Irak: Neuanfang nach der Vertreibung: Pakischer Christ eröffnet Laden mit Hilfe eines Kleinkredits
(Open Doors, Kelkheim) – Als Flüchtling im eigenen Land eine Zukunft zu finden – diesem Ziel ist ein irakischer Familienvater kürzlich einen großen Schritt näher gekommen. Mit Hilfe eines von Open Doors vermittelten Kleinkredites eröffnete er im vergangenen August unweit der nordirakischen Stadt Dohuk einen kleinen Lebensmittelladen. Ein exemplarischer Bericht über ein kleines Hoffnungszeichen in dem geschundenen Land.
Zum Islam bekehren und bleiben oder als Christ fliehen
Edmund* stammt aus der damals größtenteils von Christen bewohnten Stadt Bartella in der Nähe von Mossul. Er lebte dort mit seiner Frau und den beiden Söhnen und verdiente sein Geld als Restaurator einer örtlichen Kirche – eine Arbeit, die ihn völlig ausfüllte und der er mit großer Hingabe nachging. Doch nachdem der IS Mossul eingenommen hatte und auf Bartella vorrückte, sah er sich plötzlich mit zwei bitteren Alternativen konfrontiert: Er konnte bleiben, sofern er den Forderungen des IS entsprechend zum Islam konvertierte. Oder er bliebe seinem Herrn treu, müsste da
für aber zumindest vorübergehend seine geliebte Kirche, das Heim der Familie und seine berufliche Existenz aufgeben und fliehen. Schweren Herzens entschied sich Edmund zur Flucht.
Abhängig von anderen
In den sicheren Kurdengebieten angekommen, bewohnten Edmund und seine Familie verschiedene Unterkünfte. Doch die Miete zehrte schnell alle Ersparnisse auf. „Wir dachten, wir würden nach einigen Tagen wieder nach Hause zurückkehren können. Aber aus Tagen wurden Wochen und schon bald Monate.“ Ihre neue Heimat ist ein kleines Dorf, dessen Einwohnerzahl sich durch die Flüchtlinge bereits mehr als verdoppelt hat. Die örtliche Kirche versorgte Edmunds Familie mit Nahrungsmitteln, doch auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, versetzte ihn in Unruhe: „Ich habe mich gefragt, wie lange das so weitergehen soll – ich musste eine Arbeit finden!“, sagt er. Die Zahl der Arbeitsplätze für Flüchtlinge ist allerdings sehr begrenzt, und eine häufige Voraussetzung ist die Beherrschung der kurdischen Sprache. Nur die wenigsten der größtenteils arabischsprachigen Flüchtlinge sind dazu in der Lage.
Beruflicher Neustart und neue Würde
Durch einen Freund hörte Edmund von der Möglichkeit, mit Hilfe eines Kleinkredits den Schritt in die berufliche Selbständigkeit zu wagen. Ihm kam die Idee, in seinem Dorf einen Lebensmittelladen
zu eröffnen, und er reichte einen Antrag ein. Kurz darauf erhielt er den Kredit und konnte seinen Plan in die Tat umsetzen. Nun kann er seine Familie selbst versorgen, aber mehr noch: „Es erleichtert mich sehr, dass ich nicht mehr von anderen abhängig bin“, betont Edmund. „Ich danke Gott für diese Gelegenheit! Bitte helft uns weiter, denn es gibt noch viel zu tun.“
Der Irak belegt unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden, aktuell Platz 3 auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors. Bartella ist – wie auch Mossul – bis heute vom IS besetzt. Open Doors versorgt in den nördlichen Landesteilen derzeit ca. 75.000 überwiegend christliche Flüchtlinge und arbeitet gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen daran, ihnen eine Zukunftsperspektive zu vermitteln.
(* Name geändert) |