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Vortrag von Dr. Jürgen Schwalm in Lübeck über Emauel Geibel

tbf211010_Lutz Gallinat_Freywald_004aText. Lutz Gallinat – Es war ein anspruchs- und gehaltvoller „Seniorentreff am Sonntagnachmittag“. Am 6.April 2014 hielt Dr.Jürgen Schwalm, Lübeck, in der reichlich gefüllten Lübecker Reformierten Kirche, unter dem Titel „Zu Lübeck auf der Brücken“ einen Vortrag zum 130.Todestag Emanuel Geibels.
Emanuel Geibel wurde am 17.10.1815 in Lübeck geboren. Er stammte aus einer Pfarrersfamilie; er studierte Theologie und Philologie in Bonn und Berlin. 1838-40 war er Hauslehrer beim russischen Gesandten in Athen. In diese Zeit, die seine klassizistischen Anschauungen prägten, fällt auch eine Ägäisreise mit dem preußischen Prinzenerziher Ernst Curtius, 1814 bis 1896, festgehalten in „Klassische Studien“, 1840. Später war er zunächst Gymnasiallehrer in Lübeck, 1848/49; 1852 folgte er einem Ruf nach München, wo er eine Professur für Deutsche Literatur und Metrik erhielt. Geibel gehörte dem Münchner Dichterkreis und der königlichen literarischen Tafelrunde an und war zudem Vorleser des Königs Maximilian II. Von 1896 an lebte er, ausgestattet mit einer preußischen Pension, zurückgezogen wieder in Lübeck.
Geibel war mit vielen namhaften Dichtern seiner Zeit bekannt, A.v. Chamisso, J.v. Eichendorff, F.Freiligrath, J.Kerner, P.Heyse, doch gelang es ihm bei aller formaler Fertigkeit selbst nicht, Originalstil und individuelle Ausdruckskraft zu entwickeln. Er blieb, formal ein Spätklassizist, inhaltlich ein Spätromantiker, einem glatten, epigonalen Ästhetizismus verhaftet, ein Konservativer mit national-pathetischer Gesinnung, „Heroldsrufe“, 1871. Von Geibel stammen die berüchtigten Verse: „Und es mag am deutschen Wesen/Einmal noch die Welt genesen.“ Obwohl er dem realistischen Zeitgeschmack fernstand, erreichten seine 1840 erschienenen, an Goethe orientierten „Gedichte“ hohe Auflagen. Weitere Gedichtbände folgten: „Zeitstimmen“ (1841), „Juniuslieder“ (1848), „Spätherbstblätter“ (1877). Populär wurden einige seiner Lieder, z.B.: „Der Mai ist gekommen“, „Wer recht in Freuden wandern will“. Während seine in Jamben verfassten Tragödien als wenig bühnenwirksam und allzu bildungsbeladen gelten, fand Geibel Anerkennung mit seinen Übersetzungen spanischer und französischer Lyrik, „Spanisches Liederbuch“, 1852; „Fünf Bücher französischer Lyrik“, 1862.
Jürgen Schwalm, der akribisch recherchiert hatte, viele neue interessante Details aus dem Leben und Werk Geibels präsentierte und dessen Geichte einfühlsam, nuanciert und akzentuiert rezitierte, verband in seinem auch wegen der vielen Zitate anschaulichen und lebendigen Vortrag virtuos und brillant Wissenschaftlichkeit und Literarizität.
Michael P.Schulz hatte zunächst eindrucksvoll und intensiv über die bedeutenden Trauerfeierlichkeiten anlässlich des Todes Geibels 6.4.1884 in Lübeck berichtet. Das Rahmenprogramm bestritten die Mitglieder der „Fackenburger Liedertafel“, deren Mitglieder leidenschaftlich und hingebungsvoll sangen, sicher und engagiert geleitet von Michael P.Schulz, und Sven Fanick, der virtuos und brillant Orgel spielte. Auch Teile des Publikums sangen bei einigen Volksliedern begeistert mit.
Alle Beteiligten wurden schließlich von den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern bei dieser Sonderveranstaltung anlässlich des 225.Geburtstages der Lübecker „Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit“  mit sehr viel Beifall bedacht.