7. Tagung der Landessynode beendet: Nordkirche diskutiert im September eigene Energiewende
Lübeck-Travemünde (fz/mb/sst). Mit einem Ausblick auf die Klimasynode im September ist heute (14. Juni) die 7. Tagung der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) in Lübeck-Travemünde zu Ende gegangen. Der Vorsitzende des Vorbereitungsausschusses, Pastor Michael Stahl (Hamburg) kündigte an: „Die Klima-Synode der Nordkirche soll nicht nur eine thematische Diskussion ergeben und den politischen Willen für mehr Klimaschutz bekunden, sondern eine nachhaltige und messbare Energiewende in der Kirche einleiten.“ Vorbereitet wird derzeit ein Klimaschutzgesetz, das die CO2-Neutralität als verbindliches Ziel der Nordkirche festschreibt. „Wir wären die erste Landeskirche, die das beschließt“, so Stahl. Teile der Klimasynode werden live im Internet übertragen – ein entsprechender Vorschlag des Präsidiums erhielt eine Mehrheit.Im Mittelpunkt der Tagung standen zuvor die umfangreichen Beziehungen der Nordkirche zu Kirchen in aller Welt. Sie unterhält internationale Beziehungen zu rund 30 Kirchen in mehr als 20 Ländern. Diese werden vom Ökumene-Zentrum der Nordkirche in Hamburg koordiniert und gefördert. Unter ihnen sind die beiden größten lutherischen Kirchen der Welt: Die Lutherische Kirche von Schweden mit 6,7 Millionen Mitgliedern sowie die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania mit 5,6 Millionen Mitgliedern.
In einem Wort der Nordkirchen-Synode zur Situation in der Ukraine zeigen sich die 156 Synodalen „besorgt über den zunehmenden Einfluss von nationalistischen Kräften, die ein Zusammenleben verschiedener Traditionen nicht ertragen wollen“. In das Thema eingeführt hatte Pastor Ralf Haska. Er ist seit 2009 Pastor der Deutschen evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Katharina in Kiew, und berichtete eindrucksvoll von der „Revolution der Würde“. Dr. Andreas Tietze, Präses der Landessynode: „Pastor Haska hat uns eindrücklich vermittelt, dass wir als Christinnen und Christen in Krisensituationen Haltung und Courage zeigen können, in Wort und Tat. Als Nordkirche sind wir in die Verantwortung gerufen, die Verbindung zu den Menschen und Kirchengemeinden in der Ukraine zu intensivieren und zu gestalten.“
Die Landessynode hat außerdem zwei Kirchengesetze verabschiedet: das Richterwahlausschussgesetz und die Veränderung des Siegelgesetzes. Die neue Regelung des Siegelgesetzes vereinheitlicht das Siegelrecht der drei ehemaligen Landeskirchen (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs, Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche und Pommersche Evangelische Kirche) mit Ausnahmeregelungen. Das Richterwahlausschussgesetz bestimmt die Aufgabe und Zusammensetzung des Gremiums, das die Richterinnen und Richter für die unabhängigen Kirchengerichte der Nordkirche auswählt.
Die Nordkirche setzt ihre Vorbereitungen für das Reformationsjubiläum 2017 fort. In seinem Bericht vor der Landessynode sagte der Leiter der Arbeitsstelle Reformationsjubiläum, Dr. Daniel Mourkojannis: „Mit viel Elan und Engagement wird in allen Bereichen unserer Kirche, aber auch bei den Partnern aus Kommunen, Kultur und Wissenschaft an dem Thema Reformationsjubiläum gefeilt, gehämmert und gezimmert.“ Neben den vielen geplanten kulturellen und wissenschaftlichen Projekten sei es auch wichtig, nach der religiösen Dimension des Jubiläums zu fragen, „denn die Herausforderungen des Glaubens sind heute andere als damals“, so Mourkojannis. „Neben allem erinnerungskulturellen Engagement wünsche ich mir eine spannende, vielfältige und rücksichtsvolle Glaubensdebatte.“
Am Freitagabend hatte Bischöfin Kirsten Fehrs über den Stand der so genannten Agenda-Planung berichtet. In diesem Prozess stimmen die Landessynode, die Erste Kirchenleitung und das Landeskirchenamt Themen und Vorhaben, die in ersten Jahren der Nordkirche zu bearbeiten sind, miteinander ab. Bischöfin Fehrs sagte: „Bei der Agenda-Planung geht es ja nicht nur um die Darstellung der Menge von Arbeitsvorhaben. Neben den vielen Rechtsangleichungen geht es auch um dahinter stehende tiefergehende theologische Themen, die letztlich nichts Geringeres betreffen als das Kirchenbild der neuen Nordkirche“, so Bischöfin Fehrs. So seien Themen wie die Residenzpflicht von Pastorinnen und Pastoren auch mit der dahinter stehenden Frage des künftigen Pastoren- und Gemeindebildes zu entscheiden, so Fehrs. „Bei der Entwicklung einer neuen nordkirchenweite Konfirmandenordnung stellt sich auch die Frage, wie man Konfirmandenunterricht angesichts von Ganztagsschulen weiter voranbringt.“ Es habe sich bisher gezeigt, dass das Besondere der bisherigen Agenda-Planung sei, dass die Ebenen hier ausdrücklich und sinnhaft zusammen gearbeitet haben. Und darauf haben alle sich gleichermaßen eingelassen – Synodenpräsidium, Landeskirchenamt und Kirchenleitung – weil man gemerkt hat, jetzt in dieser aufregenden Phase einer sich neu findenden Kirche gibt es jede Menge Grundsatzthemen“, so Fehrs vor den 156 Synodalen. Am Beispiel der bisherigen Vorbereitung für die für 2015 geplanten Themensynode „Zukunft der Ortsgemeinde in Land und Stadt“ habe sich dies in besonderer Weise gezeigt.