Globales Lernen hat in Lübeck einen neuen Platz

Seit Sonnabend hat Lübeck einen neuen „Ort des Lernens“ – und zwar im Internet. www.daara.de ist der ungewöhnliche und einprägsame Name der neuen Webseite. „Der Name stammt aus der Sprache der Wolof im Senegal, meiner Heimat, und bedeutet „Ort des Lernens“ erläutert Bacar Gadji, Projektmitarbeiter im Info-Zentrum „Eine Welt“.

Mit der Website daara.de bietet das Info-Zentrum „Eine Welt“ LehrerInnen und ErzieherInnen in Lübeck erstmals die Gelegenheit, selbsttätig über vierzig Angebote Globalen Lernens in Lübeck zu nutzen… Drei Monate lang bewährte sich die Website im Probebetrieb. LehrerInnen, die sie testen konnten, stellten fest, dass sie übersichtlich aufgebaut ist. Angebote sind schnell zu finden und gut zu nutzen. Die Seite ist mit anderen Angeboten Globalen Lernens vernetzt.

„Rund 3000mal ist die Internetseite seit September besucht worden. Die ersten Buchungen von AnbieterInnen sind problemlos verlaufen“, freut sich Projektmitarbeiterin Silke Mählenhoff. „Unser Ziel war es, das in Lübeck vorhandene Expertenwissen von Menschen aus anderen Kulturkreisen für Lehrkräfte zu erschließen. Das haben wir erreicht: Das Lübecker Flüchtlingsforum versuchte seit langem – und bisher vergeblich – Zugang zu Schulen zu finden. Über die Internetseite www.daara.de ist nun ein direkter Kontakt zu einer Schule entstanden.“

Das Projekt wurde ermöglicht durch Fördermittel von Bingo Lotto.
„Die Website ergänzt die Angebote des Info-Zentrums – Bibliothek, Mediothek und persönliche Beratung – zu Themen des Globalen Lernens.“ führt Marion Barsuhn, Leiterin des Info-Zentrums „Eine Welt“ aus. „Sie soll um weitere Angebote erweitert werden, denn die Nachfrage der Lehrkräfte ist groß. Gerade an außerschulischen Lernorten besteht ein großer Bedarf. Kinder und Jugendliche sollen lebensnah, im direkten Kontakt mit anderen Menschen, lernen. Die Welt geht hinter dem Horizont weiter. Darin steckt eine große Chance, die wir in Lübeck, gerade auch im Blick auf die derzeitige Integrations-Debatte nutzen sollten.“

Ein interkulturelles Team aus drei MitabeiterInnen hat in den vergangenen zwölf Monaten Angebote in Lübeck recherchiert und ist rund siebzig Mal bei Vereinen, öffentlichen Einrichtungen, Kirchengemeinden, außerschulischen Lernorten und Einzelpersonen fündig geworden. Über vierzig der angesprochenen AnbieterInnen, von der Afrikanischen Gemeinschaft zu Lübeck über das Museum für Natur und Umwelt bis zum Weltladen, präsentieren ihr Angebot nun auf der Website.
Hauptzielgruppe sind Lehrkräfte von Schulen, Kindergärten und Jugendgruppen, die in ihrem Unterricht entwicklungspolitische Themen bearbeiten wollen. Sie finden auf der Website, nach Themen geordnet, die ReferentInnen und können direkt Kontakt aufnehmen.

Afrikanische Märchen im Kindergarten vorgelesen und musikalisch ergänzt. Der Bericht einer Migrantin über die Flucht aus ihrem Heimatland und ihr Leben in Lübeck im Politikunterricht. Ein Besuch im Stadtwald Lübeck, der als einer der wenigen Forstbetriebe in Deutschland FSC-zertifiziert (Forest Stewart Councelship) ist: das Angebot ist thematisch vielseitig, vermittelt authentische Lernmöglichkeiten – auch außerhalb der Schule – und stellt zudem die Qualität der Anbieterinnen durch Fortbildungen sicher. „Denn die AnbieterInnen sind ExpertInnen, aber keine PädagogInnen.“ erläutert Ann Kristin Kröger, pädagogische Mitarbeiterin im Projekt daara. „Der Dräger-Mitarbeiter, zum Beispiel, der in seiner Freizeit über Indien berichtet, braucht Unterstützung und eine methodische Fortbildung. Die erste Fortbildungsveranstaltung im November gab rund 10 AnbieterInnen eine Einführung in Gruppenprozesse, den Aufbau einer Lerneinheit und Methoden für das ganzheitliche Lernen mit Kopf, Herz und Hand. Mit diesem Handwerkszeug können wir die AnbieterInnen guten Gewissens in die Schulen und Kitas schicken.“

Für die Internetseite ist bereits in den vergangenen Monaten Werbung gemacht worden. In Lehrerkonferenzen und auf Leiterversammlungen der Kindertagesstätten und des Jugendamtes wurde über das neue Angebot informiert. Eine Informationsveranstaltung im September eröffnete die Probephase der Website. Außerdem stellten AnbieterInnen interessierten Erzieherinnen und Lehrkräften ihr Angebot für daara.de vor. Inzwischen liegen Anfragen auch aus anderen Städten Schleswig-Holsteins und aus Hamburg vor.