Wefel will mit Humor und halben Gehalt ins Rathaus einziehen
Internetumfrage sieht Kabarettisten im Amt des künftigen Osnabrücker Oberbürgermeisters – Er möchte den Finanzhahn beim Stadttheater zudrehen, auf die Hälfte seines Gehalts verzichten und eine Städtepartnerschaft mit dem nordkoreanischen Pjönjang eingehen. Der Osnabrücker Kabarettist Kalla Wefel strebt das Amt des Oberbürgermeisters an und die Internetgemeinde feiert ihn schon im Vorfeld der Wahlen am 22. September 2013 als neues Stadtoberhaupt.Denn, geht es nach dem Willen der Teilnehmer einer Umfrage bei Facebook, zieht der 61-Jährige mit einem überragenden Stimmanteil von über 60 Prozent (526 Personen haben abgestimmt) gegenüber den anderen Kandidaten in wenigen Wochen als neuer Oberbürgermeister ins Osnabrücker Rathaus ein. „Leider ist das Ergebnis wenig repräsentativ“, weiß der Kabarettist. Denn ihm sei durchaus bewusst, dass die Umfrageteilnehmer überwiegend die Zielgruppe der 16- bis 40-Jährigen angehören, bei denen – statistisch gesehen – die Wahlbeteiligung am niedrigsten ausfällt. Trotzdem macht das Meinungsbild Kalla Wefel Mut.
Der Osnabrücker, der bundesweit bereits Erfolge als Musiker und Kabarettist feiert, war der erste parteilose Kandidat der niedersächsischen Stadt, der seine Kandidatur bereits im Februar dieses Jahres für das Amt des Oberbürgermeisters ankündigte. Ein Mann, der einst von Udo Lattek trainiert wurde, mit Nena zusammen im Musikladen auftrat, seinen Plattenvertrag an Herbert Grönemeyer verlor und der 2012 ein Buch schrieb, das nach der Bibel und Hitlers „Mein Kampf“ wahrscheinlich das meistverkaufte Werk in Osnabrück ist.
Mit einer großen Portion Humor und einer Vielzahl von überspitzten Äußerungen möchte er jetzt Boris Pistorius (SPD) beerben, der sein Amt zugunsten des Postens als niedersächsischer Innenminister vor einigen Monaten aufgab. „Die Friedensstadt Osnabrück geht eine sofortige Städtepartnerschaft mit Pjöngjang ein – dabei ist es völlig unerheblich, ob die wollen oder nicht -, denn der VfL Osnabrück braucht junge hungrige Spieler, und die gibt es nur noch in Nordkorea“, heißt es unter anderem in seinem Wahlprogramm. Zudem möchte er das städtische Theater finanziell erheblich beschneiden. „Das Theater wird nicht geschlossen, muss aber drei Jahre lang zusehen, wie es mit dem halben Etat klar kommt. Die eingesparten 33 Millionen Euro werden nach dem Gießkannenprinzip an die Kultur- und Jugendzentren und freie Gruppen verteilt“, so Wefel.
Dass der Kandidat mit solchen Aussagen vor allem die eher konservative Wählerschaft nicht für sich gewinnen kann, sieht er als Herausforderung an. „Wer meine Intentionen nicht versteht, soll mich nicht wählen“, sagt der Ur-Osnabrücker selbstbewusst. Daniel Hopkins, der mit seiner PR-Agentur die ambitionierte Kandidatur unterstützt, sieht sich in den kommenden Wochen vor einer Mammut-Aufgabe gestellt. „Es ist ein schmaler Grat, auf dem wir bei der begleitenden Kommunikation wandern“, sagt der 35-jährige Redakteur und PR-Manager. Einerseits will und soll Kalla Wefel authentisch bleiben – und dazu gehören bewusst provozierende Äußerungen mit einer ordentlichen Portion Humor -, andererseits gilt es, die Wählerschaft davon zu überzeugen, dass es sich nicht um eine „Jux-Kandidatur“ handelt. „Natürlich will Kalla das Theater nicht schließen oder durch Finanzkürzungen in den personellen Ruin stürzten“, betont Hopkins. Dem Kandidaten gehe es in erster Linie darum, dass künftig die Umverteilung von kulturellen Fördergeldern in der Friedensstadt gerechter vorgenommen wird. Auch die geplante Wiese am Innenstadtknotenpunkt Neumarkt – einer bis heute unschönen Betonwüste – wird sich in der Art wahrscheinlich nicht umsetzen. „Doch, jeder, dem sich die wahren Intentionen von Kallas Wahlprogrammpunkten erschließt, wird hoffentlich am 22. September sein Kreuz für den bügernahen Kandidaten auf dem Wahlzettel setzen“, sagt der PR-Manager.
Im Übrigen werde sich Wefel an ein Wahlversprechen garantiert halten. „Ich verzichte zugunsten eines caritativen Zwecks auf die Hälfte meines Nettoeinkommens, da mir bewusst ist, dass Politiker in Deutschland viel zu viel verdienen“, betont der Ausnahmekandidat. Und sollte es mit dem Einzug ins Rathaus wider der Hoffnungen nicht klappen, braucht sich Wefel um seine Zukunft keine Sorgen machen. Im Oktober dieses Jahres feiert er – gegebenenfalls auch als amtierender Oberbürgermeister – Premiere mit seinem neuen Kabarettprojekt. Und der Name ist Programm: Nur die Zukunft ist gewiss!
Weitere Infos zur Kandidatur gibt es im Internet unter www.votewefel.de
Fotonachweis: Privat
Infos bei Wikipedia über Kalla Wefel: http://de.wikipedia.org/wiki/Kalla_Wefel