschutz, wobei gemeinsam durch steten Kontakt Strategien und Hilfsmaßnahmen entwickelt werden. Viele Schüler kennen die geschulten Polizeibeamten bereits mit Namen und haben ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihnen entwickelt. Da die Arbeitsweise der AGGAS dem Leitbild des DKSB entspricht, ist die gute Zusammenarbeit unabdingbar. Die Präventionsveranstaltungen werten die Schüler als interessant, hilfreich und motivierend.“
Seit einiger Zeit ist das AGGAS-Programm um ein wesentliches Modul erweitert worden. Polizeiobermeister Falko Thimm, ausgebildet als Drogenerkenner, hat sich bereit erklärt, in der Schule Beratungsspräche zum Thema Sucht und Drogenmissbrauch mit den Schülern zu führen. Nachdem bereits im Frühjahr im Förderzentrum positive Erfolge zu verbuchen waren, wurde in der Gemeinschaftsschule beschlossen, jährlich eine mehrstündige Drogenprävention in den jeweils achten Klassenstufen durchzuführen. Die Schüler sind an der paxisorientierten Darstellung sehr interessiert und suchen das Gespräch mit Falko Thimm.Zu seiner Motivation sagt er:
„Das Thema Drogen wird für unsere Kinder immer früher zu einem Problem. Gruppenzwang oder einfach nur Neugierde verleiten sie zum ersten Konsum von berauschenden Substanzen, ohne dass ihnen die Folgen hinreichend bewusst sind. Die Einstiegsdrogen sind meistens Cannabisprodukte. Als ein Baustein des umfangreichen AGGAS-Projektes in Neustadt/H. möchte ich mit den Jugendlichen in Kontakt kommen und sie in lebhaften Diskussionen über die Folgen und eine mögliche Sucht aufklären. Die möglichen rechtlichen Konsequenzen aber auch deutlich aufzeigen und durch die Kombination eine starke Meinung gegen Drogen entwickeln.“
Erstmals in diesem Jahr wird Iris Merz gemeinsam mit Frau Dagmar Jahn vom Frauennotruf Ostholstein in der sechsten Klassenstufe der Gemeinschaftsschule eine Präventionsveranstaltung zum Thema „Kinder und Jugendliche als Zeugen häuslicher Gewalt“ anbieten. Dabei geht es Frau Jahn vor allem darum, betroffenen Kindern zu vermitteln, dass auch andere Mädchen und Jungen gewalttätige Situationen im Elternhaus erleben und sie nicht alleine sind. Die Kinder sollen ermutigt werden, sich im Bedarfsfall zu öffnen und Hilfe zu holen: „Das ist kein Petzen, sondern Du darfst Dir immer Hilfe holen“. Selbstverständlich wird auch aufgezeigt, wo Ansprechpartner zu finden sind und wer Unterstützung und Hilfe anbietet.
Ob im Förderzentrum, in der Grundschule oder in der Gemeinschaftsschule: die gemeinsame Prävention wird von allen Seiten positiv bewertet. Den Kindern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und Drogen und Gewalt keinen Platz einzuräumen ist das Ziel, und es kann nur durch eine enge Kooperation, wie sie zwischen der Polizei und den Neustädter Schulen stattfindet, erreicht werden.
Die Schulleiterin der Steinkampschule in Neustadt sagt zu der Arbeit:
„Unsere Kollegen der Grundschule fühlen sich von dem Team der AGGAS in ihrer pädagogischen Arbeit sehr unterstützt. Die AGGAS ist ein fester Bestandteil eines gut funktionierenden Netzwerk in Neustadt, das seinesgleichen sucht und allen Beteiligten zugute kommt.“
Von links nach rechts: Rolf Bohl (stellvertretender Leiter der Gemeinschaftsschule), PHM Thorsten Bibo, Hans-Peter Hopp (Leiter des Förderzentrums), Sigrun Petersen (Schulsozialarbeit), POM Falko Thimm, PHM´in Iris Merz, PHK Michael Collin, POK Hans-Peter Roloff
Für den Text verantwortlich:
PZSt. Neustadt
(Fragen hierzu an den Leiter der PZSt. Neustadt, EPHK Axel Seeger, unter der Telefonnummer 04561-61510)
Zusatz von der Polizeipressestelle der PD Lübeck:
Oftmals haben Kinder und Jugendliche aber schon im Vorfeld Probleme, die sich noch nicht in der Öffentlichkeit bemerkbar gemacht haben. Jeder Betroffene kann sich selbst Rat und Hilfe holen. Hier ist ein Hinweis auf die Seite www.hast-du-stress.de sinnvoll. Eine Anlage habe ich beigefügt.
Das Angebot ist selbstverständlich kostenlos. Es steht immer zur Verfügung. Rat kann auch anonym eingeholt werden.
Wichtig ist, dass ein Problem angegangen wird und dass die Ratgeber Profis sind, die einen Gegenpart zu den sonstigen halb- oder unwissenden Ratgebern darstellen.
(Rückfragen zu diesem Angebot bitte an den Präventionsbeauftragen der Polzeidirektion Lübeck, KOK Jürgen Gertz, unter der Telefonnummer 04521-801249)
Mit freundlichen Grüßen
Carola Aßmann
PD Lübeck, Pressestelle
23560 Lübeck, Possehlstr. 4
Tel.: 0451-131-2004 od. 0451-131-2015
Fax: 0451-131-2019
Mail: carola.assmann@polizei.landsh.de
Pressestelle.luebeck.pd@polizei.landsh.de