46. Lübecker Psychotherapietage vom 15. – 19. Oktober 2017
46. Lübecker Psychotherapietage vom 15. – 19. Oktober 2017 – Mit ihrer inzwischen 46-jährigen Geschichte sind die Lübecker Psychotherapietage eine der traditionsreichsten Veranstaltungen dieser Art in Deutschland. Sie fühlen sich einem ganzheitlichen Menschenbild und einer daran anknüpfenden ganzheitlichen Therapie verpflichtet, unabhängig davon, ob eine körperliche oder eine seelische Krankheit vorliegt.
Ziel ist es, Ärzten, Psychologen, Psychotherapeuten für Kinder- und Jugendliche, spezialisierten Pflegekräften, Spezialtherapeuten sowie anderen in der Psychotherapie und Psychosomatischen Medizin tätigen Berufsgruppen ein umfassendes Fortbildungsprogramm zu bieten, dass diesem Anliegen Rechnung trägt. Die jährlich wechselnden Tagungsthemen werden aus unterschiedlichen Perspektiven – medizinisch, psychotherapeutisch, psychologisch, literatur-, kultur- und sozialwissenschaftlich – reflektiert. Tagungsstätte ist in langjähriger Tradition auch im Jahr 2017 die Oberschule zum Dom, aktuell wurde die Aula neu renoviert.
Neugier lautet das Thema der diesjährigen Tagung. Neugier ist schon sofort nach der Geburt nachzuweisen als eines der angeborenen motivationalen Systeme des Menschen, und Neugier kann dazu beitragen, bis ins höchste Alter kreativ und lebendig zu bleiben. Zugleich sind richtig verstandene Neugier und Interesse wichtig für jeden Psychotherapeuten, sowohl seinen Patienten gegenüber als auch im Hinblick auf Neuerungen des Fachgebietes und des Versorgungssystems.
Prof. Karl-Heinz Brisch, München, eröffnet die Tagung mit einem Vortrag zur Bedeutung der Neugier für die kindliche Entwicklung. Unter der Überschrift „Neugierig auf Zusammenarbeit“ stellt Prof. Christoph Herrmann-Lingen, Göttingen, ein neues Modell für die ambulante psychosomatische Versorgung vor. Dr. Angela von Arnim, Berlin, beschreibt, wie Körperpsychotherapie die Neugier von Menschen auf sich selbst fördern und damit dazu beitragen kann, das Körpererleben in die Psychotherapie zu integrieren. Die Konkurrenz zwischen psychodynamischer Psychotherapie und Verhaltenstherapie hat das Feld der psychotherapeutischen Versorgung in Deutschland bis heute geprägt. Wie fällt aktuell ein Vergleich der beiden Richtungen aus? Eine Antwort auf diese Frage formuliert Prof. Cord Benecke, Kassel. Frau Dipl.-Psych. Dipl.-Theol. Katharina Parisius führt das Thema weiter zu der Frage: „Was tue ich psychotherapeutisch wie mit wem wann und warum?“ Neugier hat Annäherung zu Folge und kann damit in Gegensatz zu Distanzierungswünschen geraten. Aus gesellschaftspolitischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive befassen sich zwei Vorträge mit diesem Spannungsfeld. Um Erinnern oder Vergessen geht es in dem Vortrag von Frau Prof. Aleida Assmann, Konstanz, zur ethischen Wenden in der deutschen Erinnerungskultur, mit der Dynamik kollektiver Emotionen wie Hass, Verachtung und Scham in Politik und Gesellschaft befasst sich der Sozialwissenschaftler und Psychotherapeut Tom Levold aus Köln. Zum Abschluss wirft Prof. Sven Olaf Hoffmann, Hamburg, die Frage auf, ob Neugier im Alter von Weisheit abgelöst wird.
Der traditionelle öffentliche Abendvortrag der Lübecker Psychotherapietage findet in diesem Jahr in der Aula der Oberschule Zum Dom statt. Am Montag, dem 16. Oktober 2017 um 20.00 Uhr spricht Dr. Martin Altmeyer, Frankfurt M., zum Thema: „Was bewegt die Internetgeneration?“ Im Anschluss besteht Gelegenheit zum Austausch bei Brot und Wein, alle Interessierten aus Lübeck und Umgebung sind wie jedes Jahr dazu herzlich eingeladen.
Die diesjährige Veranstaltung des Forums Psychotherapie, des Zusammenschlusses der Lübecker Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, befasst sich unter dem Thema „Gene auf der Couch“ mit Neugierde und affektiven Erkrankungen im evolutionären Kontext. Vortragender ist Dr. Markus Preiter, Hamburg-Harburg. Die Veranstaltung findet am Mittwoch, den 18. Oktober 2017 um 20.00 Uhr im Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung in Lübeck statt. Am Sonntag, den 15. Oktober 2017 gibt es um 20.00 Uhr das traditionelle Orgelkonzert in St. Marien mit dem Marienorganisten Johannes Unger (Restkarten sind vorhanden). Parallel wird am selben Abend im kommunalen Kino der Film Arrival von Dennis Villeneuve aus dem Jahr 2016 gezeigt, wie immer mit der anschließenden Möglichkeit zur Diskussion.