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BKA: Neue BKA- Studie zur Wirkung extremistischer Internet-Propaganda

Wiesbaden (ots) – Wie effektiv sind extremistische Propagandavideos bei der Radikalisierung junger Männer in Deutschland, die nicht in radikalen Milieus verkehren? Wie genau wirkt Propaganda, die über das Internet verbreitet wird? Wer ist besonders anfällig für extremistische propagandistische Botschaften? Und wie sieht extremistische Propaganda im Zeitalter des Web 2.0 überhaupt aus? Mit diesen Fragen befasst sich eine neue Studie der „Forschungsstelle Terrorismus und Extremismus“ des Bundeskriminalamtes, die in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Sozialpsychologie der Universität zu Köln entstanden ist. Ihr Titel: „Propaganda 2.0 – Psychological Effects of Right-Wing and Islamic Extremist Internet Videos“ (neuester Band der BKA-Publikationsreihe „Polizei + Forschung“ von Diana Rieger, lena Frischlich und Gary Bente). Die international bisher einzigartige Studie wurde wegen ihrer thematischen Relevanz vom Nationalen Koordinator für Terrorismusbekämpfung und Sicherheit (NCTV) in den Niederlanden mitfinanziert. Sie erscheint auf Englisch, um sie einem breiteren internationalen Publikum zugänglich zu machen. Das Phänomen der Radikalisierung einzelner Personen durch extremistische Propaganda ist in den vergangenen Jahren zunehmend sichtbar geworden. Extremistische Organisationen nutzen vor allem Videos und Online-Angebote im Internet, um Unterstützer zu gewinnen. Polizei und Gesellschaft müssen die Wirkung der im Internet verbreiteten extremistischen Propaganda besser verstehen, um diesen Radikalisierungsprozessen vorzubeugen und geeignete Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Insbesondere ist es wichtig, mehr über die Wirkungsmechanismen derartiger Propagandavideos und über die sozialen, psychologischen und kulturellen Faktoren, die eine Empfänglichkeit für diese Art von Botschaften begünstigen, zu wissen. Ein Ziel der neuen Studie ist es deshalb, Faktoren zu identifizieren, die die emotionalen und kognitiven Effekte von Internetpropaganda auf junge – nicht radikalisierte – Erwachsene steuern. Untersucht wurde die Wirkung von rechten und islamistischen Propagandavideos auf 450 junge, extremismusferne Männer mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und aus unterschiedlichen Bildungsschichten. Die Studie kommt unter anderem zu folgenden Ergebnissen: – Extremistische Propaganda entfaltet wegen ihrer Einbettung in einen spezifischen sozio-kulturellen Kontext eher eine Wirkung in der jeweiligen kulturellen Bezugs- bzw. Referenzgruppe. – Ihre Wirkung scheint umso größer zu sein, je niedriger der Bildungsstand der Rezipienten ist. – Eine rechtsorientierte politische Haltung führt zu einer positiveren Bewertung extremistischer Propaganda. – Autoritarismus wurde als einziger Einflussfaktor auf Seiten der Persönlichkeitsvariablen identifiziert: Personen mit höher ausgeprägten autoritaristischen Merkmalen beurteilen Propaganda positiver. Weitere Schlussfolgerungen: Potenziell radikalisierend scheinen eher diejenigen Propagandabotschaften zu wirken, die als überzeugend und nicht einseitig konzipiert wahrgenommen werden, im Gegensatz zu Gewaltvideos oder sehr plakativ dargebotenen Botschaften. Extremistische Internetvideos wirken zudem eher auf emotionaler als auf kognitiver Ebene. BKA-Präsident Jörg Ziercke: „Die Propaganda über das Internet hat sich zu einer zentralen Strategie des religiös motivierten Terrorismus entwickelt. Das Internet dient als Kommunikationsmittel in terroristischen Netzwerken, als Plattform für ideologische Schulung und für Propaganda und Rekrutierung. Die BKA-Studie bietet einen Einstieg in das Verstehen von Radikalisierungsprozessen durch Internetpropaganda. Da diese Prozesse nicht auf ein Land begrenzt sind, ist die Studie auch auf internationaler Ebene von Interesse. Sie kann zudem den Anstoß geben, weiterführende Forschungen zu betreiben, um die Ursachen politischer Gewalt weiter zu ergründen und Gegenstrategien zu entwickeln.“ Die Studie „Propaganda 2.0, Psychological Effects of Right-Wing and Islamic Extremist Internet Videos“ steht als pdf-Download unter www.bka.de zur Verfügung. Sollten Sie darüber hinaus Interesse an weiterführenden Pressegesprächen- oder Interviews haben, steht die BKA-Pressestelle für Terminabsprachen gerne zur Verfügung. Rückfragen bitte an: Bundeskriminalamt Pressestelle Telefon: 0611-551 3083 Fax: 0611-551 2323 www.bka.de

Quelle: presseportal.de