Ärzte: Im Auge des Sturms – Ambulante Versorgung im Hexenkessel politischer Ambitionen
„Die Zukunft der ambulanten Versorgung steht auf dem Spiel und droht im politischen Machtpoker unter die Räder zu geraten“, warnt Dr. Ulrich Tappe vom Berufsverband der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte (bng). Niedergelassene Ärzte sorgen tagtäglich dafür, dass akut und chronisch erkrankte Menschen die Gesundheitsversorgung erhalten, die sie benötigen. Fast 600 Mio. Fälle werden in den deutschen Arztpraxen jedes Jahr versorgt. „Allein diese Zahl macht deutlich, dass die Aufmerksamkeit unserer Tätigkeit ganz auf die medizinischen Probleme unserer Patienten gerichtet ist“, sagt Dr. Tappe. „Unsere Praxen erscheinen als ungestörte Orte, an denen wir uns ganz der Behandlung und Gesunderhaltung unserer Patienten widmen können. Sollte man meinen. Doch die Ruhe täuscht. Um uns herum braut sich ein Sturm zusammen, der massive Engpässe in der Versorgung heraufbeschwört.“
Die Rechnung ist einfach: Die Menschen werden älter, der Versorgungsbedarf steigt. Gleichzeitig verschieben politische Reformen mehr und mehr Aufgaben aus den Kliniken in die Arztpraxen. Doch für die Anzahl der finanzierten ambulanten Behandlungsfälle gibt es eine fixe Obergrenze, die schon lange überschritten ist. Zusätzliche Belastungen z.B. durch Dokumentationspflichten und bürokratische Vorschriften schränken verfügbare Behandlungskapazitäten im ambulanten Bereich weiter ein. „Immer weniger Mittel und immer weniger Zeit für immer mehr Patienten und zusätzliche Aufgaben – da kann sich jeder an fünf Fingern abzählen, dass das nicht aufgeht“, rechnet Dr. Tappe vor.
Die Wahlen sind gelaufen. Die Hängepartie in der Gesundheitspolitik geht weiter. Auf Ampel-Chaos folgt Koalitionspoker. Die desolate Lage im Gesundheitswesen droht einmal mehr auf die lange Bank zu geraten. „Dabei wäre der Weg zur Sicherung der Versorgung der Bevölkerung gar nicht so schwer“, meint der bng-Verbandsvorsitzende. „Es ginge nur darum, Hürden in den ambulanten Strukturen abzuräumen: weniger Bürokratie, keine bedarfsfremden Budgetierungen, Abbau von
Zulassungsbeschränkungen, Stärkung der eigenständigen freiberuflichen Kompetenzen und Unterstützung bei Investitionen. Die Politik muss die Welt nicht neu erfinden. Sie muss nur schlechtes streichen.“
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