Niedriges Zinsniveau in Europa schlecht für private Altersvorsorgung
Bonn, 7. November 2013 – Das niedrige Zinsniveau in Europa wirkt sich entscheidend auf die Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge aus. Angesichts der Zinsnachteile für Millionen von Kleinsparern droht nach Ansicht des BDH Bundesverband Rehabilitation eine Verschärfung der grassierenden Altersarmut. Ilse Müller, Vorsitzende des Sozialverbandes, sieht nach dem neuerlichen Zinsschritt die Notwendigkeit einer Zinswende, die einerseits die Interessen der Sparer wahren muss und andererseits die Konjunktur nicht abwürgen darf:
„Die Politik hat in den vergangenen Jahren verstärkt auf die Karte der privaten Altersvorsorge gesetzt und sich nun gründlich verzockt. Es ist Zeit für einen ehrlichen Dialog über die Folgen der europäischen Dumpingzinsen. Wir dürfen nicht sehenden Auges hinnehmen, dass die Sparguthaben der Bürger, die einen wichtigen Teil der Alterssicherung der Menschen bedeuten, zusammenschmelzen und damit die private Altersvorsorge vieler Haushalte auf der Kippe steht. Die fortwährende Niedrigzinsphase wird eine kaum schätzbare Zahl privater Haushalte in die Altersarmut drücken und das Problem verschärfen. Gerade die Inflation ist doch längst in den Geldbeuteln derer angekommen, die sich nicht mehr wirksam zur Wehr setzen können, was den Handlungsdruck der Währungshüter erhöht. Betroffen sind vor allem Rentnerhaushalte und sozial Schwache ohne Aufstiegschancen. Angesichts dieser Ausgangslage die neue Bundesregierung um eine Debatte über eine Kehrtwende in der Rentenpolitik mit einer grundsätzlichen Anhebung des Rentenniveaus nicht herumkommen.“
Der Gedanke einer Zinswende ließe sich nach Ansicht des Sozialverbands auch konjunkturpolitisch im gesamt-europäischen Kontext vertreten, da sich die Lage an den südeuropäischen Kreditmärkten trotz des anhaltenden niedrigen Zinsniveaus kaum entspannen konnte und ein spürbarer Aufschwung ausbleibt.
„Die gesamtwirtschaftliche Situation Europas hat sich nur unwesentlich verbessert, weshalb Zinserhöhungen über einen mittelfristigen Zeitraum den Euroraum eher stabilisieren als schwächen werden. Gezielte Investitionsprogramme in die Standorte des Südens und der Umbau der europäischen Förderinstitutionen mit dem Ziel einer fokussierten Südeuropapolitik sind der effektivere Weg, nachhaltiges Wirtschaftswachstum in den Regionen zu erzeugen und gleichzeitig den Aufbau sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung zu fördern. Auf diesem Wege ließe sich die finanzielle Basis der Rentenkasse nachhaltig stärken und der Kampf gegen die Altersarmut wirksam aufnehmen.“