Politik & Wirtschaft

Hiller-Ohm: Gastgewerbe braucht bessere Ausbildung

tbf040608_Hiller-Ohm-0805Der Fachkräftemangel wird – gerade auch in der Region Lübeck – immer mehr zum Problem für das Gastgewerbe. Der Handlungsbedarf ist groß. Das wissen auch die meisten Betriebe. Lübeck lebt vom Tourismus. Rechnerisch bestreiten mehr als 16.000 Vollzeitkräfte ihren Lebensunterhalt durch den Tourismus. Eine Lübecker Initiative zur Bekämpfung des Fachkräftemangels im Gastgewerbe unter Einbeziehung aller Akteure ist notwendig, um Fachkräfte in der Region zu halten und neue zu gewinnen. Die Branche muss sich vernetzen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Die Ausbildung und die anschließenden Berufswege müssen attraktiver werden. Nur dann kann eine Imagekampagne erfolgversprechend sein.

Auch die Politik ist gefordert, für gute Rahmenbedingungen zu sorgen. Junge Menschen dürfen nicht als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden. Dafür setzt sich die SPD in den laufenden Koalitionsverhandlungen ein. Als SPD-Fraktion haben wir bereits in diesem Sommer einen Antrag im Bundestag vorgelegt, um die Ausbildungssituation zu verbessern – durch ernsthafte Kontrollen der Einhaltung des Jugendarbeitsschutzgesetzes, Maßnahmen zur Qualitätssicherung in den Ausbildungsbetrieben sowie eine Mindestausbildungsvergütung. Wir haben darin auch eine Ausbildungsoffensive für gute und attraktive Ausbildungsplätze gefordert – in Zusammenarbeit mit den Ländern, den IHKs, dem DEHOGA und den Gewerkschaften. CDU und CSU, die den SPD-Antrag im Sommer noch abgelehnt haben, müssen in den laufenden Koalitionsverhandlungen Farbe bekennen, ob es ihnen ernst ist mit der Bewältigung des Fachkräftemangels im Gastgewerbe.

Bundesweit liegt das Gastgewerbe seit Jahren auf den hintersten Plätzen im DGB-Ausbildungsreport, in dem viele Azubis schlechte Ausbildungsbedingungen wie ausbildungsfremde Tätigkeiten, nicht bezahlte Überstunden und mangelnde Freistellung zur Prüfung kritisieren. Laut Berufsbildungsbericht 2013 löst jede zweite angehende Restaurantfachkraft den Ausbildungsvertrag vorzeitig auf, gleiches gilt für Köchinnen und Köche.

Wichtig ist über die Ausbildung hinaus die Beschäftigungsbedingungen in der Branche zu verbessern. Über 150.000 Beschäftigte sind zusätzlich auf Arbeitslosengeld II angewiesen, um ihre Existenz zu sichern – mehr als jeder Dritte von ihnen sogar trotz sozialversicherungspflichtiger Arbeit. Deshalb will die SPD einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn durchsetzen, von dem viele Beschäftigte in Gaststätten und Hotels profitieren würden.